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Von Fujian nach Frankfurt: Teeexperte Gerhard Thamm bringt chinesischen Tee in deutsche Tassen |
Von Yang Ruirong* · 2024-10-21 · Quelle:german.chinatoday.com.cn |
Stichwörter: Tee;Fujian;Frankfurt | Druck |
Im September strahlt die Sonne hell über dem Wuyi-Gebirge, hier rund 250 Kilometer nordwestlich von Fuzhou im Herzen Fujians. In der Luft liegt ein sanfter Duft von Tee. In dieser wunderbaren Jahreszeit empfängt Teebauer Ning Demao hier einen besonderen Gast aus dem fernen Deutschland – Gerhard Thamm. Der Frankfurter versteht sich als Tee-Botschafter zwischen den Kulturen.
Die Freundschaft der beiden Teeliebhaber begann vor gut zwölf Jahren. Damals, im April 2012, hatte Nings Sohn Ning Zhenwen den Deutschen bei einem Teewettbewerb im Wuyi-Gebirge kennen gelernt. Er lud den Tee-Kenner aus Hessen kurzerhand zur Teeplantage seines Vaters ein. Thamm widmet sich schon seit langem der Erforschung und Verbreitung der chinesischen Teekultur. Freunde in China nennen ihn den „deutschen Lu Yu“ – ein Kompliment in Anlehnung an den berühmten chinesischen Teekenner Lu Yu aus der Tang-Dynastie (618-907).
Plantagenplausch: Gerhard Thamm im Gespräch mit Ning Zhenwen auf der Teeplantage der Nings. (Foto: Yang Ruirong)
Schon beim ersten Besuch war Gerhard Thamm von der Plantage und den Gärten der Nings angetan. Das idyllische Fleckchen Erde begeisterte ihn. Der weitläufig wuchernde Wald, der üppige Bambushain und die gurgelnden Bäche rund um die Plantage – all dies ließ das Herz des Deutschen höherschlagen. „Ich betrete hier im Wuyi-Gebirge wunderbares Neuland“, kommentierte er.
Thamm weihte die Nings in seinen großen Traum ein: er wolle das einflussreichste Teehaus Europas eröffnen, sagte er. Die Leidenschaft des Deutschen war ansteckend. Die chinesische Teefamilie versprach Thamm, ihn in seinen Plänen nach allen Kräften zu unterstützen. Seitdem begann Ning Zhenwen, alljährlich Wuyi-Tee an seinen deutschen Freund zu senden. Mit im Paket waren stets auch erklärende Materialien in englischer Sprache über den jeweiligen Tee, damit der Deutsche die Teekultur aus dem Reich der Mitte in Europa besser verbreiten konnte.
Mit Stößel und Spaß bei der Sache: Gerhard Thamm lässt sich im Wuyi-Gebirge in jahrhundertealte chinesische Teezubereitungstechniken einführen. (Foto: Yang Ruirong)
2014 sollte für Thamm ein Meilenstein werden. In jenem Jahr interviewte ihn ein deutscher Fernsehsender. Während des Interviews hielt Thamm auch ein Foto von Nings Familie in die Kamera, um den deutschen Zuschauern zu zeigen, woher der Wuyi-Tee, der in seiner Teestube serviert wird, überhaupt stammte. Die Sendung verschaffte dem Wuyi-Tee noch mehr Aufmerksamkeit in Deutschland und vergrößerte die Fangemeinde des östlichen Aufgussgetränks.
Angesichts der wachsenden Popularität chinesischen Tees beschloss Thamm, ein größeres Teehaus zu eröffnen. 2015 war es soweit: „Chá Dào – China Tea & Art“ öffnete im Frankfurter Westend seine Pforten – als eine Mischung aus Teehaus und Galerie auf einer Fläche von rund 400 Quadratmetern. Thamm ermunterte Ning Demao mit einzusteigen und in das Projekt bzw. in das Teehaus zu investieren. 2016 reisten die Nings eigens nach Deutschland, um bei der Eröffnungsfeier von „Chá Dào“ mit dabei zu sein. Auf der Zeremonie ließ Ning Zhenwen sein Können aufblitzen und goss für die Anwesenden feinen Qilan-Tee auf. Bei der Verkostung staunte ein junger Deutscher nicht schlecht. „Das schmeckt fast wie Alpenschokolade!“, sagte er.
