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Chinas Botschafter in Deutschland, Wu Ken, im Interview mit Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

  ·   2019-05-06  ·  Quelle:Radio China International
Stichwörter: Deutschland;Botschafter;China
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Nun haben die Chinesen für viele Milliarden Euro Unternehmen in Deutschland gekauft – darunter den Robotik-Spezialisten Kuka. Das hat die Deutschen alarmiert.

Stimmt, die Skepsis bekommen chinesische Investoren sehr wohl zu spüren. Dabei haben die Deutschen inzwischen 80 Milliarden Euro in China investiert, wir dagegen nur 11 Milliarden in Deutschland. Als ehemaliger außenpolitischer Berater des Gouverneurs von Guangdong weiß ich, wie viele ausländische Unternehmen allein in dieser Provinz investiert und chinesische Unternehmen zu 100 Prozent übernommen haben. Umgekehrt haben chinesische Investoren leider zunehmend Probleme auf dem europäischen und auch auf dem deutschen Markt.

In welcher Hinsicht?

Nach der Übernahme des Robotik-Konzerns Kuka durch die chinesische Midea-Gruppe sind die gesetzlichen Hürden für uns erhöht worden. Jetzt kommen bestimmte Geschäfte nicht mehr zustande. Eine chinesische Firma etwa wollte 20 Prozent des Stromnetzbetreibers 50Hertz übernehmen. Die Verhandlungen liefen gut, aber plötzlich hieß es dann: Nein, eine Übernahme sei nicht mehr möglich. Sehr schade.

China erscheint sehr intransparent. Man weiß nicht, wer sich hinter den chinesischen Investoren verbirgt. Das gilt auch für den Technologiekonzern Huawei, dessen Beteiligung am 5G-Netzausbau umstritten ist.

Huawei ist ein privates unabhängiges Unternehmen. Der Vorwurf der verdeckten Spionage für den chinesischen Staat, wie ihn die Vereinigten Staaten aufgebracht haben, entbehrt jeder Grundlage. Wo sind überhaupt dafür die Beweise? Die weltweite Kampagne Amerikas gegen Huawei ist politisch motiviert. Huawei hat technologisch mit den amerikanischen Konzernen gleichgezogen. Für die Vereinigten Staaten ist das unerträglich.

Sie vermuten also reine Wettbewerbsgründe für die Spionagevorwürfe?

Ja. Das ist Mobbing gegen chinesische Tech-Unternehmen.

Unternehmen können in China sehr schnell in den Griff der chinesischen Regierung geraten. Und der Huawei-Gründer gilt als regierungsnah.

Die Beziehung von Huawei zur chinesischen Regierung ist nicht enger als die von Volkswagen zur deutschen Politik. Im Gegenteil. VW ist zu 20 Prozent in staatlicher Hand. Die chinesische Regierung ist dagegen an Huawei mit keinem Cent beteiligt.

Chinas Regierung ist dabei, bis 2020 ein Sozialkreditsystem zu schaffen, das alle Menschen kontrolliert und Verfehlungen sanktioniert. Haben Sie auch so ein Sozialkredit-Konto?

Tatsächlich befindet sich das Sozialkreditsystem noch im Aufbau. Im Übrigen ist meine Frau zu Hause die Chefin und verwaltet alle unsere Konten. Aber bedenken Sie, in der chinesischen Gesellschaft herrscht ein enormes Vertrauensdefizit. Es hat große Skandale um Milchpulver und Impfstoffe, Korruption und sogar Fehlverhalten in der Wissenschaft gegeben. Die Bevölkerung hat die Regierung aufgefordert, dringend etwas dagegen zu unternehmen. Mit dem Sozialkreditsystem soll dieses Vertrauen wiederhergestellt werden. Das Gros der Chinesen befürwortet das Sozialkreditsystem deshalb auch – 80 Prozent laut einer repräsentativen Studie der Freien Universität Berlin. Es geht um urchinesische Tugenden wie Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit.

Inzwischen herrscht doch totale gesellschaftliche Kontrolle. Sie erfassen die Menschen nicht nur mit dem Punktesystem, sondern nach Medienberichten bald auch mit 600 Millionen Überwachungskameras und Gesichtserkennung.

So wird das von den Chinesen aber nicht empfunden. Aufgrund unserer Kultur geht es für uns Chinesen in erster Linie um die Sicherheit und Stabilität, alles andere kommt danach. Es ist enorm herausfordernd, ein Land mit 1,4Milliarden Einwohnern zu verwalten. Allein in Peking fahren täglich mehr als 10 Millionen Menschen mit der U-Bahn. Ohne Sicherheitskontrollen und Überwachungskameras wäre die Sicherheit nicht gewährleistet.

In Deutschland ist das unvorstellbar.

Zwischen unseren beiden Ländern gibt es sehr große kulturelle Unterschiede. Bei Ihnen in Deutschland spielt die Privatperson eine unheimlich wichtige Rolle bei der Gestaltung der Gesellschaft. Bei uns in China ist das Kollektiv wichtiger. Für uns ist vollkommen klar, dass die Freiheit der einzelnen Person dem Interesse des Kollektivs nachgelagert ist. Das hat eine mehr als tausend Jahre lange Tradition. Wieder ein Beispiel: Wenn Sie in China einen Brief adressieren, steht zuoberst das Land, dann die Provinz, dann die Stadt und Straße. Ganz unten steht der Name. Bei Ihnen ist es umgekehrt.

Allerdings lassen sich Überwachungssysteme auch für andere Zwecke als nur für die Sicherheit gebrauchen.

Denken Sie mal an die Bedrohungen durch den internationalen Terrorismus in der letzten Zeit. Wir tun alles, um unserer Bevölkerung ein Höchstmaß an Sicherheit zu geben.

Nach unserem Verständnis ist China kein demokratischer Staat und vielleicht gerade deshalb wirtschaftlich so stark. Haben Sie das bessere System?

Jedes Land hat ein politisches System, das seiner Geschichte und seinen Landesgegebenheiten entspricht und daraus erwachsen ist. Sie haben Ihres, wir unseres. Die Realität hat uns schon mehrfach bewiesen, dass unser Weg für das Land und die Menschen der richtige ist. Wir wünschen uns, dass die westlichen Länder unser System so akzeptieren wie wir Ihres...

...was zumindest für Deutschland sich nicht ganz einfach ist.

Vielleicht sollten wir nicht immer über diese Unterschiede diskutieren, sondern darüber nachdenken, wie wir die traditionell gute Zusammenarbeit weiterentwickeln können. Daraus ist über die Jahre zwischen China und Deutschland ein Handelsvolumen von fast 200 Milliarden Euro entstanden. Im vergangenen Jahr kamen rund 1,5 Millionen chinesische Touristen nach Deutschland. Wöchentlich verbinden rund 100 Direktflüge unsere beiden Länder. Das alles konnte ich mir vor mehr als 30 Jahren, als ich zum ersten Mal nach Deutschland kam, überhaupt nicht vorstellen. Deshalb blicke ich mit großer Zuversicht in die Zukunft.

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