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Fünftes Festival des Deutschen Films eröffnet |
Von Maik Rudolph · 2017-11-16 · Quelle:Radio China International |
Stichwörter: Film;Kultur;Deutschland | Druck |
v.l.n.r. Michael Koch, Frederick Lau, Lars Kraume, Matti Geschonneck
Vorhang auf für das 5. Festival des Deutschen Films in China 2017. Vergangenen Freitag wurde es offiziell im Beijinger Kunstdistrikt 798 eröffnet. Präsentiert wird es von German Films und dem Goethe-Institut China mit freundlicher Unterstützung der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Peking. Das Festival tourt vom 10. Bis 17. November durch Beijing, Chengdu, Nanjing und Shenzhen.
Bei der Eröffnung setzten Enrico Brandt, Leiter des Kulturreferats der Deutschen Botschaft Peking, sowie der Botschafter Michael Clauss, das Festival in direkten Bezug zum 45-jährigen Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen China und Deutschland. Brandt lobte die „intensiven und fruchtbaren Kulturbeziehungen" und beteuerte, dass es sich dabei aber nicht um die übliche Diplomatensprache handele, denn er verwies ebenso auf die erst kürzlich stattgefundene Kunstaustellung Deutschland 8 in Beijing.
Da es sich bereits um das fünfte Filmfestival handelt, spreche dies für ein ausgeprägtes Interesse Chinas an Deutschland, so Brandt weiter. Das Festival sei somit ein „Fenster zum deutschen Kulturleben". Die Geschäftsführerin von German Films Marietta Rissenbeek konnte dem nur zustimmen, sie erklärte, in China baue sich eine interessierte Zuschauerschaft auf, besonders im Hinblick auf das kommende sechste Festival.
In eine ähnliche Richtung argumentierte auch Yang Chao. Er war einer der zwei anwesenden chinesischen Filmemacher. Yang Chaos Film Crosscurrent war der einzige chinesische Film im Berlinale-Wettbewerb des letzten Jahres und erhielt den Silbernen Bären für seine Kamera. Seiner Meinung nach könne Film heutzutage eben nur „in der Konfrontation verschiedener Kulturen" entstehen. Als Freund der deutschen Kultur lobte er ihre selbstreflexive Philosophie und ihren Film sowie deutsche Musik.
Zu Gast war ebenso Michael Koch, der seinen Film Marija vorstellte. Es geht darin um eine ukrainische Frau, die in Deutschland versucht, sich selbst zu verwirklichen und dabei sehr viel aufgeben muss. Der Film ist laut Koch ein Portrait echter menschlicher Schicksale, die er auf seinen Reisen in der Ukraine angetroffen habe.
Kochs Film passt damit zu einem der Schwerpunkte des diesjährigen Festivals – Starke Frauen. Ein spezielles Panel dazu steht auf dem Plan.
Lars Kraume war mit seinem Film Terror – Ihr Urteil vertreten. Er behandelt moralische Fragen und Terrorismus. Der Film ist eine Adaption des Theaterstücks von Ferdinand von Schirach. Am Ende stimmt das Publikum selbst über das Urteil ab.
Mit dieser Adaption spricht Kraume einen weiteren Schwerpunkt des Festivals an – Literaturadaptionen. Filme sind häufiger als man es erwartet, Adaptionen literarischen Materials, sei es der Bezug zu einer Sage oder einem Mythos, die moderne Umsetzung klassischen Theaters, eine Roman- oder Comicverfilmung. Fragen zur richtigen Form der Adaption, zur Anpassung an das Medium und wie eng man sich an die Vorlage zu halten hat, werden dort diskutiert.
Ein weiterer Gast bei der Eröffnung war der Schauspieler Frederick Lau. Man kennt ihn aus Filmen, wie Neue Vahr Süd, die Welle oder Victoria. Sein neuer Film Simpel handelt von zwei Brüdern. Einer davon, gespielt von David Kross, ist geistig behindert. Beide erleben ein Abenteuer auf der Suche nach ihrem Vater. Seit sein Film Victoria das dritte Filmfest eröffnete ist er auch in China ein bekannter Name. Darum bekommt er ein gesondertes Schwerpunktpanel beim Festival in Nanjing.
Der letzte Schwerpunkt des Festivals liegt auf Kunst – Filmkunst und Filme über Kunst. Künstlerportraits sind auf dem Festival vertreten, wie der Spielfilm Paula über Paula Modersohn-Becker oder der Dokumentarfilm Beuys über den gleichnamigen umstrittenen Künstler mit allerhand bisher unveröffentlichten Ton- und Bildmaterials. Auch der österreichische Autor Stefan Zweig ist in Vor der Morgenröte von Maria Schrader vertreten. Verkörpert wird er vom österreichischen Kabarettisten und Schauspieler Josef Hader.
Ein besonderer Film und zugleich der Eröffnungsfilm im Ullens Center for Contemporary Art war In Zeiten des abnehmenden Lichts. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Eugen Ruge und glänzt mit seiner Besetzung: Bruno Ganz, bekannt aus Der Untergang und der 21-stündigen Aufführung der beiden Teile von Faust auf der Expo 2000, Alexander Fehling, Angela Winkler, die Mutter aus der Verfilmung der Blechtrommel und Sylvester Grothe, der in Hollywood bei Inglorious Basterds und in Fargo Staffel 3 bereits Fuß fassen konnte. Der Film erzählt vom Zusammenbrechen einer Familie angesichts des Endes der Deutschen Demokratischen Republik.
Regisseur Matti Geschonneck war bei der Eröffnung vor Ort. Seine Adaption des zugrundeliegenden Romans ist dabei sehr ungewöhnlich. Während der Roman die Familie über das gesamte 20. und bis ins 21. Jahrhundert verfolgt, verdichtet der Film den Plot auf die Geburtstagsfeier des 90-jährigen DDR-Parteikämpfers Powileit kurz vor dem Fall der Mauer. Geschonneck betonte, ihn reizten besonders die Figuren, da er sie aus seiner eigenen Familiengeschichte wiedererkenne. Der Film sei keine Abrechnung mit der DDR, sondern ein melancholischer Blick, betonte der Regisseur. Er versuche dabei einen Blickwinkel auf die DDR zu zeigen, der selten im deutschen Film bedient werde.
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