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Michael Hermann: Deutscher Philanthrop in China

Von Wei Hongchen  ·   2020-05-07  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Armutsbekämpfung;Deutscher
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Im Alter von 18 Jahren beschloss Michael Hermann, seinem Herzen zu folgen und sich dem internationalen Freiwilligendienst anzuschließen.

Nach mehr als drei Dutzend Hilfsprojekten in ebenso vielen Ländern ging der Dortmunder 2005 in die Berge von Yunnan, Sichuan und Chongqing. Als Vertreter der Hilfsorganisation „Humana People to People (HPP)“ setzt sich Hermann seit nunmehr 15 Jahren für die Armutsbeseitigung und Krankheitsprävention in Südchina ein.

Er lief barfuß um die Felder, um Bauern neue Anbautechniken beizubringen. Er ging von Dorf zu Dorf, um Präventions- und Verhütungswissen gegen AIDS zu popularisieren. Er sammelte Geld, in der Hoffnung, mehr armen Kindern in ländlichen Gebieten eine Vorschulerziehung zu ermöglichen...

Der schlanke Deutsche spricht fließend Chinesisch mit leichtem Akzent. Er liebt den Frieden und hat sein ganzes Leben dem Ziel gewidmet, in Armut lebenden Menschen zu helfen und ihnen Hoffnung zu geben.

  

Der inzwischen 63-jährige Michael Hermann arbeitet seit nunmehr 15 Jahren als freiwilliger Helfer in Südchina. (Foto: mit freundlicher Genehmigung von Michael Hermann) 

Ungewöhnlicher Wachstumsweg eines „rebellischen“ Jungen

1957 wurde Hermann in einer bürgerlichen Familie in Deutschland geboren. Sein Vater war Arzt und seine Mutter Lehrerin. Als Student galt Hermann in den Augen vieler Menschen um ihn herum als etwas „rebellisch“: er nahm an Studentenmärschen gegen die Besetzung Vietnams durch die US-Armee teil und war sehr daran interessiert, historische Themen wie die afrikanische nationale Befreiungsbewegung und den langen Marsch der roten Armee zu studieren. Noch rätselhafter aber war für seine Bekannten und Verwandten, dass Hermann bei seinem Abitur zwar gute Noten erzielte, sich aber dennoch gegen ein Universitätsstudium entschied.

Darüber hinaus wehrte er sich auch gegen die Wehrpflicht, da er „es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren [konnte], in einer Armee zu dienen, die zwei Weltkriege angefangen hatte“. Dafür machte er vor dem Amtsgericht zwei Aussagen, in denen er sich als Pazifist ausgab und den Richter schließlich überredete, seinen Wehrdienst durch ein ehrenamtliches Engagement im Hospiz zu ersetzen.

Dies wurde Hermanns erster großer Ausflug in die Welt der gemeinnützigen Arbeit. Während seiner 18 Monate im Hospiz fand er die Richtung, in die sein zukünftiges Leben weitergehen sollte: er wollte ein internationaler Freiwilliger werden. Seitdem hat sich an seinem Berufswunsch nichts mehr geändert.

„Ich liebe Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit. Mein Vater wünschte, ich würde Arzt werden wie er – ich aber fühlte den Drang, aus der Normalität auszubrechen, in die Welt hinauszugehen, für den Frieden und gegen den Krieg und Imperialismus zu arbeiten – lieber im Zelt in einem türkischen oder kolumbianischen Dorf als Freiwilliger in der Wirklichkeit leben und die Verhältnisse ändern, als weiterhin vom Elfenbeinturm der Universität aus die Welt zu betrachten“, sagte Hermann.

Im Alter von 22 Jahren verließ Hermann Deutschland und begann seine Laufbahn als internationaler Freiwilliger. Seitdem ist er in 44 Ländern gewesen und hat in 35 Ländern gearbeitet und gelebt. Seine Beziehung zu China begann in den 1980er Jahren.

