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Tauchen gegen den Müll: Chinesische Umweltgruppe engagiert sich für den Meeresschutz

Von Zhou Lin  ·   2023-08-03  ·  Quelle:german.chinatoday.com.cn
Stichwörter: Meeresschutz;Umwelt
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Die chinesische NGO Better Blue engagiert sich seit 2017 für den Schutz der Meeresökologie. Mit Tauchaktionen, Müllsammelaktionen, Filmvorführungen und Info-Veranstaltungen tragen die Freiwilligen ihren Teil zum Umweltschutz bei. Und der Zulauf ist groß, dank eines wachsenden Umweltbewusstseins in China.  

Liu Qian ist Tauchlehrer und engagiert sich mit Leidenschaft für den Schutz der Meeresumwelt. Er hat schon viele Touristenattraktionen auf der ganzen Welt besucht, war am Nil und am Roten Meer. Sein einstiges Hobby, das Tauchen, hat er mittlerweile zum Beruf gemacht. Seither widmet er sich der Erforschung tieferer Gewässer und teilt sein Wissen und Know-how mit möglichst vielen Menschen, um unseren blauen Planeten zu schützen. 

Ein sensibles Ökosystem   

Laut Liu wächst die Gemeinschaft der freiwilligen Taucher in China. Piloten, Anwälte, Ärzte und Professoren, also Menschen mit gehobenem Bildungshintergrund, gut bezahlten Jobs, genügend Freizeit, dem nötigen Hintergrundwissen und starkem Umweltschutz- und sozialem Verantwortungsbewusstsein, bilden seiner Meinung nach das Rückgrat der Bewegung. 

Eine herausragende Gruppe in dieser Gemeinschaft ist Better Blue, eine 2017 ins Leben gerufene Organisation für den Schutz der Meeresökologie. Ziel dieser NGO ist es, die Öffentlichkeit für den Meeresschutz zu sensibilisieren, mehr Menschen in den Schutz gefährdeter Arten und ihrer Lebensräume einzubinden und dazu zu inspirieren, sich dem Wohl der Meere anzunehmen. 

Bei der Arbeit richtet Better Blue das Hauptaugenmerk darauf, der breiten Öffentlichkeit bewusst zu machen, dass die Ablagerung von Plastikmüll die Meeresökologie dauerhaft schädigt. „Plastikmüll, der ins Meer gelangt, überdauert ein Menschenleben“, sagt Liu, der der Vereinigung 2019 beigetreten ist. Alle Flüsse münden ins Meer und der Endpunkt aller irdischen Wassersysteme ist der Ozean. Der Müll vom Land landet letztlich in Teichen, Seen und Flüssen und schließlich im Meer. „Wenn wir den Müll aufsammeln, während er an Land liegt, können wir Schäden im Meer verhindern“, appelliert Liu. „Die Kosten für die Säuberung des Landes sind wesentlich geringer als für die Beseitigung des Mülls in den Ozeanen.“ 

„Im Roten Meer haben die Korallen ihre leuchtenden Farben behalten und beim nächtlichen Tauchen kann man die nachtaktiven Hummer im Wasser sehen“, schwärmt Liu. „Es ist wunderschön.“ Möglich sei dies, weil die Länder rund um das Rote Meer wirtschaftlich weniger entwickelt seien. Die Verschmutzung sei daher weniger schwerwiegend und die Artenvielfalt der Meere relativ intakt geblieben. 

Die Erfahrung Lius hat gezeigt, dass menschliches Handeln einen Unterschied machen kann. „Ich mache einen sinnvollen Job“, findet er. 

Aktion sauberer Strand  

   

Guan Shanshan (2. von links) macht ein Gruppenfoto mit anderen Freiwilligen. Gemeinsam haben die jungen Leute im September 2021 an der von Better Blue initiierten Kampagne „Tauchen gegen den Müll“ in Nan’ao, Shenzhen, teilgenommen.  

