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„Wir müssen Deutschland und seine Sprache innig lieben“ |
Von Zhao Piao · 2017-08-24 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: Deutsch;Bildung;Studium | Druck |
In seinem Artikel „Heidelberg, mein Leseparadies!“ beschrieb Liu Heidelberg als seine „akademische Heimat“, woran man schon erkennen kann, dass diese Stadt bei ihm während seiner langen akademischen Karriere doch einige unvergessliche Erinnerungen hinterlassen haben muss.
„Die 13 Monate in Heidelberg kann ich mit nur einem Satz gut beschreiben: ich fühlte mich wie der sprichwörtliche Fisch im Wasser. Am liebsten hätte ich alle Bücher in der Bibliothek gelesen“, erinnert sich Liu. Für Bücherliebhaber, die die Uni Heidelberg kennen, ist diese Metapher nur allzu verständlich. Die Universität Heidelberg verfügt über viele Bibliotheken: neben der Hauptbibliothek verfügt jede Fakultät noch über ihre eigene Fachbibliothek. Von Montag bis Samstag blieb Liu nach den Vorlesungen den ganzen Tag über in der Bibliothek, wo er zahlreiche Fachbücher las. Einen eigenen Computer hatte er nicht, doch seine handschriftlichen Notizen aus dieser Zeit füllen insgesamt elf dicke Notizbücher.
Seine Studienerlebnisse in Deutschland bescherten dem späteren Professor zahlreiche wertvolle Erinnerungen und eine Menge Wissen, das ihn Zeit seines Lebens begleitete – von seinem Posten als Verlagslektor, dann stellvertretender Lektoratsleiter bis auf das Podium der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften und schließlich zu seiner Professur an der Deutschabteilung der Fremdsprachenuniversität Beijing.
Doch Liu ist nicht nur selbst ein eifriger Forscher. Er motiviert auch immerzu die heutigen, jungen Studenten, „sich zu entschließen, großartige Gelehrte und Übersetzer zu werden.“ Seiner Ansicht nach sollten die Deutschstudierenden in China versuchen, sich multidisziplinär und interdisziplinär zu entfalten, anstatt sich nur auf ihre eigenen Disziplinen (meist Sprach- und Translationswissenschaften) zu beschränken. Nur so könnten sie sich wirklich verbessern und hätten genügend Raum für ihre eigene Entwicklung, um später größere Beiträge zum chinesisch-deutschen Kultur- und Bildungsaustausch leisten zu können, meint Liu.
„Wenn wir Deutsch lernen und über Deutschland forschen wollen,dann müssen wir das Land und seine Sprache innig lieben.“ Liu betonte jedoch, dass „Deutschland und das Deutsche innig zu lieben“ auf keinen Fall bedeute, dass man China und seine Sprache plötzlich nicht mehr liebe. Ganz im Gegenteil – nur aus Liebe zu beiden Sprachen und Ländern werde man sich beim Studieren und in der Forschung die größte Mühe geben. „Wir sollten jegliche Vorurteile abbauen, um unser eigenes Land und andere Länder so objektiv und umfassend wie möglich zu betrachten.“
Den heutigen Studenten wolle er mit auf den Weg geben, dass das Studieren im Ausland nicht nur für sie selbst von großer Bedeutung sei, sondern auch eine wichtige Möglichkeit für ein Land, Volksdiplomatie zu praktizieren, so Prof. Liu. Neben der Regierungsdiplomatie spreche man nämlich heute auch von der sogenannten öffentlichen oder auch Volksdiplomatie, die als Ergänzung und Grundlage der Regierungsdiplomatie diene, gleichzeitig aber auch eines ihrer Ziele sei.
„Ich hoffe, dass immer mehr Chinesen nach Deutschland gehen und immer mehr Deutsche nach China kommen werden. Etwas auch nur einmal selbst zu sehen ist immer noch besser als hundertmal davon zu hören“, sagte Prof. Liu. „Länder sollten sich im Kontext der Globalisierung nicht von der Außenwelt abkapseln, sondern verstärkt miteinander zusammenarbeiten und sich austauschen, um mehr zur Wahrung des Friedens und der weltweiten Entwicklung beizutragen. Dabei könnten China und Deutschland eine größere, ja vielleicht sogar führende Rolle spielen.“
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