Im März 2017 brach der Vorstand des neuen Teehauses zur ersten China-Exkursion auf. Natürlich ging es ins Wuyi-Gebirge, wohin auch sonst, wo Thamm und die anderen Mitglieder der Reisegruppe gemeinsam Nings Teeplantagen besuchten. Zurück in der deutschen Heimat folgte noch im Oktober desselben Jahres ein großes Teefest in Frankfurt. Dabei verlieh die Regierung der Stadt Wuyishan Thamms Einrichtung als erste im Ausland den Titel „Zentrum für die Verbreitung des Dahongpao aus dem Wuyi-Gebirge“ und zeichnete Ning Demao als Botschafter für die Verbreitung des Dahongpao-Tees in Deutschland aus.
Gut besucht: Thamms chinesisches Teehaus in Frankfurt zieht viele Besucher an. (Foto: Yang Ruirong)
Die Anerkennung durch die chinesische Regierung motiviert Thamm, sein Engagement als Tee-Botschafter in Deutschland fortzusetzen. Auch in Zukunft will er seinen Landsleuten die gesellschaftlichen Besonderheiten Chinas sowie Land und Leute näherbringen. Im Mai 2018 wählte das Magazin „Stern“ das „Chá Dào“-Teehaus auf Platz 28 der 50 Traumziele in Deutschland.
Auch die Freundschaft zwischen Thamm und den Nings ist ungebrochen. Als der Frankfurter im letzten Jahr online den Dokumentarfilm „Das Wuyi-Gebirge – Unser Nationalpark“ und die darin gezeigte malerische Landschaft sah, wuchs in ihm das Fernweh nach seiner zweiten Heimat China. Noch am selben Tag schrieb er eine E-Mail an Ning Zhenwen, sagte, er wolle sobald wie möglich wiederkommen.
Im September 2024 war es dann endlich soweit: Gerhard Thamm reiste nach Fujian ins Wuyi-Gebirge, wo er seine „chinesische Familie“ wiedertraf. Als Teebotschafter zwischen China und Deutschland wurde er auch von der lokalen Regierung offiziell empfangen. Bei dieser Gelegenheit stellte der Hesse den lokalen Beamten sein Frankfurter Teehaus im Detail vor und tauschte sich mit der chinesischen Seite über die Förderung der chinesischen Teekultur in Deutschland aus.
Bio in der Tasse: Ning Zhenwen erklärt Thamm, wie er auf seiner Plantage Bio-Tee anbaut. (Foto: Yang Ruirong)
Während seiner Chinareise hielt Thamm auch einen Vortrag an der Universität Wuyi, wobei er über den Stand der Teekultur in Europa und seine langjährigen Erfahrungen bei der Verbreitung des Wuyi-Tees berichtete. Auch tauschte er sich intensiv mit den Studierenden aus.
Die Teekultur ist ein wichtiger Bestandteil der traditionellen chinesischen Kultur. Das Wuyi-Gebirge im Herzen Fujians gilt als Geburtsort des schwarzen Tees und des Oolong-Tees – die Teesorten der Gegend sind also in der ganzen Welt berühmt. Teeliebhaber Gerhard Thamm hat in den letzten Jahren seinen eigenen Teil dazu beigetragen, chinesischem Tee in Deutschland noch mehr Bekanntheit zu verschaffen. Mehr als 10.000 Menschen aus 16 europäischen Ländern haben sein Teehaus in der Frankfurter Innenstadt bereits besucht. Und auch immer mehr Organisationen und lokale Regierungen kommen auf Thamm zu, um von seinem erfolgreichen Betriebsmodell zu lernen und mit ihm zusammenzuarbeiten. Damit bringt der Hesse erfolgreich chinesischen Tee in immer mehr deutsche Tassen.
*Yang Ruirong arbeitete einst im Büro für Taiwan-Angelegenheiten des Parteikomitees der Stadt Wuyishan.
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