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Sun Yan: Ein Leben für die deutsch-chinesische Verständigung

Dieter Brockmeyer  ·   2025-06-04  ·  Quelle:cdd-online.com.cn
Stichwörter: Kultur;China;Deutschland
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Sun Yan lebt bereits seit 1996 in Deutschland und kann inzwischen auf eine beachtliche Leistung für die deutsch-chinesische Verständigung zurückblicken. Der bisherige Höhepunkt in ihrer Karriere als Kulturvermittlerin war sicher die erste Wanderausstellung der Terrakottaarmee mit über 1000 Kopien der Tonkrieger in Originalgröße in mehreren deutschen Städten. Das Kulturevent wurde von ihr nicht nur organisiert, sondern auch finanziert. Sun versteht sich als inoffizielle Botschafterin der deutsch-chinesischen Völkerfreundschaft. Noch immer sei sie bis zu 13 Mal im Jahr in China, sagt sie. 

 

Sun Yan mit Arcia Felicia, der Präsidentin der rumänischen Industrie- und Handelskammer, Popa Cristian, dem Präsidenten von IPA Interpol und Erhard Rau, dem Präsidenten des Fördervereins für Wirtschaft und Kultur Deutschland. (Foto: Interviewpartnerin)  

Diese Karriere ist Sun allerdings nicht in den Schoß gefallen. Sie ist das Ergebnis jahrelangen Engagements. Die Kulturvermittlerin stammt ursprünglich aus einer Soldatenfamilie. In einer Zeit, als China noch in der Planwirtschaft steckte, arbeitete sie zunächst in einer staatlichen Behörde. 1986 wagte sie dennoch den Sprung in die Selbständigkeit. Die Bezahlung in einem öffentlichen Amt sei damals einfach noch zu bescheiden gewesen, begründet sie diesen Schritt heute. 

Die Bundesrepublik war damals bestrebt, ihre Kontakte zu China auszubauen, und suchte aktiv nach Unternehmen, die sich im Land ansiedeln wollten. Während ihre alten Klassenkameraden und Kollegen weiter in China Karriere machten und einige von ihnen heute sogar Ministerämter bekleiden, wählte Sun den Sprung ins kalte Wasser und ging 1996 nach Leipzig – ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Der Start war nicht einfach. Neben den Sprachproblemen seien die Unterschiede in der Businesskultur ihr anfangs völlig fremd gewesen, erinnert sie sich. Gleichzeitig aber sei sie auch fasziniert gewesen von der deutschen Kultur. Die Deutschen seien sehr strukturiert und dächten langfristig. „Sobald man sich darauf eingestellt hat, ergänzt sich das im Grunde recht gut“, findet sie. 

Am Anfang gestalteten sich die Dinge jedoch nicht einfach, obwohl Sun unter dem Dach der Agentur war, die sie in China angeworben hatte. „Teil des Vertrags war es nämlich, dass ich Räume von der Agentur mieten musste. Ich saß also plötzlich in einem riesigen Büro an der Leipziger Messe und wusste nicht, was ich tun sollte“, erzählt Sun über die Anfangszeit. Anders als in China hätte es nicht ausgereicht, sich in einem Büro zu etablieren, um von potentiellen Kunden gefunden zu werden. „Ich brauchte also einen Businessplan.“ Und natürlich galt es, die Sprache zu lernen. Das Problem sei gewesen, dass alle Kurse auf Englisch stattgefunden hätten. Sie hätte also erst Englisch lernen müssen. „Ich habe mir am Schluss alles selbst beigebracht und es ehrlich gesagt auch nie richtig gelernt, denn später hatte ich einfach keine Zeit mehr dafür.“ 

 

Sun Yan organisierte zahlreiche groß angelegte kulturelle Wohltätigkeitsveranstaltungen. Hier trägt sie sich gerade gemeinsam mit Martin Schulz, dem früheren Präsidenten des Europäischen Parlaments, in ein Gästebuch ein. (Foto: Interviewpartnerin)  

In anderen Bereichen war es dafür ein wenig einfacher. „Ich war zum Beispiel schon immer sehr an Kunst und Kultur interessiert“, sagt Sun. Ein besonders aussagekräftiges Symbol der alten chinesischen Kultur sei der Drache, insbesondere der eindrucksvolle Drachentanz, bei dem mehrere Menschen einen großen Drachenkopf mit einem vielgliedrigen Körper bewegen. „Diese Kunstform wollte ich auch in Deutschland populär machen“, erklärt Sun. Ihr gelang es dann tatsächlich, ein besonders großes Drachenexemplar mit einer Länge von 500 Metern an das GRASSI Museum für Völkerkunde zu Leipzig zu vermitteln. „Das war quasi mein Durchbruch in Deutschland“, sagt sie heute. 

