Wer würde 50.000 Yuan (6.674 Euro) ausgeben, um zu versuchen, seinem sechsjährigen Kind beizubringen, wie man Firmenchef wird? Oder wie wäre es mit einem Kurs für "westliche Etikette"?

Wer würde 50.000 Yuan (6.674 Euro) ausgeben, um zu versuchen, seinem sechsjährigen Kind beizubringen, wie man Firmenchef wird? Oder wie wäre es mit einem Kurs für "westliche Etikette"? Premium-Kurse für Kinder, die zu Premium-Preisen zu buchen sind, nehmen seit den vergangenen Jahren stark unter Chinas Neureichen zu, schließlich möchten sie sicherstellen, dass ihre Kinder eine erstklassige Ausbildung genießen. Experten meinen, dass ein Mangel an gesundem Menschenverstand seitens der Eltern hinsichtlich der Ausbildung ihrer Kinder hinter einigen recht bizarren Kursen steckt, doch das Auftreten solcher Kurse im Allgemeinen sei ein normales Phänomen.

Elite-Kurse 

"Aufbau von zukünftigen Führungseigenschaften von Kindern zwischen drei und acht Jahren, Aneignung der Kompetenz, die eine Leitungsperson braucht", lautet ein Slogan vor einem Ausbildungs-Institut in Guangzhou, der Hauptstadt der südchinesischen Provinz Guangdong, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua am 18. August. Den Institutsmitarbeitern zufolge bietet das Institut Kurse wie "Firmenchef werden" ein- oder zweimal pro Woche an. Für einen zweitägigen Kurs in "westlicher Etikette", der im Pudong Shangri-la Hotel in Shanghai angeboten wird, wird zu einem Preis von 9.800 Yuan geworben. Ein weltbekannter Dozent unterrichtet die Kurse "orthodoxe westliche Etikette", "Etikette in Theatern" und sogar "Etikette bei der britischen Tea-Time".

Laut Statistiken von 2015, die von der Answer Marketing Consulting Company, einer Marktforschungs- und Beratungsfirma mit Sitz in Beijing, bereitgestellt wurden, beträgt der durchschnittliche Betrag, den eine Familie für das Training ihrer Kinder ausgibt, 26,7 Prozent des gesamten Geldes, das sie für ihre Kinder ausgibt, womit es das größte Segment der Ausgaben ist. Auf der Preisliste des Clubs steht, dass eine 45-minütige Privatstunde mit einem ausländischen Tutor 1.500 Yuan kostet, und 180 Unterrichtsstunden über einen Zeitraum von zwölf Monaten werden für 119.000 Yuan angeboten.

Marktmeinung 

In der ersten Hälfte von 2016 hat der Chinesische Verbraucherschutz 2.626 Beschwerden über derartige Trainingskurse erhalten und bearbeitet, wobei es sich bei den meisten um falsche Werbung und unfaire Geschäftspraktiken handelte. Jedes Jahr in den vergangenen drei Jahren lag die Zahl solcher Beschwerden bei über 5.000.

Die Kurse spiegeln den Materialismus der chinesischen Gesellschaft wider, bei dem die Menschen dazu tendieren, Luxusprodukte zu konsumieren, selbst in Sachen Ausbildung, erklärte Xiong Bingqi, Vize-Präsident des 21st Century Education Research Institute, am Donnerstag gegenüber Global Times. “Bildung wird kommerzialisiert, und manche Eltern gehen nicht mit gesundem Menschenverstand an die Ausbildung ihrer Kinder heran”, so Xiong. Es sei wichtiger für junge Kinder, soziale Regeln zu erlernen und grundlegende Charaktereigenschaften auszubilden anstatt über Führungseigenschaften als Firmenchef unterrichtet zu werden. Xiong meint, dass Eltern bei der Wahl von Kursen für ihre Kinder die wirtschaftliche Situation der Familie, die Fähigkeiten und Charaktereigenschaften ihrer Kinder sowie die Qualität der Kurse und Institute in Betracht ziehen sollten.