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70 Jahre chinesische Filmindustrie – vom Propagandafilm zum Blockbuster

Von Tang Yuankai  ·   2019-10-25  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Film;Kultur
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Ein neuer Anfang 

Als die Kulturrevolution endlich vorbei war, ging ein Gefühl der Befreiung durch die Filmindustrie. Es herrschte Aufbruchsstimmung – alle wollten neue Filme machen. 

1978 war der renommierte chinesische Filmregisseur Zhang Yimou noch Arbeiter in der Provinz Shaanxi im Nordwesten Chinas. Er spendete Blut, um Geld für eine Kamera zu bekommen. Kurze Zeit später wurde er von der Beijinger Filmakademie aufgenommen.  

In jenem Jahr gab es zwei bahnbrechende Vorfälle. Im Mai wurde der Artikel „Die Praxis ist das einzige Kriterium für die Prüfung der Wahrheit“ von Hu Fuming, Philosophieprofessor an der Nanjing University in Ostchina, in der Guangming Daily veröffentlicht. Die Veröffentlichung gilt als eines der Phänomene, die das Ende der "Kulturrevolution" markierten und die Voraussetzungen für eine Reform und Emanzipation des Geistes der Menschen schafften. Im Dezember 1978 wurde dann auf der dritten Plenarsitzung des 11. Zentralkomitees der KP Chinas die Reform- und Öffnungspolitik befürwortet, die den Beginn eines bedeutsamen Wandels in China markiert. Dies entfachte auch die Begeisterung der Filmemacher. Zhang und seine Kollegen begannen, sich für die Modernisierung des chinesischen Films einzusetzen.  

1980 wurde der „Hundred Flowers Award“, der zusammen mit dem „Golden Rooster Award“ der renommierteste Filmpreis Chinas ist, wieder vergeben, nachdem die Verleihung des Preises für 17 Jahre ausgesetzt war. Vor allem realistische Filme konnten bei den Juroren punkten. 1986 erhielt Xie Jin für sein charakteristisches Werk „Furong Zhen“ (dt. Hibiskusstadt) den „Hundred Flowers Award“ für den besten Spielfilm – das insgesamt fünfte Mal, dass Xie den Preis erhielt.  

Basierend auf einem gleichnamigen Roman von Gu Hua folgt das Melodrama dem Leben und Leiden einer jungen Frau, die die Wirren der "Kulturrevolution" durchlebt. Der Film spielte über 100 Millionen Yuan (29 Millionen Dollar, zum damaligen Wechselkurs) in die Kassen. Beim damaligen Preis von durchschnittlich 0,15 Yuan pro Kinokarte bedeutet das, dass über  700 Millionen Tickets für den Film verkauft wurden. In den 80er Jahren hatte die Filmzeitschrift „Populäre Filme“ eine Auflage von über neun Millionen Exemplaren pro Monat, was die Liebe der Menschen zum Film verdeutlicht. 

Immer mehr chinesische Filmemacher begannen, Preise auf internationalen Filmfestivals zu gewinnen. Chen Kaiges „Farewell, My Concubine“, die Geschichte von zwei Männern, die sich als Lehrlinge in einer Truppe der Peking-Oper kennenlernen und deren wechselhaftes und von vielen Unbeständigkeiten geprägtes Leben der Film zeigt. Chen gewann 1993 beim renommierten Filmfestival von Cannes gemeinsam mit dem neuseeländischen Film „The Piano“ die Palme d'Or sowie ein Jahr später den Oscar als bester ausländischer Film. 

Das damalige Ministerium für Radio, Film und Fernsehen veröffentlichte 1993 und 1994 zwei Dokumente zur marktorientierten Reform der Filmindustrie. Mit der Reform wurde das Monopol der China Film Verleihgesellschaft beim Vertrieb von Filmen beendet und den Filmstudios Autonomie beim Vertrieb der Filme eingeräumt. Mit der Reform wurden auch die Ticketpreise liberalisiert. 

