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Die Geschichte eines Shanghaier Doktors am Fuße des Qomolangma

Von Li Nan  ·   2021-08-26  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Tibet;Shanghai
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Es war Vatertag, und die Schule hatte jeden Schüler gebeten, ein Foto mit seinem Vater für ein Plakat zu machen. Yue Mengchen hatte es zwar gemacht, aber nicht abgegeben. Das Foto, das er verwendete, unterschied sich von denen aller anderen Kinder es war ein mit Photoshop bearbeitetes Bild. Der 7-Jährige brach in Tränen aus: „Ich konnte doch kein aktuelles Foto machen. Wann kommt Papa nach Hause zurück?“  

Sein Vater Yue Fei ist stellvertretender Chefchirurg des Ruijin-Krankenhauses in Shanghai. Er meldete sich freiwillig für drei Jahre zum Dienst im Volkskrankenhaus Xigaze im Autonomen Gebiet Tibet, um im Rahmen eines medizinischen Partnerschaftsprogramms die Region in Bezug auf medizinische Versorgung zu unterstützen. Xigaze, am Fuße des höchsten Berges der Welt, dem Qomolangma, gelegen, ist 4.215 Kilometer von seiner Heimat entfernt.   

Der Junge wusste nicht, dass sein Vater auf dem Hochplateau arbeitet, um dabei zu helfen, die Erfolge der Armutsüberwindung zu konsolidieren. Bereits Ende 2019 ist Tibet aus der extremen Armut entkommen, doch „Familien, die gerade die Armutsgrenze hinter sich gelassen haben, fallen aus Krankheitsgründen eher wieder in die Armut zurück“, so Yue Fei. 

 

Yue Fei (Mitte) führte am 26. März 2021 im Volkskrankenhaus Xigaze im Autonomen Gebiet Tibet eine minimal-invasive Operation durch. (Foto mit freundlicher Genehmigung von Yue Fei)   

Doktor mit „Zöpfen“  

Seit den 1990er Jahren wurden medizinische Fachkräfte aus renommierten Krankenhäusern des Landes nach Tibet entsandt, um die Entwicklung der medizinischen und Gesundheitsdienste in der Region zu beschleunigen. Seit Shanghai eine Partnerschaft mit Xigaze, der zweitgrößten Stadt der Region, geschlossen hat, arbeiten Ärzte aus der Metropole abwechselnd für ein bis drei Jahre in Xigaze. 

Yue Fei ist einer davon. Sein Vertrag läuft von Juli 2019 bis Juli 2022. In diesem Zeitraum ist er sowohl als führender Chirurg tätig als auch als Vizepräsident des Volkskrankenhauses Xigaze für die Ausbildung, fortschrittliche Technologieanwendungen und Leistungsbewertung des Personals zuständig.   

Wegen der geographischen Höhe von durchschnittlich 4.000 Metern stellt der Sauerstoffmangel für Yue und seine Kollegen eine Herausforderung dar. „Wenn wir eine Treppe hinaufsteigen oder etwas schneller gehen, schlägt auch das Herz schneller, wie beim ersten Rendevous“, sagte er und fügte hinzu, dass es die Hypoxie ist, die den Herzschlag beschleunigt.   

Schlimmer noch: Wegen der Hypoxie sind die Operationen in Xigaza viel energieaufwändiger als in Shanghai. „Wir werden Doktor mit Zöpfen genannt, weil bei Operationen sowohl der Patient als auch der Chirurg mit Sauerstoff versorgt werden. Ohne zusätzlichen Sauerstoff kann das Gehirn in kritischen Momenten langsam werden“, sagt Yue.    

Nach seiner Ankunft in Tibet hat er in Notoperationen mehr als 100 Leben gerettet. Darüber hinaus steht die Ausbildung junger tibetischer Ärzte ganz oben auf seiner Agenda. Vor 2019 konnten lokale Chirurgen im Volkskrankenhaus Xigaze nur laparoskopische oder „minimal-invasive“ Operationen an der Gallenblase durchführen. Heute beherrschen zwei Studenten von Yue die Technik für Magen-Darm- und Leberoperationen. „Ich hoffe, dass lokale Ärzte in Tibet nach drei Jahren in der Lage sind, komplizierte Operationen durchführen und schwierigere Fälle behandeln zu können, genau wie ihre Kollegen in Shanghai“, sagte er. 

