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China und die EU als Partner für grüne Entwicklung – Ein Gastbeitrag von Jens Eskelund |
Von Jens Eskelund · 2024-04-22 · Quelle:german.chinatoday.com.cn |
Stichwörter: EU;China;Klimawandel | Druck |
Ich lebe mittlerweile seit 25 Jahren in Beijing. Dass sich die Luftqualität in der Metropole im Laufe dieser Jahre massiv verbessert hat, ist unbestreitbar. Ich erinnere mich noch gut an die einstige Hauptquelle der dicken Luft über der Hauptstadt, als ich 1998 erstmals nach China zog: die Kohleverbrennung. Schon bald nach meiner Ankunft, nämlich 1999, führte die Stadtregierung dann Vorschriften zur Qualitätsüberwachung für die Kohlenutzung ein. Die Veränderungen, die seither stattgefunden haben, sind heute für alle sichtbar.
Neben der Kohleverbrennung waren Kraftfahrzeuge die größte Quelle für Feinstaubbelastung in der Hauptstadt. Auch hier reagierte die Stadtverwaltung und reduzierte den Schadstoffausstoß deutlich. Das gelang insbesondere über stadtweite Fahrverbote – an bestimmten Tagen durften nur Autos mit einer ungeraden letzten Kennzeichenziffer fahren, an anderen Tagen nur solche mit geraden Endziffern. Eindrückliches Ergebnis dieser effektiven Regulierung war das berühmte APEC-Blau, das 2014 über der Metropole strahlte – blauer Himmel dank einer gezielten Kampagne zur Emissionsreduktion, was mich sehr beeindruckte.
Ein Blick auf Dongyu, Teil der Stadt Qionghai. Das Eiland zählt zur Inselprovinz Hainan, wo sich Chinas erste nationale Null-Kohlenstoff-Pilotzone befindet und zudem jedes Jahr das Boao-Asienforum tagt.
„Ohne China kann die Welt das Problem des Klimawandels nicht lösen“
China hat große Erfolge bei der Reduzierung von CO2-Emissionen und Feinstaubbelastung vorzuweisen. Beispiele hierfür gibt es zur Genüge. Etwa in der Inneren Mongolei, eine besonders rohstoffreiche Region in China. Meines Erachtens ist dies eine der chinesischen Regionen mit der besten Luftqualität im Winter, und ich weiß, dass viele Unternehmen sie als hervorragend geeigneten Ort für die Erzeugung von Ökostrom schätzen.
Unter Ökostrom versteht man die Stromerzeugung ohne oder nahezu ohne Kohlendioxidemissionen, was im Vergleich zur thermischen Stromerzeugung geringere Auswirkungen auf die Umwelt hat. Aktuell wird Ökostrom hauptsächlich aus Photovoltaik und Windkraft gewonnen. Europäische Firmen benötigen Ökostrom auch zur Herstellung von grünem Methanol, dem sogenannten „flüssigen Sonnenschein“. Dabei werden erneuerbare Energiequellen wie Solarenergie und Windkraft genutzt, um Wasser durch die Elektrolyse in grünen Wasserstoff und Sauerstoff aufzuspalten, der dann wiederum durch die katalytische Wirkung von grünem Wasserstoff und CO2 in saubere Energie umgewandelt wird. So lässt sich eine Dekarbonisierung der gesamten Industriekette erreichen.
Dies verdient besondere Aufmerksamkeit. Denn in meiner Heimat Dänemark gibt es, anders als in der Inneren Mongolei, keine großen Ressourcenreserven für die Entwicklung von Solarenergie und Windkraft. Deshalb setzen wir vor allem in den nördlichen Küstengebieten auf Offshore-Windkraft. Etwa 50 Prozent des dänischen Stroms stammen aus Windenergie.
Dänemark und China haben sich seit einigen Jahren zusammengetan, um einige der weltweit führenden Windkraftunternehmen wie Goldwind und Envision ins Leben zu rufen. Ihre Forschungs- und Entwicklungskapazitäten und innovativen Technologien stellen sicher, dass wir so viel Ökostrom wie möglich produzieren und gleichzeitig den Einsatz von Kohle und anderen fossilen Brennstoffen reduzieren, um so die Energiewende und die grüne Entwicklung voranzubringen und energieintensive Städte auf saubere und kohlenstoffarme Energien umzurüsten.