Guan Shanshan ist eine weitere Freiwillige der Organisation. 2019 nahm sie an einer Strandreinigungsaktion in Nan'ao im südostchinesischen Shenzhen teil. Für sie eine Prämiere. 

„Ich habe gesehen, wie Meeresschildkröten durch die Aufnahme von Plastik erstickt sind, und wie Fische sich in alten Fischernetzen verfangen haben. Ich finde, es ist unsere Pflicht, unverzüglich Maßnahmen zum Schutz der Meeresflora und -fauna, ja der gesamten Meeresumwelt zu ergreifen“, sagt die junge Umweltschützerin. 70 Prozent der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt. Die Erde ist also eigentlich ein blauer Planet. „Aber die wunderschöne Unterwasserwelt wird durch den Müll, den wir ins Meer werfen, verschmutzt.“ Für Guan ein Unding. 

Tauchlehrer Liu geht näher auf die Langzeitschäden ein, die durch Plastikmüll verursacht werden, da es lange dauere, bis dieser abgebaut werde, in der Regel 200 bis 400 Jahre, manchmal sogar über 500 Jahre. „Das heißt, wenn wir selbst die Welt verlassen, ist der Müll, den wir ins Meer geworfen haben, noch da. Und auch zu Lebzeiten unserer Nachkommen wird er noch Schaden anrichten“, mahnt er. 

Während es einfacher ist, Plastikmüll an Land zu entsorgen, indem man ihn vergräbt, verursacht Plastikmüll im Meer schwerwiegendere Probleme, sagt er. Jedes Jahr gelangen zwölf Millionen Tonnen Plastikmüll in die Ozeane. Meerestiere nehmen diesen Müll zum Beispiel in Form von Mikroplastik direkt auf oder verfangen sich im Unrat, was zu Erstickungen, Missbildungen oder im schlimmsten Fall zu Artensterben führen kann. Auch wir Menschen an Land kommen nicht unversehrt davon. „Der Fisch, den wir essen, kann Plastikpartikel enthalten“, erklärt Liu. 

Bei einer Strandsäuberungsaktion von Better Blue im August 2022 sammelten Freiwillige in Shenzhen fast 1000 Müllstücke, von denen die meisten aus Plastik und Schaumstoff bestanden. Videos der Aktion wurden vielfach in den sozialen Netzwerken geteilt und spornten noch mehr Menschen zum Mitmachen an. „Schon kleine Taten können den Ozean retten. Und genau das ist es, was wir erreichen wollen“, sagt Liu. 

Tauchen gegen den Müll  

„Tauchen gegen den Müll“ ist eine weitere Initiative von Better Blue zum Schutz der Meere, bei der allerdings mehr Fertigkeiten gefragt sind. „Tauchkenntnisse sind eine Grundvoraussetzung für die Reduzierung des Meeresmülls im Rahmen dieser Kampagne“, sagt Liu. Bei dem Projekt gehen Taucher in die Gewässer und fischen Müll heraus, der dann sortiert wird. Sie tun dies jeden Monat an mehreren festen Standorten in der Bucht von Shenzhen. Bei der Arbeit werden auch die Art des Mülls und die genaue Menge erfasst, die Ursachen analysiert und gezielte Vorschläge zur Verringerung zukünftiger Verschmutzung erarbeitet. 

Die Taucher haben schon allerlei Müll aufgestöbert, darunter Tüten mit Lebensmitteln, Mineralwasserflaschen, Fischereigeräte und sogar Fischkäfige. Mehr als 80 Prozent des Unrats sind Plastikabfälle, die sich in kleinste Plastikpartikel zersetzen und mit den Gezeiten und Wellen in tiefere Gefilde und andere Regionen getragen werden. Schließlich gelangen sie in den Körper von Meeresorganismen und von dort aus in den menschlichen Organismus. 

