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Menschen vor Profit

Von Rebeca Toledo  ·   2020-02-14  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Coronavirus
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Eine in China lebende Kostarikanerin beschreibt, wie sie den Ausbruch des neuen Coronavirus erlebt.  

Ein Kunde wählt am 5. Februar in einem Supermarkt in Chongqing, Südwestchina, Gemüse aus. (Foto: Xinhua) 

Während der Feiertage zum chinesischen Frühlingsfest war ich in Thailand, als sich die Nachrichten von der Verbreitung der Neuartigen Coronavirus-Pneumonie (NCP) in China häuften. Ich hatte noch eine weitere Woche Urlaub, bevor ich am 1. Februar nach Hause nach Beijing fuhr, und die steigende Zahl von SMS-Nachrichten und Anrufen von Familie und Freunden machte mich wirklich nervös.  

Obwohl mehrere chinesische Freunde und Kollegen in ständigem Kontakt mit mir standen und mich über die Entwicklungen auf dem Laufenden hielten, forderten die Schlagzeilen über die Ausbreitung des Virus und die daraus resultierende Panik ihren Tribut von mir. Als ich dann bereit war, zurück nach Beijing zu reisen, war ich mir sicher, dass es ein großer Fehler war, während dieser Urlaubszeit zu verreisen.   

Meine Fluggesellschaft veröffentlichte gemischte Nachrichten darüber, ob ich unter Quarantäne gestellt, inhaftiert oder an Bord gelassen werden würde. Ich kam am Flughafen an und erwartete das Schlimmste, konnte aber ohne Probleme an Bord gehen, wobei ich allerdings angehalten wurde, um meine Temperatur messen zu lassen. Bei der Ankunft in der chinesischen Hauptstadt ging zunächst medizinisches Personal an Bord und inspizierte das Flugzeug, bevor wir aussteigen konnten.   

Da kaum Autos unterwegs waren, erreichte ich den zentral gelegenen Xicheng-Bezirk in Rekordzeit. Am Tor meines Wohnkomplexes baten mich zwei Personen, die sich als Angestellte der Gemeinde auswiesen, mich in eine Liste einzutragen und anzugeben, wo ich gewesen war. Sie fragten insbesondere, ob ich in Wuhan in der zentralchinesischen Provinz Hubei gewesen war – dort, wo der Virus zuerst aufgetaucht war. Als ich verneinte, maßen sie meine Temperatur, fragten mich, wie ich mich denn fühlte, und sagten mir, ich solle ihnen Bescheid geben, wenn ich etwas brauche. Ihre Hilfsbereitschaft erfreute mich sehr.  

Ich wusste bereits, dass die chinesische Regierung die Menschen gebeten hatte, zu Hause zu bleiben, nicht rauszugehen, wenn es nicht notwendig ist, draußen immer eine Atemschutzmaske zu tragen und sich regelmäßig die Hände zu waschen. Ohne zu wissen, was mich erwartete, wagte ich mich in den Supermarkt – und staunte nicht schlecht, fehlte doch der übliche Samstagstrubel. Im Vergleich zu sonst war so wenig los, dass ich es schon ein bisschen unheimlich fand. 

Es gab reichlich Frischwaren und Fleisch, sowie andere Lebensmittel und Papierwaren. Nichts war knapp, und die Preise waren ungefähr so hoch wie immer. Die Menschen im Laden waren freundlich und verhielten sich ordentlich; es gab keinen irren Ansturm, kein Gedränge und auch keine „Hamsterkäufe“. Ich begann langsam, mich zu entspannen. Alle Bedenken, von denen ich im Ausland gehört hatte, stellten sich als falsch heraus.   

Die Regierung hatte die Ferien zum Frühlingsfest verlängert und alle Unternehmen, die es konnten, aufgefordert, ihre Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten zu lassen. Das schloss mich ein. Also begann ich, meine eigene Arbeitsroutine aufzustellen, Nachrichten zu schauen, zu kochen, zu essen, ab und zu ein Nickerchen zu machen, Sport zu treiben und mit den Leuten in Kontakt zu bleiben.   

Ich ging alle zwei Tage raus, um Vorräte zu besorgen, und jedes Mal waren mehr Leute auf der Straße – nicht unbedingt auf normalem Niveau, aber immer mehr. Die Nachbarn grüßten mich und fragten, wie es mir ginge, und ein unerwarteter Schneefall machte Beijing besonders schön. 

Während ich weg war, hatte China mit dem Bau von zwei Krankenhäusern in Wuhan begonnen, die in der Woche meiner Rückkehr fertig gestellt wurden. Wie war das überhaupt möglich? Staatspräsident Xi Jinping hatte gesagt, dass das Leben und Wohlergehen der Menschen während der Krise Priorität habe, und ich konnte in meinem direkten Umfeld sehen, dass dies keine leeren Worte waren. China ist in der Lage, die Ressourcen des ganzen Landes in einer Krise in Windeseile zusammenzuziehen, um sich auf ein einziges Problem zu konzentrieren, und der Sozialismus chinesischer Prägung kann Wunder bewirken.  

So wird der Bevölkerung dieser Tage zum Beispiel ein großer Teil der medizinischen Kosten erlassen, um die Menschen dazu zu ermutigen, sich behandeln zu lassen. Bis zum 6. Februar hatte die Regierung etwa 9,5 Milliarden Dollar für Prävention und Kontrolle bereitgestellt. Die Produktion von Atemschutzmasken und anderen medizinischen Hilfs- und Schutzmitteln läuft im Schichtbetrieb, rund um die Uhr.   

Private und öffentliche Krankenhäuser, Hotels und andere Orte in Hubei werden für die Quarantäne und die Behandlung infizierter Patienten genutzt. Die Entsendung von medizinischem Personal aus allen Teilen Chinas wird gut koordiniert.  

Die Regierung hat sogar Rückzahlungen von Hypotheken und Darlehen ausgesetzt, solange die Menschen nicht arbeiten können. Sie verbot Fluggesellschaften und Eisenbahnen, von ihren Kunden Gebühren für Änderungen oder Stornierungen zu verlangen, und kündigte strenge Strafen für jeden an, der beim übermäßigen Anheben der Preise oder dem Horten von Waren erwischt wird.  

Ich habe während der AIDS-Pandemie in den 1980er Jahren in den USA gelebt. Die Regierung unter Ronald Reagan ignorierte die Krise jahrelang und stigmatisierte die Opfer der tödlichen Krankheit sogar noch, anstatt ihnen zu helfen. Als die Pharmaindustrie Jahre später Medikamente entwickelt hatte, waren die Kosten für die Präparate so hoch, dass die meisten Betroffenen faktisch trotzdem zum Tode verurteilt waren. Die Gier nach Profit sorgte für eine tragische Situation.  

In New York City, wo ich ebenfalls einmal gewohnt habe, konnten große Schneestürme die Benzin- und Lebensmittelpreise leicht auf ein exorbitantes Niveau treiben. Jeden Winter starben Menschen in der Kälte, weil sie sich die Wärme nicht leisten konnten, während Tausende, vor allem Kranke und ältere Menschen, an der gewöhnlichen Grippe starben.  

In China aber hat mir der effektive, schnelle und mitfühlende Kampf gegen die NCP als beruhigender Balsam gedient. Bereitwillig setze ich mein Vertrauen in die chinesische Regierung, da ich weiß, dass sie die Menschen vor den Profit stellt.  

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