日本語 Français English 中 文
  • descriptiondescription
Startseite China International Wirtschaft Kultur Porträt Bilder Video
Startseite >> Porträt

Christian Y. Schmidt: Chinas Sieg über die absolute Armut zeigt anderen Staaten, dass Armut kein Schicksal ist, sondern dass man sie ausrotten kann

Von Zhao Piao  ·   2021-04-16  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Armutsüberwindung;Zusammenarbeit
Druck
Email

„Oh, da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll“, sagt Christian Y. Schmidt im Interview mit der Beijing Rundschau über die Veränderungen in China, die ihn am meisten beeindruckt haben. Seit der deutsche Schriftsteller im Jahr 2005 mit seiner Frau nach Beijing gezogen ist, findet er auf jeder seiner Reisen durch China Entwicklungen, die ihn staunen lassen, und er hat dabei kontinuierlich beobachtet, wie der Wohlstand wuchs.

„Das chinesische Entwicklungsmodell ist allen anderen Modellen überlegen“ 

2021 jährt sich die Gründung der Kommunistischen Partei Chinas zum 100. Mal. Im Rückblick auf die Entwicklungsleistung Chinas im vergangenen Jahrhundert verwendet Schmidt das Wort „unglaublich“.  

Als China-Kenner ist seine Meinung nicht rein emotional begründet, sondern basiert vor allem auf einer umfassenden Beobachtung Chinas, was Wirtschaftsleistung, Pro-Kopf-Einkommen, Alphabetisierungsrate, Ernährung, Lebenserwartung usw. angeht. „Diese Fakten sollten jedem Laien vor Augen führen, wie sehr das chinesische Entwicklungsmodell allen anderen Modellen überlegen ist. Kein anderes großes Entwicklungsland auf der Erde hat in so kurzer Zeit solche Fortschritte gemacht.“ 

Außerdem habe die chinesische Regierung, die von der kommunistischen Partei gestellt werde, in der COVID-19-Pandemie gezeigt, wie schnell und effektiv sie auf eine solche Krise reagieren könne, so Schmidt weiter.  

Christian Y. Schmidt auf seinem Spaziergang am 6. Februar 2020 in Beijing. (Foto: Gong Yingxin) 

Anfang 2020 lebte Schmidt gerade in der chinesischen Hauptstadt Beijing, inzwischen hat er sein Leben während des COVID-19-Ausbruchs dokumentiert und seine Aufzeichnungen öffentlich gemacht, um seinen Landsleuten in Deutschland zu zeigen, wie es sich während einer Pandemie in China wirklich lebt. „Ich hätte mir gewünscht, dass die deutsche Regierung ebenso entschieden und deutlich auf die Pandemie reagiert hätte. Das hätte viele Menschenleben gerettet.“  

Sein Eindruck von der Regierungsfähigkeit der chinesischen Regierung leitet sich nicht nur aus der Pandemie ab. Auch den schnellen Ausbau der öffentlichen Nahverkehrssysteme und des Streckennetzes der Hochgeschwindigkeitszüge sowie die großen Fortschritte bei der Smog-Bekämpfung in Beijing und anderswo findet er imponierend. „Ich hatte immer wieder den Eindruck, dass die chinesische Regierung auf Probleme, die auftreten, schnell reagiert.“ 

Für Schmidt bedeutet Fortschritt natürlich keine Perfektion. Neben der weiteren Verbesserung der Luftqualität in Beijing hofft er auch, dass sich China als weltweit größter Erzeuger von alternativer Energie noch mehr auf diesem Gebiet engagiert, beispielweise sollte auf die Nutzung von Kohle in absehbarer Zukunft verzichtet werden. Zudem hält er den weiteren Ausbau des Autobahnnetzes für falsch, da er überhaupt den automobilen Individualverkehr – ob elektrisch oder auf Verbrennungsmotoren gestützt – für nicht zukunftsfähig hält. Eine ausgewogenere Geschlechterstruktur in politischen Führungspositionen wäre sicher nicht schlecht, so Schmidt weiter. 