„Die Geschichte der Chinesischen Revolution, der Roten Armee, der Landreform, der Volkskommunen, die Befreiung der Bauern und die Internationale Solidarität hat mich immer inspiriert, besonders der Satz ‚Lang Lebe die Solidarität aller Völker dieser Erde‘ am Tor des Himmlischen Friedens.“

Von 1987 bis 1989 kam Hermann an die International Cultural Exchange School der Fudan-Universität, um Chinesisch zu lernen. Zuvor war er noch nie in China gewesen. Hermann war neugierig auf China. Jedes Wochenende fuhr er mit seinem klapprigen alten Drahtesel durch die Gassen der Shanghaier Altstadt. Er besuchte auch viele andere chinesische Städte und fuhr sogar nach Wuhan.

2005 kam HPP nach China, um mit dem Büro für Armutsbekämpfung und Entwicklung der Provinz Yunnan zusammenzuarbeiten. Als Vertreter der HPP in China kam Hermann nach Yunnan.

Die „Federation for Associations Connected to the International Humana People to People Movement“ ist eine internationale Non-Profit-Organisation mit Sitz in der Schweiz, die sich aus 31 unabhängigen Mitgliedern nationaler Entwicklungshilfeorganisationen zusammensetzt, die sich in den Bereichen Bildung, Gesundheit und ländliche Entwicklung in Europa, Asien, Afrika und Nord- und Südamerika engagieren. Derzeit betreut die HPP 17 Projekte in Yunnan, Sichuan und Chongqing. Den Kampf gegen die Armut führt sie in den vier Hauptbereichen ländliche Entwicklung, Vorschulerziehung für Kinder verarmter Familien, umfassende Bekämpfung von Infektionskrankheiten sowie kohlenstoffarmes Leben.

  

Hermann unterwegs mit seinem Projektteam im Kreis Zhenkang in der Provinz Yunnan. (Foto: mit freundlicher Genehmigung von Michael Hermann) 

Den Teufelskreis der Armut zerstören

Im Jahr 2008 hat das Projektteam Hermanns eine einmonatige Ausbildung zur Armutsbekämpfung im Kreis Zhenkang in der Provinz Yunnan eingerichtet. Bei einem Besuch in den Bergen merkten Hermann und seine Kollegen, dass es in den Bergdörfern wegen ihrer geringen Größe, ihrer Abgelegenheit sowie der begrenzten Bildungsressourcen der lokalen Regierung keine Institution für Vorschulerziehung gab. Um Kinder zu versorgen, kann in vielen Familien mindestens ein Erwachsener nicht normal arbeiten, was dazu führt, dass das Familieneinkommen deutlich reduziert wird. Dadurch entwickelt sich ein Teufelskreis der Armut.

Hermann entschied sich dafür, diesen Teufelskreis zu zerstören. Infolgedessen startete HPP im gleichen August das Projekt „Vorschulen der Zukunft“ (Engl. Preschools of the Future, POF) im Dorf Taozizhai im Kreis Zhenkang. Durch die Einrichtung eines Tagesbetreuungssystems für örtliche Vorschulkinder können sich deren Eltern auf die Arbeit konzentrieren, damit sich das Familieneinkommen erhöht.

Laut Hermann führt das Projekt eine Vorschulerziehung auf Gemeindebasis unter dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ durch. Es mobilisiert die Dorfbewohner dazu, nicht genutzte Gebäude oder Räume in Klassenzimmer umzuwandeln, und wählt gleichzeitig Dorfbewohner mit einer Mittelschulausbildung oder höher als Lehrer aus, die sich dann um die Kindergartenkinder kümmern.

Der Projektleiter arbeitet mit lokalen Experten für Vorschulerziehung zusammen, um den Dorflehrern in drei aufeinanderfolgenden Jahren bis zu 700 Stunden Ausbildung gewähren zu können, und sie gleichzeitig in ihrer Erziehungsarbeit vor Ort zu betreuen und zu unterstützen. Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren lernen zusammen in gemischten Altersklassen mit je 15 bis 30 Schülern, die von einem Vollzeitlehrer und einem freiwilligen Assistenten betreut werden. Auf der Grundlage dieses Modells wurde das Projektkonzept kontinuierlich weiterentwickelt. Bis Ende 2019 wurden 348 Vorschulklassen geöffnet, um die frühkindliche Bildung und Entwicklung von mehr als 27.000 in Armut lebenden Kindern zu fördern.

