Während die Sorgen über ein mögliches Wiederaufflammen des tödlichen Virus und die strengen Anti-Epidemie-Beschränkungen für den Reiseverkehr zwar bestehen bleiben, scheinen die chinesischen Verbraucher unbeeindruckt zu sein, wenn es um die Ausgaben während der Feiertage geht. Sie veranstalten sowohl online als auch offline einen großen Einkaufsbummel, der durch ein Zusammenwirken mehrerer Faktoren ermöglicht wird. Dazu gehören insbesondere die weitgehend eingedämmte Virus-Situation im Inland, eine robuste wirtschaftliche Erholung und der Wunsch, das durch die COVID-19-Pandemie „verlorene Jahr“ - wie einige es nennen - wieder gutzumachen.

Gepaart mit anderen begünstigenden Bedingungen für wirtschaftliche Aktivitäten, wie zum Beispiel den sogenannten „Stay in Place"-Anordnungen [allen wurde geraten, am Arbeitsort zu bleiben], wodurch die Fabriken am Laufen gehalten werden können, und einer ständig wachsenden Auslandsnachfrage nach medizinischen und anderen Gütern, werden die soliden Ausgaben während der Feiertage der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt im ersten Quartal 2021 trotz verbleibender Risiken wahrscheinlich zu einem noch stärkeren Wachstum verhelfen und einen nachhaltigeren und robusteren Aufschwung in Gang setzen, so Analysten.

„Sowohl die effektive Kontrolle der Epidemie in diesem Jahr als auch die aktive Umsetzung der Maßnahmen der Regierung können das sprunghafte Wachstum des Konsums stark fördern", sagte Hong Tao, Direktor des Instituts für Betriebswirtschaft an der Beijing Technology and Business University. Angekurbelt durch verschiedene Maßnahmen zur Stimulierung des Konsums, einschließlich Coupons und digitaler roter Umschläge („hongbaos“), könnten die Einzelhandelsumsätze, ein Hauptindikator für den Konsum, während der Feiertage um zehn Prozent steigen - verglichen mit einem Einbruch von 20,5 Prozent im gleichen Zeitraum des letzten Jahres, so Hong.

Das ist besonders wichtig für Chinas gesamtwirtschaftliche Erholung, da der Konsum zum größten Wachstumstreiber geworden ist, sich aber im Jahr 2020 nur mäßig erholt hatte. Die Einzelhandelsumsätze waren im Gesamtjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 2,3 Prozent gefallen, selbst nach einem Wachstum von 5,2 Prozent im Dezember. Im Vergleich dazu verzeichneten die Exporte und die Anlageinvestitionen - die beiden anderen Hauptwachstumstreiber - im Jahr 2020 solide Zuwächse von 4 Prozent und 2,9 Prozent. Dies führte zu einem Wachstum des gesamten Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,3 Prozent. China ist damit die weltweit einzige große Volkswirtschaft mit einem positiven Wachstum.

Robuste Verkäufe während des chinesischen Neujahrsfestes werden dazu beitragen, den Konsum und damit das gesamte Wirtschaftswachstum anzukurbeln, sagten Analysten, wobei einige für das erste Quartal 2021 eine rekordhohe BIP-Wachstumsrate von über 20 Prozent vorhersagen. Allerdings wäre ein Großteil davon natürlich auf die niedrige Vergleichsbasis im ersten Quartal 2020 zurückzuführen. Ein solch hohes Wachstum würde daher nicht bedeuten, dass die anhaltenden Herausforderungen in allen Sektoren verschwunden wären, fügten die Analysten hinzu.

Während die „Stay in Place"-Anordnungen und andere Anti-Epidemie-Bemühungen zwar den Online-Konsum ankurbeln, werden andere Sektoren wie Transport, Tourismus und Dienstleistungen stark betroffen sein, da die Anzahl der Reisen begrenzt sein wird.

Es gibt jedoch auch eine positive Seite dieser Stay-in-Place-Anordnungen, die vor allem Wanderarbeiter in Fabriken in Großstädten betrifft. Da viele von ihnen an Ort und Stelle bleiben und sogar über die Feiertage arbeiten, wird erwartet, dass die Produktion in der normalerweise ruhigen Feiertags-Saison deutlich ansteigt und die im letzten Jahr verlorene Zeit somit wieder aufgeholt werden kann, so die Analysten.

Unter Berücksichtigung aller Faktoren, insbesondere einer starken Erholung des Konsums, könnte Chinas Wirtschaftswachstum im Jahr 2021 bis zu acht Prozent erreichen und damit über dem Niveau von etwa sechs Prozent vor der Pandemie liegen, so Hong. Aber abgesehen von den wirtschaftlichen Aspekten ist es für viele Chinesen allein schon ein Grund zur Freude, dass sie in diesem Jahr ein viel „sichereres" neues Jahr feiern können, im Gegensatz zu der dunklen Periode im Jahr 2020 - dank Chinas effektiven Anti-Epidemie-Bemühungen.