Dem Pfad der Kunst und Kultur folgte Sun in ihrer Karriere konsequent weiter. Sie pendelte zwischen Deutschland und China und organisierte Gruppenausstellungen mit Künstlern aus beiden Ländern. Dabei half ihr das gute Netzwerk, das sie in ihrer Heimat weiterpflegte. Zu ihren Projekten gehörte auch die bereits eingangs erwähnte Tonkrieger-Ausstellung. Über 300 dieser detailgenauen Kopien, inklusive Pferde und Streitwagen besitzt sie selbst. Es gebe auch kleinere Kopien, die von jedermann erworben werden könnten. 

2009 organisierte die rührige Kulturvermittlerin mit der Euro-Asia Culture and Trade Association das erste Asien-Festival in Deutschland, an dem neben China auch weitere asiatische Länder teilnahmen. Doch dieses Festival sollte nur der Anfang sein. Schon 2010 brachte Sun gemeinsam mit ihren Partnern insgesamt zwei Millionen Euro auf, um das Asia-Europe Exchange Festival zu organisieren. Als Höhepunkt beschreibt sie das Festival im Jahr 2016, das durch den damaligen Präsidenten des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, eröffnet wurde. „Seit 2002 dreht sich bei mir alles um die deutsch-chinesische bzw. europäisch-chinesische Verständigung.“ Dafür setzt sie auch ihre zweite Leidenschaft, den Sport, ein, und hier speziell das Tischtennis. Nichts bringe Menschen besser zueinander als der faire Wettstreit, findet sie. 

 

Geht auf in ihrer Rolle als Kulturvermittlerin: Sun Yan im Gespräch mit Journalisten bei einer chinesisch-europäischen Kultur- und Kunstausstellung in der Provinz Hainan (Foto: Interviewpartnerin)  

Im Rückblick auf all die Jahre sagt Sun, sie habe von jedem noch so kleinen Erfolg sehr viel gelernt. Das habe die Basis für ihre weiteren Schritte im internationalen Kulturaustausch gelegt. „Ich habe Sport-, Regierungs- und kommunale Delegationen nach China gebracht, auch Bürgermeister“, resümiert sie. Zu diesen Gruppen hätten auch Wirtschaftsexperten und Gründer aus vielen europäischen Ländern gehört, die Sun für Wirtschaftsgespräche und Kulturaustausch nach China begleitet habe. Es seien zum Teil aber auch einfache Arbeitsbesuche von Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen gewesen. Gemeinsam habe man langfristige Kooperationsmöglichkeiten ausgelotet und am Ende Vereinbarungen abgeschlossen. 

Auch habe sie Städtepartnerschaften zwischen Europa und China vermittelt und Delegationen zu internationalen Drachenfestivals in mehreren chinesischen Städten gebracht. „Mehr noch“, schließt sie, „ich habe auch international anerkannte Musikensembles für Wohltätigkeitskonzerte in abgelegene Regionen Chinas gebracht und im Gegenzug chinesische Kunstausstellungen in deutsche Museen vermittelt.“ Man spürt den Stolz in ihrer Stimme ob dieser in der Tat beeindruckenden Bilanz des deutsch-chinesischen Brückenbaus. 

Inzwischen ist Sun auch in zahlreichen Organisationen des internationalen Dialogs aktiv, unter anderem als zweite Vorsitzende im Förderverein für Wirtschaft und Kultur oder als chinesische Botschafterin der UNASDG, eine zwischenstaatliche Organisation im Umfeld der Vereinten Nationen zur Durchsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele. Suns Engagement wird längst auch in ihrer alten Heimat China wahrgenommen und gewürdigt. Unter anderem wurde dort ihr Konterfei auf einer offiziellen Briefmarkenserie der „Hundert herausragenden chinesischen Persönlichkeiten weltweit“ zum 60. Gründungsjahr der Volksrepublik verewigt. 

 

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