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Chinas Botschafter in Deutschland, Wu Ken, im Interview mit Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

  ·   2019-05-06  ·  Quelle:Radio China International
Stichwörter: Deutschland;Botschafter;China
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Herr Wu, China investiert Milliarden in eine neue Seidenstraße mit Handelsrouten Richtung Europa und Afrika. Wollen Sie andere Länder in Ihre Abhängigkeit bringen?

Wir wollen mit unseren Partnern einen Weg in die Moderne gehen, mehr Verbundenheit und Wohlstand für die Menschen schaffen. Die neue Seidenstraße ist eine Plattform für die Zusammenarbeit aller Länder, die sich daran beteiligen wollen. 38 Staats- und Regierungschefs haben vor einer Woche in Peking am zweiten Forum der Initiative teilgenommen, 127 Länder und 29 internationale Organisationen haben bereits Kooperationsvereinbarungen unterzeichnet. Darunter sind 17 EU-Mitgliedstaaten wie Griechenland und Italien, darüber hinaus die Schweiz. Leider ist Deutschland hier noch ein bisschen zurückhaltend.

Was hat denn der jüngste Gipfel in Peking gebracht?

Auf jeden Fall eine klare Weichenstellung für eine qualitativ hochwertige Entwicklung der Belt-and-Road-Initiative, wie wir das Vorhaben auch nennen. Dessen Projekte sind überwiegend kommerzieller Natur. In Peking hat Präsident Xi Jinping sehr deutlich gemacht, dass wir uns an drei goldene Regeln halten werden: mitdiskutieren, mitgestalten und mitprofitieren. Wir streben eine offene grüne und saubere Kooperation an. Die konkreten Ergebnisse wurden in einer 283-Punkte-Liste veröffentlicht.

Reicht das, um die Skeptiker zu überzeugen, die Sorge vor einem hegemonialen Anspruch Chinas haben?

Ich habe dieser Tage viele Meldungen über die neue Seidenstraße und Chinas angebliche Interessen gelesen. Das meiste ist nicht wahr. Die Initiative ist in erster Linie ein wirtschaftliches Großprojekt zum Wohle aller. Es handelt sich zudem um ein offenes, inklusives und transparentes Vorhaben. Alle, die mitmachen, sind gleichberechtigte Teilnehmer. Dadurch entstehen engere Verbindungen in Politik, in Infrastruktur, Handel, Finanzen und schließlich auch in der Zivilgesellschaft. Wir verfolgen damit keine geopolitischen Absichten. In gewisser Weise ist die Belt-and-Road-Initiative das größte Friedensprojekt der Gegenwart.

Aber Sie finanzieren großzügig Projekte und treiben weniger finanzstarke Länder in die Schuldenfalle.

„Schulden" sind eigentlich ein neutraler Begriff. Das habe ich als Student der Volkswirtschaft vor vielen Jahren in Frankfurt gelernt. Die Ursachen der Verschuldung einiger Länder sind vielfältig. China ist erst seit sechs Jahren mit seiner Initiative auf dem internationalen Markt für Projektfinanzierung aktiv und damit nicht für alle Schulden seiner Kooperationspartner verantwortlich. Zum Beispiel: Unser Finanzierungsanteil an der philippinischen Verschuldung macht laut Manila gerade einmal 0,65Prozent der Gesamtschulden des Landes aus. In Sri Lanka sind es zehn Prozent der Auslandsverschuldung. Im Vergleich zu anderen Institutionen und Ländern ist das sehr gering. Statt die Länder in die Schuldenfalle zu treiben, bewahren wir sie davor, weiter zurückzufallen.

Die neue Seidenstraße nach Europa endet im Ruhrgebiet. Was bringt das den Menschen dort?

Tatsächlich ist der Duisburger Hafen eine der wichtigsten Drehscheiben eines 11.000 Kilometer langen Eisenbahnnetzes zwischen China und Europa und ein sehr gutes Bespiel: Inzwischen verkehren jede Woche 35 Güterzüge zwischen Duisburg und zwölf chinesischen Städten. Fast 30 Prozent des Handels über die Schiene zwischen China und der EU werden über Duisburg abgewickelt. Das hat dazu beigetragen, dass in Duisburg seit 2014 in der Logistik 3000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden konnten. Und: Die Zahl der chinesischen Unternehmen in Duisburg ist seither von 40 auf 100 gestiegen. Mehr als 2000 chinesische Studierende haben sich an der Universität Duisburg-Essen eingeschrieben. In Duisburg wird diese Entwicklung sehr positiv gesehen.

China hat bereits 90 Milliarden Dollar in die neue Seidenstraße investiert und in anderen Ländern Infrastrukturvorhaben finanziert, von deren Bau meistens nur chinesische Unternehmen profitiert haben.

China ist Initiator und Ideengeber der neuen Seidenstraße. Und deshalb hat China in den ersten Jahren auch viel Anschubfinanzierung geleistet. Aber das muss ja nicht so bleiben. Siemens hat vor einem Monat mit uns eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Der Konzern wird sich mit chinesischen Unternehmen an Projekten beteiligen. Die britische Bank Standard Chartered wird bis 2020 mindestens 20 Milliarden Dollar für Seidenstraßen-Projekte bereitstellen. Auch der amerikanische Konzern General Electric hat einen Auftrag in Höhe von 2,3 Milliarden Dollar erhalten. Von dieser Zusammenarbeit kann also jeder profitieren.

Nur darf die neue Seidenstraße keine Einbahnstraße von China nach Westen sein. Westliche Unternehmen wollen gleichwertigen Zugang zu chinesischen Märkten. Wie offen ist China inzwischen?

Schnell wachsende Unternehmen drängen ins Ausland. Für die exportstarke deutsche Wirtschaft ist das schon lange so. Das Recht auf Globalisierung kann nicht nur für westliche Unternehmen gelten. Deutsche Unternehmen sind seit 40 Jahren in China sehr aktiv. Volkswagen hat in den achtziger Jahren angefangen. Schon zu meinen Studienzeiten war der Santana das bekannteste Automodell in der Volksrepublik. Voriges Jahr hat VW von insgesamt 10,8 Millionen Autos 4,2 Millionen in China verkauft. Wollen Sie immer noch behaupten, dass unser Markt nicht offen ist?

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