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Schluss mit der Verschwendung

Von Lv Yan  ·   2020-09-03  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Verschwendung;Lebensmittel;China
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Bauern stapeln am 29. Mai geernteten Weizen im Dorf Nanling in der Provinz Henan (XINHUA) 

Liu Jingyang, eine 28-jährige Bankangestellte aus Beijing, liebt es, sich nach einem langen Arbeitstag kulinarische Shows auf Live-Streaming-Plattformen anzusehen. Den Vloggern beim Essen zuzuschauen, gibt ihr kurz vor dem Schlafengehen ein Gefühl der absoluten Entspannung. „Es ist ein sehr heilsamer Prozess, einfach an nichts zu denken, während man den Leuten dabei zusieht, wie sie all die bunten und einladenden Gerichte verspeisen und beim Genuss des Essens völlig übertrieben reagieren“, erklärte Liu gegenüber der Beijing Rundschau. Außerdem frage sie sich, wie Menschen dazu in der Lage seien, mehr als zehn Mal so viel wie sie selbst zu essen, fügte sie hinzu.  

Einige dieser Nimmersatte wurden jedoch kürzlich beim „vorgetäuschten Essen“ ertappt, d.h. sie aßen nicht wirklich, sondern erbrachen die Speisen und verschwendeten so eine große Menge Lebensmittel. In der Öffentlichkeit gerieten sie deswegen sofort unter Beschuss. Der Ärger wurde noch dadurch geschürt, dass viele ihrer Kritiker Kenntnis davon haben, dass laut Statistik der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) etwa jeder neunte Mensch auf der Welt Hunger leidet. 

Darüber hinaus würden Shows, in denen Lebensmittel verschwendet werden, Zuschauer in die Irre führen, weil sie dem Wert der Sparsamkeit zuwiderliefen, erklärte Cheng Shengkui, Forscher am Institut für Geographische Wissenschaften und Naturressourcenforschung der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, gegenüber dem staatlichen Fernsehsender China Central Television (CCTV). „Die Shows zeigen keinen Respekt für Ernährung und Gesundheit“, ergänzte Liu. 

Die Ess-Shows waren in Ländern wie Südkorea und Japan bereits sehr erfolgreich, als sie um das Jahr 2014 auch in China an Popularität gewannen. 

Während der Live-Streams stopfen die Vlogger Unmengen von Lebensmitteln in sich hinein und kommunizieren dabei mit ihrem Publikum. Einige produzieren zudem Videos und laden sie beispielsweise auf YouTube oder der chinesischen Video-Sharing-Plattform Bilibili hoch. 

Mit zunehmender Lukrativität des Markts begannen einige Vlogger, die in Wirklichkeit nicht in der Lage waren, Unmengen zu essen, aber dennoch Geld von Publikum und Werbekunden kassieren wollten, mit dem Fake-Essen. 

 

In einem Restaurant in Yinchuan im Autonomen Gebiet Ningxia der Hui-Nationalität im Nordwesten Chinas haben sich Gäste am 15. August ihre Essensreste einpacken lassen (XINHUA) 

Aufgrund zunehmender Medienberichte über diese unehrlichen Methoden und die Lebensmittelverschwendung musste sich die Branche reformieren. Mehrere Live-Streaming-Plattformen kündigten an, die Shows stärker zu kontrollieren, Live-Streamer sprachen sich gegen die Verschwendung aus und plädierten für mehr Sparsamkeit. 

Laut einem von der FAO veröffentlichten Bericht wird die Menge der Lebensmittelabfälle auf weltweit 1,6 Milliarden Tonnen „Primärproduktäquivalente“ geschätzt, dabei gehen 1,3 Milliarden Tonnen genießbare Lebensmittel verloren.  

Staatspräsident Xi Jinping hat wiederholt dazu aufgerufen, der Verschwendung von Nahrungsmitteln ein Ende zu setzen. Bei seinem letzten Vorstoß im August bezeichnete er die Verschwendung als schockierend und erschütternd. Er unterstrich, dass es vor allem angesichts der Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie notwendig sei, im Hinblick auf die Ernährungssicherheit weiterhin im Krisenmodus zu bleiben.  

Xi betonte zudem die Verbesserung der Gesetzgebung und Kontrolle, die Ergreifung wirksamer Maßnahmen sowie Einrichtung eines langfristigen Mechanismus zur Beendigung der Lebensmittelverschwendung, um die 2013 gestartete landesweite Kampagne „Empty Your Plate“ („Iss Deinen Teller leer“) zu unterstützen. 

Als Teil der Kampagne boten Restaurants kleinere Portionen an und ermutigten ihre Gäste, Essensreste nach Hause mitzunehmen. In den Restaurants wurden landesweit zahlreiche Plakate zur Förderung eines sparsameren Lebensstils aufgehängt. 

Der Slogan „Iss Deinen Teller leer“ erschien auf der Liste der zehn wichtigsten Schlagworte des Jahres 2013. In den sozialen Medien ist es jetzt angesagt, Bilder von aufgegessenen Speisen und leeren Tellern zu posten. Ein Posting von CCTV auf Weibo, einer der meistgenutzten Social-Media-Plattformen in China, beschwor die User: „Bitte sparen Sie Essen und tun Sie etwas gegen die Verschwendung!“ Der Account hat über 100 Millionen Follower. 

Li Puliang, Professor an der Universität von Huizhou in der südchinesischen Provinz Guangdong, erklärte, dass diverse Parteien wie Haushalte, Restaurants, Schulen und Regierungsabteilungen zusammenarbeiten sollten, um die Lebensmittelverschwendung zu verringern. „Eltern und Lehrer sollten Kinder zu sparsamem Verhalten erziehen, gleichzeitig sollte die Regierung die Gesetzgebung verschärfen, um die Verschwendung zu stoppen“, sagte er. 

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