Die chinesische Regierung hat klare Ziele für den Kohlendioxidausstoß des Landes abgesteckt. Bis 2030 sollen die Emissionen ihren Höchststand erreichen, bis 2060 will das Land kohlenstoffneutral sein. Ich halte dies für ein sehr positives Signal und für durchaus machbar. Dieser Vorstoß ist von großer Bedeutung. Denn ohne China wird die Welt das Problem des Klimawandels nicht lösen.
Großes Potenzial und starke Komplementarität
In diesem Bereich besteht großes Potenzial für die Zusammenarbeit zwischen europäischen und chinesischen Unternehmen. China hat eine echte globale Führungsrolle in der grünen Technologie inne, was auch einer der Bereiche ist, in denen Europa und China voneinander lernen können.
Die Volksrepublik hat sich längst zu einem Forschungs- und Produktionszentrum für umweltfreundliche Fahrzeuge aufgeschwungen. In Kopenhagen, der Hauptstadt Dänemarks, und in Brüssel, dem Hauptsitz der EU, sind überall Taxis der chinesischen Marke BYD zu sehen. Der chinesische Batteriehersteller CATL investiert derweil in den Bau von Fabriken in Europa und strebt eine Zusammenarbeit auf hohem Niveau an. Viele europäische Automobilhersteller produzieren mittlerweile Elektrofahrzeuge in China. Zweifellos wird China in Zukunft eine führende Rolle bei der Produktion von Elektrofahrzeugen einnehmen. Die europäischen Hersteller konnten auf dem chinesischen Markt bereits viele nützliche Erfahrungen sammeln.
Nehmen wir die grüne Industriekette in den Blick: Hier gibt es noch viele Branchen mit großem Potenzial für mehr Zusammenarbeit. Die EU und China ergänzen sich gut bei der Kohlenstoffreduzierung und anderen verwandten Technologien. China verfügt über eine gute industrielle Grundlage, die Europa nutzen kann, um seine Dekarbonisierungsziele zu erreichen.
Mit anderen Worten: Chinas duales Kohlenstoffziel kann auch Europa helfen, seine Transformation und Entwicklung hin zur grünen Wirtschaft voranzubringen. Für Europa ist China überdies ein zentraler Absatzmarkt für seine grünen Technologien. Sowohl Europa als auch China haben große Summen in Technologien zur Dekarbonisierung investiert und pflegen seit jeher eine enge Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung. So spielen beispielsweise europäische Windturbinenhersteller schon seit Jahren eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der chinesischen Windkraftindustrie.
Bei der Förderung der Zusammenarbeit zwischen europäischen und chinesischen Unternehmen hofft die Europäische Handelskammer in China, ein Gleichgewicht zu finden, von dem letztlich beide Seiten profitieren. Wir haben eine Vielzahl von Mitgliedsunternehmen, die im Bereich der grünen Entwicklung tätig sind. Wir pflegen engen Kontakt zu ihnen und begrüßen es, wenn China eine wichtige Rolle in diesem Bereich spielt. Das heutige China hält für die Welt viele Lösungen parat, um die Kohlenstoffemissionen zu reduzieren und die Herausforderungen des Klimawandels zu bewältigen. Wir müssen nur einen Weg finden, der sowohl für China als auch für Europa den größtmöglichen Nutzen bringt, damit alles, was wir tun, nicht auf Kosten der anderen Seite geht, sondern sich gegenseitig ergänzt.
2023 haben wir den 20. Jahrestag der Gründung der umfassenden strategischen Partnerschaft zwischen der EU und China begangen. Die Erfolge der vergangenen zwei Jahrzehnte haben bestätigt, dass diese Partnerschaft für die EU von entscheidender Bedeutung ist.
Im gegenwärtigen globalen Wirtschaftsabschwung sehen sich sowohl Europa als auch China mit wirtschaftlichen Herausforderungen und sogar einigen Meinungsverschiedenheiten im Bereich des Handels konfrontiert. Doch gerade jetzt sind gute Beziehungen zwischen der EU und China wichtiger denn je. Wir müssen daher den Dialog auf hoher Ebene aufrechterhalten und unsere Interessen und Anliegen auf freundschaftliche Weise klären, damit beide Seiten davon profitieren und gemeinsam Wert schaffen können.
*Der Däne Jens Eskelund ist Präsident der EU-Handelskammer in China.
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