Das Projekt trägt nicht nur zur Beschäftigung und Erhöhung des Einkommens von armen Haushalten bei. Nach Hermanns Ansicht ist die Vorschulerziehung für Kinder aus armen Familien von noch größerer Bedeutung. Er zitiert oft eine alte chinesische Volksweisheit, die besagt: „Im dreijährigen [Kind] sieht man die Persönlichkeit des erwachsenen Menschen, im siebenjährigen [Kind] sieht man die Persönlichkeit des gealterten Menschen“. Hermann glaubt, dass die Zeitspanne vom ersten zum siebten Lebensjahr den Lebenslauf eines Menschen bestimmt. Diese Phase beeinflusst das Selbstvertrauen, die Vorstellungskraft, die Persönlichkeit und vieles mehr.

Die Vorschulerziehung ist eine grundlegende Maßnahme zum Durchbrechen des Teufelskreises der generationsübergreifenden Armut, weswegen die chinesische Regierung immer schon großen Wert auf sie gelegt hat. Bereits im Jahr 2011 veröffentlichte die Regierung der Provinz Yunnan ihren ersten Dreijahresaktionsplan für die Vorschulerziehung. Mit der Steigerung der Finanzunterstützung aller Ebene hat sich die Einschreibungsrate der Provinz von 37,43 Prozent im Jahr 2010 auf 84,27 Prozent im Jahr 2019 angestiegen. Um eine umfassende Deckung der Kindergarten hat die Provinz eine Politik eingeführt, dass in jedem Dorf ein Kindergarten ausgestattet wird.

Hermann sagt, dass die hohe Priorität der Regierung auf die Vorschulerziehung auch den Fokus von „Humana“ verändert habe. Gegenwärtig konzentriere sich „Humana“ mehr auf die Unterstützung der Politik der Regierung, indem sie die Ausbildung der Lehrer, die Verwaltung der Klassen und Subventionen der Lehrer finanziert.

„Auf jeden Fall ist es unsere Mission, die ‚letzte Meile‘ bis zum letzten Dorf, zur letzten Familie zu gehen, um zu gewähren, dass kein einziges Kind zurückgelassen wird“, sagte er. „Mein Ziel ist es, dass kein Kind in China bei der Verfolgung seiner Träume zurückbleibt oder vergessen wird.“

Wann aufhören? – Niemals!

Das Jahr 2020 ist das Jahr, in dem in China der Kampf zur Lösung von Schlüsselproblemen bei der Armutsüberwindung gewonnen wird.

Da er selbst seit vielen Jahren an der Front zur Armutsüberwindung tätig ist, ist Hermann mit den Veränderungen Chinas in diesem Bereich sehr vertraut. „China wird das Ziel der Armutsbekämpfung als Teil der nachhaltigen Entwicklungsziele der UN etwa 10 Jahre vor dem Rest der Welt erreichen. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob die westlichen Länder und die von Ihnen abhängigen Entwicklungsländer die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen bis 2030 verwirklichen können.“

Die Steigerung der Lebenserwartung der Chinesen beeindruckt ihn auch. Im Jahr 1949, noch vor der Gründung der Volksrepublik China am 1. Oktober, betrug die durchschnittliche Lebenserwartung in China nur 35 Jahre. Bis 2018 ist sie auf 77 Jahre gestiegen – und hat sich damit in nur 70 Jahren mehr als verdoppelt. „Kein Land der Welt hat eine so schnelle Entwicklung erreicht wie China. Es hat die durchschnittliche Lebenserwartung der Menschen innerhalb von kurzer Zeit erheblich erhöht. Dies ist eine erstaunliche Leistung.“

Hermann lebt schon seit mehr als 17 Jahren in China. Wenn ihm die Frage gestellt wird, wie lange er denn noch hierbleiben wolle, lächelt der 63-Jährige und sagt, er wolle sich in China niederlassen und plane, den Rest seines Lebens hier zu verbringen.

„Wie lange noch? Hoffentlich bis zu meinem 100sten Geburtstag – oder wenigstens bis 2049.“

Die Partei hat sich das Ziel gesetzt, das Land bis zum 100. Gründungstag der Volksrepublik China im Jahr 2049 zu einem modernen sozialistischen Staat, der reich, stark, demokratisch, kultiviert, harmonisch und schön ist, aufzubauen.

Michael Hermanns größter Wunsch ist es, das alles mitzuerleben und mit eigenen Augen zu sehen.

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