„Nicht arm zu sein, ist für mich das allererste Menschenrecht“ 

Unter allen Errungenschaften Chinas hält Schmidt den Sieg über die absolute Armut für die wichtigste Leistung des Landes überhaupt. „Nicht arm zu sein, ist für mich das allererste Menschenrecht, denn wer arm ist, dem stehen alle anderen Menschenrechte nur theoretisch zur Verfügung“, erklärt er. 

Bis zum Jahr 2020 hat China im Kampf um die Lösung von Schlüsselproblemen bei der Armutsüberwindung einen umfassenden Sieg errungen. Seit der Reform und Öffnung vor mehr als vierzig Jahren hat China insgesamt über 700 Millionen Menschen aus der Armut befreit und damit zu mehr als 70 Prozent zur globalen Armutsüberwindung beigetragen. 

Die Weltbank schätze, dass derzeit weltweit immer noch fast 700 Millionen Menschen in absoluter Armut lebten, meint Schmidt und fügt hinzu, dass der Sieg über die absolute Armut in China auch anderen Staaten zeige, dass Armut kein Schicksal sei, sondern dass man sie ausrotten könne. 

Neben dieser vorbildlichen Rolle glaubt Schmidt auch, dass Chinas Entwicklung eine Chance für die Welt darstelle. Als Grund dafür führt er insbesondere die Seidenstraßeninitiative an, über die China in andere Länder investiert. Seiner Meinung nach würden dank dieser Investitionen endlich auch Staaten entwickelt, denen von den westlichen Industrieländern eine Entwicklung bisher verwehrt worden sei bzw. die links liegen gelassen worden seien, oder die sich mit ihrer Rolle als billige Rohstofflieferanten begnügen sollten. „Durch diese Investitionen Chinas – meist in Infrastruktur – wird die Welt letztlich ein gerechterer und somit weniger bedrohlicher Ort.“ 

„Zusammenarbeit zur Verbesserung des gegenseitigen Verständnisses erforderlich“ 

Schmidts Verständnis für China ist groß. Er muss bedauernd einräumen, dass das Bild Chinas, das dem deutschen Publikum im Allgemeinen vermittelt wird, nicht objektiv und umfassend ist. 

„Je erfolgreicher China ist und je weiter das Land im globalen Maßstab aufsteigt, desto düsterer wird das Bild, das ein großer Teil der deutschen Medien von China malt. Das hat sich noch einmal besonders deutlich in der Corona-Pandemie gezeigt“, erklärt er. 

Also werde das Bild eines Chinas gezeichnet, dass sich gegenüber dem Rest der Welt immer aggressiver gebärde, sagt Schmidt und fügt hinzu, dass es dafür keinerlei Belege gebe. „China hat in den letzten Jahrzehnten keine weiteren territorialen Ansprüche erhoben, geschweige denn einen Krieg geführt, Letzteres im Gegensatz zu vielen westlichen Staaten, Deutschland eingeschlossen. Offenbar unterstellt man im Westen China eine Politik, die man selbst betreibt oder zumindest betrieben hat“, erklärt er weiter. 

In jüngster Zeit haben die chinesisch-europäischen Beziehungen wegen der Konfrontation um die „Menschenrechtssanktionen“ und Gegensanktionen sowie der Eskalation des Streits um die „Xinjiang-Baumwolle“ zwischen der Geschäftswelt und der Öffentlichkeit beispiellose Veränderungen erfahren. Um das gegenseitige Verständnis zu verbessern und Missverständnisse zu beseitigen, ist er der Ansicht, dass China und Deutschland in allen Bereichen zusammenarbeiten sollten. Neben mehr Übersetzungen von chinesischen und deutschen Büchern sollte seiner Meinung nach überhaupt der Kulturaustausch weiter vorangetrieben werden, und dies, sobald die Pandemie vorbei sei, auch wieder auf persönlicher Ebene. „Nichts hilft besser gegen ein falsches China-Bild als ein Besuch in China“, sagt er.  

LINKS:

Adresse: BEIJING RUNDSCHAU Baiwanzhuanglu 24, 100037 Beijing, Volksrepublik China


京ICP备08005356号-2 京公网安备110102005860号