Anfang des Jahres kaufte die chinesische Elektrokonzern-Gruppe Haier die Hausgerätesparte von GE. Haier zahlte über fünf Milliarden Dollar für die zweitgrößte Marke für US-Haushaltsgeräte. Damit gilt es als die bisher größte Übernahme chinesischer Hersteller dieser Branche im Ausland.

Neben Haier zeigen auch andere chinesische Hersteller an der Übernahme von ausländischen Firmen für Haushaltsgeräte reges Interesse. So nahm an der Ausschreibung von GE auch das chinesische Unternehmen Midea teil. Die Midea-Group arbeitet bereits 15 Jahre lang mit GE zusammen und kooperierte bei der Entwicklung vieler Produkte. In diesem Zusammenhang begab sich der Vorstandsvorsitzende der Midea-Group Fang Hongbo persönlich in die USA, um mit GE-Leitern über die Übernahmebedingungen zu verhandeln.

Im vergangenen Jahr kaufte der chinesische Elektrokonzern Hisense die Fabriken des japanischen Haushaltsgeräteherstellers Sharp in Mexiko. Gleichzeitig erhielt Hisense die Markennutzung und alle Verkaufskanäle von Sharp-Fernsehern in ganz Amerika zugesprochen. Die Fabriken in Mexiko erstrecken sich über eine Fläche von 20 Hektar und verfügen über eine Produktionskapazität von drei Millionen Fernsehern pro Jahr. Hisense zufolge konnten durch die Übernahme der Rubrik für Fernseher Marktanteil und Bekanntheit der Marke in Nordamerika maßgeblich verbessert werden. Damit wird Hisense in der Lage sein, als eine multinationale Firma mit Samsung und LG zu konkurrieren.

Ebenfalls im vergangenen Jahr übernahm der chinesische Elektrokonzern Skyworth den deutschen Fernseh-Hersteller Metz und den europäischen Spezialisten für digitalen TV-Empfang und Set-Top Boxen Strong. Skyworth hofft, auf diese Weise einen Schritt zur Erschließung des europäischen Markts vollziehen zu können.

Allerdings stagniert die Nachfrage nach Haushaltsgeräten derzeit im Inland, weshalb die Präsenz auf dem internationalen Markt umso wichtiger ist. So präsentierten sich im Oktober 2015 zehn chinesische Haushaltsgerätemarken auf dem New York Time Square, darunter Haier, Gree, Chigo und LeTV.

Wenngleich Haiers Internationalisierungsprozess bereits im Jahr 1998 begann, ist der Bekanntheitsgrad nach 17 Jahren der Entwicklung unter amerikanischen Verbrauchern dennoch begrenzt. 2014 lag der Umsatz von Haier in den USA bei rund 500 Millionen US-Dollar, während die Haushaltsgerätesparte von GE 5,9 Milliarden US-Dollar erwirtschaftete. Experten meinen, durch die Übernahme der Sparte von GE könnte Haier bei Kerntechnologien und hinsichtlich der Verkaufskanäle zulegen.

Doch bringt die Übernahme auch Risiken mit sich. Experten warnen vor Kulturunterschieden, Differenzen in der Organisationsstruktur sowie Problemen bei der Geldbereitstellung für die Übernahme. Chinesische Firmen benötigten gut einige Jahre, um sich an die neuen Situationen anpassen zu können.