Die von den Freiwilligen gesammelten Daten helfen den örtlichen Behörden, Entscheidungen über Investitionen in den Meeresumweltschutz zu treffen. Forschungsinstitute untersuchen auf Grundlage der Zahlen die Meeresarten und loten Möglichkeiten zur Wiederherstellung der Meeresökologie aus. 

  

Unerwünschte Beute: Guan Shanshan (rechts) und andere freiwillige Taucher sortieren den Müll, den sie aus dem Meer gefischt haben.  

Mehr Meereswissen  

Am Vorabend des Muttertags 2019 würdigte Better Blue die Mutter aller Lebewesen, Mutter Erde. Die NGO organisierte ein öffentliches Screening des Dokumentarfilms „A Plastic Ocean“, um auf die Gefahren von Plastikmüll aufmerksam zu machen. Der Dokumentarfilm aus dem Jahr 2016 von zwei Entdeckern und einem Team internationaler Wissenschaftler ist das Ergebnis vierjähriger Dreharbeiten an mehr als 20 Orten. Er befasst sich mit den Ursachen und Folgen der Plastikverschmutzung und bietet gangbare Lösungen, um zukünftige Katastrophen zu verhindern. Mit der Vorführung des Films in Shenzhen sollte dem Publikum vor Augen geführt werden, wie wichtig es ist, das Überleben von Mutter Erde zu sichern, die jeden Tag Myriaden von neuem Leben hervorbringt. 

Mit dem Einsammeln von Müll oder der Säuberung von Stränden allein ist aber noch nicht getan. Meeresschutz umfasst auch die Untersuchung von Korallenriffen und ihre Wiederherstellung, die Ausbildung von Berufstauchern, die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und die Aufklärung über den Schutz der Ozeane. 

An Wochentagen engagiert sich Liu Qian ehrenamtlich, gibt in örtlichen Grund- und weiterführenden Schulen Kurse zum Thema Meeresschutz. „Wir unterrichten Meereskunde, um den Kindern klar zu machen, dass auch Müll an Land den Ozeanen schadet“, so Liu. Auch Forscher des Instituts für Ozeanologie des Südchinesischen Meeres der Chinesischen Akademie der Wissenschaften helfen mit, indem sie öffentliche Vorträge über Korallenforschung und Artenschutz halten. 

Jeder kann sich in seinem täglichen Leben am Umweltschutz beteiligen. Alles, was man tun muss, ist, die folgenden Prinzipien der Abfallwirtschaft zu befolgen: ablehnen, reduzieren, wiederverwenden, recyceln und kompostieren. Dabei geht es um einfache Dinge, wie etwa den Verzicht auf Strohhalme beim Genuss von Kaltgetränken, die Reduzierung von Außer-Haus-Bestellungen und Take-away, Verzicht auf Plastikverpackungen für Lebensmittel und die Reduzierung des Konsums von Getränken in Plastikflaschen. Dazu gehört auch die Wiederverwendung umweltfreundlicher Artikel, etwa Stofftaschen statt Plastiktüten. Unter Kompostierung versteht man die Deponierung biologisch abbaubarer Küchenabfälle. 

Die Menschen in China lassen sich von der Begeisterung der Freiwilligen von Better Blue mitreißen. Die Aktivitäten der Umweltschutzgruppe haben großen Zulauf. Vor der Coronapandemie organisierte Better Blue fast jedes Wochenende in Bibliotheken oder Cafés Filmvorführungen und Info-Veranstaltungen. Die Teilnehmer reichten von Kindergartenkindern bis hin zu Semestern Siebzig plus. Heute, da das Tauchen immer beliebter wird, stoßen auch immer mehr Hobbytaucher mit eigener Ausrüstung dazu, tauchen in die Gewässer, lernen die Unterwasserwelt kennen und engagieren sich dafür, sie wirksamer zu schützen. 

LINKS:

Adresse: BEIJING RUNDSCHAU Baiwanzhuanglu 24, 100037 Beijing, Volksrepublik China


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