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Die Hassliebe zur ständigen Konnektivität

  ·   2016-08-04  ·  Quelle:German.people.cn
Stichwörter: Wechat;Social Media
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Ein Link des Chefs, die Hochzeitfotos einer Bekannten, der Ohrwurm des Lehrers, all das findet sich unter den Neuigkeiten, mit denen man täglich über die Sozialen Medien konfrontiert wird. Mancher sieht das mit gemischten Gefühlen. 

Einfach abschalten. Nach Meinung einiger chinesischer Nutzer von WeChat, einem WhatsApp-ähnlichen Chat-Dienst für Handys mit großem Funktionsumfang, ist das eine mögliche Lösung dafür, dass man täglich mit einem beständigen Strom von Updates seiner Kontakte überflutet wird. Für manche machen diese Neuigkeiten geradezu süchtig und können nur mit Mühe ignoriert werden.

China Youth Daily führte eine Umfrage zur WeChat-Nutzung unter 2.000 Menschen durch. Überraschenderweise gaben 35,8 Prozent an, dass sie ihre WeChat-Updates abzuschalten gedenken. Nahezu 20 Prozent sagten, dass sie ihre Updates in naher Zukunft abstellen werden. Rund 14 Prozent haben dies in der Vergangenheit bereits getan.

Es gibt jedoch noch weitere Funktionen von WeChat, die Menschen nicht missen möchten. Dazu zählen das Nachrichtenversenden, Videoanrufe und Finanztransaktionen, um nur einige zu nennen. Mit 64,2 Prozent gab die Mehrheit der Befragten an, die App nicht abschalten zu wollen.

In einer Welt, die von Sozialen Medien durchdrungen wird, hat das Leben der Menschen laut einigen Experten gewisse Dimensionen verloren, da sie nun immer mehr im Cyberspace versunken sind. Menschliche Interaktionen von Angesicht zu Angesicht werden seltener, während das Versenden von sowie das Antworten und Warten auf Nachrichten zunimmt. Chat-Dienste wie WeChat, WhatsApp, Twitter oder Seiten wie Facebook gehören zu den beliebtesten Plattformen der Sozialen Medien und sind für viele zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Lebens geworden.

Deng Chunyang, Lehrerin einer ersten Klasse an der Donggaodi Grundschule Nr. 3 in Beijing, erklärt, dass sie WeChat dafür nutze, um mit den Eltern ihrer Schüler in Kontakt zu bleiben. „Ich habe sie in einer WeChat-Gruppe und wann immer ich sie über etwas zu informieren will, sende ich eine Nachricht in der Gruppe“, erklärt Deng. „Morgens nach dem Aufstehen checke ich immer erst einmal mein WeChat, um zu sehen, ob mir die Eltern irgendwelche Nachrichten hinterlassen haben.“

Damit ist Deng nicht allein. Der morgendliche WeChat-Check ist für viele in China zur Angewohnheit geworden. Viele Eltern fügen Deng als einen Freund bei WeChat hinzu, um besser mir ihr in Verbindung bleiben zu können.

„Ich verdanke der Blockfunktion von WeChat sehr viel. Ich bin einfach wie jeder andere auch: Ich trage Latschen und esse an Straßenständen“, gesteht sie. „Doch für einige Eltern entsprechen diese Dinge nicht dem Bild, welches sie von einem Lehrer haben. Daher blocke ich manche von ihnen, damit sie meine Beiträge nicht sehen können.“

Selbst wenn dies Unannehmlichkeiten mit sich bringe, möchte Deng WeChat nicht gänzlich aus ihrem Leben verbannen. „Ich will sehen, was im Leben von jedem so passiert, ein paar ‚Gefällt mir‘ vergeben und Kommentare hinterlassen. Außerdem kann ich durch die WeChat-Updates ihrer Eltern auch ein besseres Verständnis für meine Schüler erhalten.“

Eine Angestellte eines Internetunternehmens, welche ungenannt bleiben möchte, nutzt WeChat seit mehreren Wochen nicht mehr. „Ich habe es für ungefähr einen Monat oder so nicht benutzt und habe nicht das Gefühl, viel verpasst zu haben. Ich habe mehr Ruhe“, erklärt sie. „Ich muss nicht ständig sehen, wer sich in wen verliebt hat, wer andere für sich wählen lassen will oder wer wieder mit seinen Kindern angibt.“ Sie meint, dass Menschen erstaunlich anpassungsfähig seien. „Bevor es WeChat gab, ging es uns auch gut.“

Kuang Wenbo, Professor für Massenmedien an der Renmin-Universität, erklärt, dass Betreuer von Kindern sich in Vorsicht üben müssen, da Informationen auf WeChat nicht gefiltert werden. „Nur eine Minderheit von Menschen schalten proaktiv ihre WeChat-Updates ab“, so Kuang. „Egal ob sie nun an oder aus sind, jeder hat das Recht dazu, seine Lebensweise und Form der sozialen Interaktion selbst zu bestimmen. Es ist entscheidend, die geeignetste Wahl zu treffen.“ (Quelle: German.people.cn)

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