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Der lange, teure Weg zum Fortschritt |
Von Yu Lintao & Ma Li · 2017-03-10 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: Sichuan;China;Transport | Druck |
Eine moderne Transportverbindung hilft Dorfbewohnern, ihrem "Gefängnis" zu entkommen – und sorgt für eine Debatte auf Chinas sozialen Medien.
Luo Yunlian nahm schon am 7. März 2016 bei einer Gruppendiskussion des NVK in Beijing teil. (XINHUA)
Noch vor 15 Jahren war Luo Yunlian gewissermaßen eine "Gefangene" in ihrem Dorf, das auf einem steilen Felsen in der südwestchinesischen Provinz Sichuan thront. Die einzige Möglichkeit, wie die etwa 400 Einwohner Gulus – eines Dorfs der ethnischen Minderheit der Yi, das auf einem großen, steilen Felsen in einer Höhe von 2.000 Meter über dem Meeresspiegel liegt – die Außenwelt erreichen konnten, war durch die Verwendung von langen Leitern. Eine gefährliche Reise, die durch den unter ihnen in der Schlucht liegenden, reißenden Fluss „Dadu“ noch gefährlicher wurde.
Anfangs nutzten die Dorfbewohner wacklige Leitern aus Stöcken und Reben. Später wurden aus den Holzleitern solche aus Stahl, doch die Ab- und Aufstiege blieben riskant und nervenaufreibend.
Im Jahr 2002 schlugen die Dorfbewohner – mit finanzieller Unterstützung der lokalen Regierung – einen robusten, schmalen Pfad in den Felsen, der den Namen „Maultierpfad“ erhielt. Obwohl sie nun beim Auf- und Abstieg nicht ihr Leben riskieren mussten, war das Erreichen der Außenwelt dennoch ein Kampf, der mindestens drei Stunden in Anspruch nahm. So lange brauchte man nämlich, bis man über den Maultierpfad die nächste Kreisstadt erreicht hatte.
Doch seit Anfang dieses Jahrzehnts haben sich die Dinge geändert. Luo, selbst Parteichefin ihres Dorfes, wurde 2013 zur Abgeordneten ihrer Heimat beim Nationalen Volkskongress (NVK), Chinas höchstem gesetzgebenden Organ, gewählt. Seitdem hat sie viel Lobbyarbeit für eine bessere Infrastruktur und Verkehrsanbindung ihres Heimatdorfes gemacht und hofft, dass Gulu eines Tages eine eigene Anbindung ans Straßennetz haben wird, die das Dorf transformieren kann.
„Wir brauchen eine Straße – nicht nur für die Dorfbewohner, die aus dem Dorf raus wollen, sondern auch für Touristen, die uns Besucher wollen“, erklärte sie gegenüber Beijing Rundschau.
Aufgrund von Gulu abgeschiedener geografischer Lage und dem unwegsamen Gelände wäre der Bau einer Schnellstraße ein harter Job – und immens teuer. Das erforderliche Budget könnte laut der örtlichen Verkehrsbehörde bei bis zu 40 Millionen Yuan (5,5 Mio. Euro) liegen.
Doch die Regierung hat Gulus Traum von einer eigenen Straße nicht vergessen. Dank Luos Bemühungen und mehr Mitteln von der Regierung konnte die dörfliche Infrastruktur Schritt für Schritt verbessert werden. Im Jahr 2014 erhielt der Maultierpfad ein Geländer, und wegen der steigenden Zahl der Touristen wurde auch eine öffentliche Toilette gebaut.
Letzten Oktober wurde eine 750 Meter lange Seilbahn über den Dadu-Fluss gebaut, die 24 Millionen Yuan (3,3 Mio. Euro) kostete. Heute ist sie die Hauptverbindung der Dorfbewohner mit der Außenwelt, die sie zu einem anderen Dorf bringt, das eine Anbindung an die Autobahn hat.
„Die Seilbahn hat das Pendel-Problem unseres 400 Jahre alten Dorfes gelöst“, sagte Luo. „Die Schicksale der Dorfbewohner haben sich völlig verändert."
Es gab aber auch einige Kritik. Kritiker auf den sozialen Medien wunderten sich, warum ein Dorf mit nur 400 Leuten so viele Ressourcen bekommen soll. Viele schlugen vor, dass die Dorfbewohner einfach woanders hinziehen sollten.
Aber es wäre schwierig, die Dorfbewohner zu überzeugen, ihre Heimat, in der sie seit Generationen gelebt haben, zu verlassen und in ein anderes Dorf zu ziehen, so Luo. Es sei daher wichtig, die Verkehrsinfrastruktur für das Dorf zu verbessern, denn es gehe um dessen Existenz und Entwicklung.
„Durch seine besondere Landschaft und die grüne Umgebung, zieht Gulu immer mehr Touristen an“, sagte Luo. Sie schreibt diesen Erfolg der zweckdienlichen Armutsbekämpfung der Regierung zu. „In Zukunft werden wir uns auf die Entwicklung des Tourismus konzentrieren“, fügte sie hinzu.
Die neue Seilbahn, die das Dorf mit der Außenwelt verbindet. [Foto: Xinhua]
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