Intelligente medizinische Versorgung 

Laut Yue entsendet Shanghai neben drei führenden Experten mit dreijähriger Vertragszeit jedes Jahr ein 20-köpfiges medizinisches Team in das Volkskrankenhaus Xigaze, mit dem Ziel, die lokale Entwicklung zu unterstützen. Für die zehn Schlüsselabteilungen wie die Allgemeinchirurgie werden jährlich Experten entsandt, die ihre medizinischen Fachkenntnisse anbieten. Für kleinere Abteilungen oder kritisch kranke Patienten stehen Ärzte in Shanghai über das Fernkonsultationssystem zur Verfügung. Roboter und Cloud-Computing-Anwendungen werden vom Krankenhaus eingesetzt, um Ärzte und Patienten in Shanghai und Xigaze miteinander zu verbinden. 

Yue und sein Team haben bis 2020 eine Reihe von Cloud-Datenbanken aufgebaut, in denen alle medizinischen Bilder des Volkskrankenhauses und alle Elektrokardiographen von fünf Kreiskrankenhäusern der Stadt gespeichert sind. Das EKG-Cloud-System ist eine der Datenbanken. Ärzte in Shanghai, Xigaze und fünf Kreisen, darunter auch Gyangze, können über Smartphones und Tablets auf die Datenbanken zugreifen und so schnell wie möglich eine Diagnose stellen. 

Außerdem können Patienten und Ärzte in Xigaze seit 2018 über ein Robotersystem mit Ärzten in Shanghai per Videochat kommunizieren und ihre Krankengeschichte in Echtzeit teilen. Tashi Chozin, Kinderärztin am Volkskrankenhaus Xigaze, ist eine Nutznießerin des Systems. Stößt sie auf einen problematischen Fall oder einen kritisch erkrankten Patienten, kann sie sich in Echtzeit mit dem Shanghaier Team in Verbindung setzen. Die meisten von ihnen arbeiten schon seit einiger Zeit in Xigaze. „Dank der Einführung des Robotersystems können Ärzte in Shanghai nun unsere Fragen beantworten und uns direkt unterrichten. Es ist für uns alle, die tibetischen Ärzte und die Patienten, sehr praktisch“, sagte sie gegenüber der Beijing Rundschau. 

„Ohne Xigaze verlassen zu müssen, können die Patienten die beste medizinische Behandlung aus Shanghai erhalten. Nicht jeder kann sich ein Flugticket leisten. Außerdem sind einige Patienten zu krank, um die lange Reise durchzustehen“, sagte Yue. 

 

Yue Fei und seine Familie in Lhasa am 4. August 2020 (Foto: Yue Fei)   

Ein abwesender Vater 

Für Yue bringt die Arbeit auf dem Plateau einen weiteren „Nebeneffekt“ mit sich – er sei emotionaler geworden, wenn er an seinen Sohn denkt. Er war ein strenger Vater, der seinen Sohn disziplinierte und zu Hause selten Emotionen zeigte. „Mein Junge hatte irgendwie Angst vor mir“, sagte der 40-Jährige. 

Als er Shanghai verließ, hatte sein Sohn gerade die Zeit im Kindergarten beendet. „Er wird ein Viertklässler sein, wenn ich zurückkomme. In der wichtigen Bildungsphase eines Jungen kann ich als Vater jedoch nicht bei ihm sein“, bedauerte Yue. 

„Mein Sohn konnte nicht verstehen, warum ich nach Tibet gegangen bin“, sagte Yue. Er versuchte es ihm so einfach wie möglich zu erklären. Er erzählte dem Jungen, dass Patienten in Tibet früher bei Operationen große Schnitte bekommen mussten. Doch jetzt, da Ärzte aus Shanghai minimal-invasive Operationen vornehmen können, brauchen sie nur noch ein paar winzige Löcher zu machen und die Patienten können am nächsten Tag wieder nach Hause gehen. „Ist das nicht eine wunderbare Sache?“ fragte Yue seinen Sohn. Der Junge nickte.     

Als er im August 2020 seinen Vater in Xigaze für sieben Tage besuchte, war sein Vater die halbe Zeit beschäftigt. Trotzdem verweigerte der Junge eine Einladung zu einer zweitägigen Reise zu nahe gelegenen Sehenswürdigkeiten. Stattdessen blieb er im Wohnheim seines Vaters und vertrieb sich die Zeit mit Lesen. Und warum? „Wenn ich eine Besichtigungstour machen würde, könnte ich tagelang nicht bei meinem Vater sein“, sagte der Junge. Diese Worte bewegten Yue tief.   

„Unsere emotionale Bindung ist jetzt stärker als je zuvor“, fasst Yue beglückt zusammen. 

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