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Die „guten Deutschen" von Changsha |
Von Wei Hongchen · 2018-07-25 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: Taubstumme;Deutschland;Behindertenhilfe | Druck |
Mit diesem Wunsch verließ Brutzer im Jahr 2011 das Rehabilitationszentrum und kaufte einem Landsmann eine Bäckerei ab. Dafür stellte er eine deutsche Bäckerin mit mehr als 20 Jahren Berufserfahrung ein. Zudem stellte er Taubstumme an, die bei ihm das Backen nach deutscher Art lernen können. Aus Liebe zu dem Musikgenie Johann Sebastian Bach gab er seiner Bäckerei den chinesischen Namen Ba He („Bach‘ s Bakery“). „Ich hoffe, dass wir die besten Snacks machen können, so wie Bach die beste Musik gemacht hat“, sagt Uwe Brutzer. Seine Frau Dorothee hat das Sprachrehabilitationstraining seither weiter fortgeführt.
Die deutsche Bäckerin hat von 2011 bis 2014 an der Ausbildung chinesischer Taubstummer im Laden mitgewirkt. Danach begann auch Uwe Brutzer damit, selbst mit taubstummen Angestellten Brot zu backen. Inzwischen arbeiten zwölf Angestellte im Laden, darunter sieben Taubstumme. Jedes Jahr stehen zudem zwei Lehrstellen für Hörgeschädigte zur Verfügung. Inzwischen haben sich einige der ehemaligen Angestellten und Lehrlinge Brutzers selbstständig gemacht.
Doch es ist keine leichte Aufgabe, den Laden zu führen. Angesichts der hohen Mietkosten und der Gehälter der Angestellten lief das Geschäft am Anfang nicht so gut wie gedacht. Der Laden befand sich ursprünglich in der Taipingjie-Straße, aber die hohen Mietkosten zwangen das Paar, in die kleinere, weniger bekannte Xiangchun-Gasse umzuziehen. Uwe Brutzer meint, dass die niedrigere Miete ihm die nötige finanzielle Entlastung bot, die es ihm schließlich erlaubte, sich stärker auf die Herstellung von leckerem Brot zu konzentrieren. In den letzten Jahren wurde die Geschichte des Ehepaars Brutzer nach mehreren Berichterstattungen der Medien immer mehr Leuten bekannt. Und mit der Bekanntheit stiegen auch die Gewinne der Bäckerei. „Bach‘ s Bakery“ wird als „liebevollste Bäckerei“ in Changsha bezeichnet und ist zudem auch im Internet ein „populärer Laden“ geworden.
Brutzer selbst ist es egal, ob seine Bäckerei ein „populärer Laden im Internet“ ist oder nicht. „Solange alle unsere Brote genießen und anerkennen, dass wir etwas Sinnvolles tun, reicht mir das völlig aus.“
Taubstumme, die das Backen lernen wollen, sind bei den Brutzers immer herzlich willkommen – die Bäckerei stellt sogar Unterkünfte für die aus anderen Provinzen kommenden Mitarbeiter zur Verfügung.
Zeuge der Entwicklung der Behindertenbetreuung
In den vergangenen 16 Jahren hat der hilfsbereite Deutsche nicht nur gehörlosen Kindern persönlich geholfen, sondern auch Chinas Fortschritte bei der Rehabilitation und Entwicklung behinderter Kinder mit eigenen Augen gesehen. Sobald er über dieses Thema spricht, fangen seine Augen an zu leuchten.
„Chinas Fortschritte in diesem Bereich sind wirklich sehr groß. Anfangs konnte nur eine kleine Anzahl von staubstummen Kindern im Rehabilitationszentrum ausgebildet werden. Jetzt haben die meisten Kinder die Chance, an einem Training teilzunehmen, und sogar schon ab ein oder zwei Jahren tragen sie Hörgeräte und nehmen an Hörübungen teil. Vor 16 Jahren waren die Kinder jedoch im Durchschnitt schon fünf Jahre alt, als sie mit dem Training anfingen, so dass sie die beste Trainingszeit verpasst hatten und der Trainingseffekt nicht so gut war wie jetzt“, sagt Brutzer.
Aus seiner Perspektive führen Chinas rasante Entwicklung und die Aufmerksamkeit der Regierung dazu, dass immer mehr staubstummen Kindern geholfen werden kann. „Derzeit wächst die Zahl der Projekte und Subventionen von der Regierung, so dass auch Kindern aus armen Gebieten geholfen werden kann, während die Einwohner der Großstädte sich eine Ausbildung im Normalfall leisten können. Dadurch können die meisten Kinder jetzt an dem erforderlichen Rehabilitationstraining teilnehmen.“
Seit dem XVIII. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) haben das Zentralkomitee der Partei und der Staatsrat der Entwicklung der Sache der Behinderten große Bedeutung beigemessen. Im Bericht auf dem XIX. Parteitag der KPCh wurde darauf hingewiesen, dass „(…) die Fürsorge und die Rehabilitationsdienstleistungen für Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung verstärkt“ werden müssen. Die Rehabilitation behinderter Kinder wurde in den Entwicklungsplan für die Behindertenhilfe aufgenommen. Die Rehabilitationsleistungen für behinderte Kinder konnten dank der Durchführung von Rehabilitations- und Hilfeprogrammen seither deutlich verbessert werden.
Statistiken zufolge gibt es derzeit 27,8 Millionen Menschen mit Hörbehinderung in China, und jedes Jahr kommen 23.000 neue Kinder hinzu. Seit 2009 wurde das „Rehabilitationsprojekt mit Cochlea-Implantaten für arme gehörlose Kinder“ ins Leben gerufen, wobei hörgeschädigten Kindern im Alter von 0-6 Jahren kostenlose Cochlea und Hörgeräte angeboten werden. Seit 2012 hat die Regierung dafür fast zwei Milliarden Renminbi (270 Mio. Euro) investiert, so dass während des 12. Fünfjahresplans (2011-2015) 27.000 hörgeschädigten Kindern geholfen werden konnte. Laut dem „Chinesischen Rehabilitationsforschungszentrum für Hör- und Sprachschädigungen“ hat der Staat 2016 den „Implementierungsplan für genaue Rehabilitationsleistungen für Menschen mit Behinderungen“ eingeführt. Darin steht, dass bis 2020 mindestens 80 Prozent der Hörgeschädigten Rehabilitationsleistungun erhalten sollen.
Uwe Brutzer ist fest davon überzeugt, dass Reha-Kurse dank der schrittweisen Popularisierung von kostlosen Trainingskursen für Hörgeschädigte eines Tages in China für alle bedürftigen Kinder angeboten werden können. Dann würde auch die Hilfe von ausländischen Stiftungen nicht mehr benötigt werden.
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