Bisher mussten sich die Filmemacher jedoch keine Sorgen um die Finanzierung von Filmen und deren Kinoaufführung machen. Seit der Reform gehört die Finanzierungsfrage zu den wichtigsten Überlegungen, mit denen sich Filmemacher beschäftigen müssen. Auch die Ära der TV-Geräte und später die Online-Programme begannen bald, sich in die Einnahmen der Filmindustrie zu fressen. 1999, nach dem Boom der Fernsehprogramme, wurden weniger als 300 Millionen Kinokarten verkauft, verglichen mit rund 29 Milliarden vor 1979. 

Besucher schauen sich das Museum am alten Standort des Changchun Filmstudios an, um einen Einblick in die Geschichte der chinesischen Filmindustrie seit der Gründung der Volksrepublik China zu erhalten. [Foto: Xinhua] 

Der Auslandsfaktor 

1994 wurde ein Quotensystem für ausländische Filme eingeführt, die in China gezeigt werden. Unter diesem System durften jedes Jahr 20 ausländische Filme in China gezeigt werden, während ausländische Produzenten 13 Prozent der Einnahmen des Films erhielten. Im Jahr 2012 wurde die Quote auf 35 Filme erhöht und ausländische Produzenten konnten 25 Prozent des Umsatzes geltend machen. 

Bisher wurden die meisten importierten Filme entweder über Austauschprogramme für nicht-kommerzielle Zwecke oder von chinesischen Filmverleihern gezeigt, die die Aufführungsrechte erworben hatten. Die Einführung weiterer ausländischer Filme hat nicht nur das schwerfällige chinesische Kino wachgerüttelt, sondern es den einheimischen Filmemachern auch ermöglicht, sich über die Standards und das Betriebsmodell der ausländischen Filmbranche zu informieren und sich dem Wettbewerb zu stellen.   

Im Jahr 2002 versuchte sich Zhang Yimou an Blockbustern. Das Historiendrama „Hero“, basierend auf dem Attentatsversuch auf den König von Qin, den ersten Kaiser, der China im 3. Jahrhundert v. Chr. vereinte, wurde im Oktober 2002 veröffentlicht. Der Film kostete rund 240 Millionen Yuan, (ca. 30 Millionen Dollar zu dieser Zeit), etwa das Hundertfache eines durchschnittlichen chinesischen Films zu dieser Zeit. „Hero“ war ein großer kommerzieller Erfolg, mit Einnahmen von über 100 Millionen Yuan innerhalb einer Woche nach der Veröffentlichung und dem Gesamtertrag, der 2002 etwa ein Viertel der gesamten Einnahmen an chinesischen Kinokassen ausmachte.  

Lange Zeit galten in China Filme mit Einnahmen von 20-30 Millionen Yuan (2,4-3,6 Millionen Dollar zum damaligen Wechselkurs) an der Kinokasse als erfolgreich. Inzwischen sind Filme mit Einnahmen von über 100 Millionen Yuan (etwa 14 Millionen Dollar zum heutigen Wechselkurs) keine Seltenheit mehr. Auch die internationale Zusammenarbeit im Filmgeschäft hat zugenommen. Immer mehr Länder haben Film-Koproduktionsabkommen mit China. Koproduzierte Filme werden als Inlandsproduktionen behandelt und unterliegen daher nicht der Quotenregelung, was beiden Seiten bessere Einnahmen bringen kann. Chinesische Filmproduzenten beginnen auch im Ausland Filme zu drehen, indem sie mit ausländischen Institutionen in den Bereichen Kapital, Talent, Technologie und Markt zusammenarbeiten und so den Horizont der heimischen Filmindustrie erweitern.  

Ein jüngster Meilenstein war das im März 2017 in Kraft getretene Filmwirtschaftsförderungsgesetz, das auf eine Vertiefung der Reform der Filmindustrie hinweist. 

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