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Scheidender UN-Generalsekretär: Ban Ki-moon zieht Bilanz

  ·   2016-07-15  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Besuch;die UN;Flüchtlingskrise
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Hat die UN einen Arbeitsplan für die Flüchtlingskrise in Europa? Was sind die Wurzeln dieser Krise? 

Der massive Zustrom von Migranten und Flüchtlingen ist eins der schwierigsten Probleme. Es gibt viele Gründe dafür, dass diese Menschen aus ihrer Heimat fliehen: aufgrund verschiedener gewaltsamer Krisen, das gilt vor allem für Syrien.  

Der seit sechs Jahren anhaltende Konflikt hat Millionen Menschen aus Syrien vertrieben. So sind beispielsweise 4,5 Millionen Syrer geflohen. Ferner sind 12 Millionen Menschen innerhalb des Landes betroffen. Fast 60 Prozent der Syrer sind direkt betroffen.  

Außerdem fliehen viele Menschen aus Afghanistan, dem Iran, aus Pakistan, Libyen und zahlreichen weiteren Regionen. Die Flüchtlingskrise hat sich daher zu einer der schlimmsten Krisen überhaupt entwickelt. Ich habe die politische Führung der EU gedrängt, dass dies keine Krise ist, die nur eine gewisse Anzahl von Menschen betrifft, sondern eine Krise der globalen Solidarität. Wenn wir globale Solidarität und eine mitfühlende politische Führung unter Beweis stellen, können wir dieses Problem bewältigen.  

Am 19. September wird ein UN-Gipfeltreffen stattfinden und ich habe Chinas politische Führung gebeten, daran auf höchstmöglicher Ebene teilzunehmen. Präsident Obama und ich werden dabei eine sehr wichtige Rolle übernehmen müssen. Die Generalversammlung wird am 19. September eine Sondersitzung zum Thema Migration und Flüchtlinge einberufen. Präsident Obama wird am 20. September an einem weiteren Gipfel teilnehmen.  

Wir hoffen, dass wir uns bei diesen Treffen auf eine globale Vereinbarung auf Grundlage gemeinsamer Verantwortung einigen können. Dies ist wichtig, denn Länder oder selbst Ländergruppen können diese Angelegenheit nicht alleine regeln. Sie sollte mit globalem Engagement behandelt werden.  

Gleichberechtigung war stets eine der obersten Prioritäten von Ihnen und der UN. Es gibt sehr vielversprechende Kandidatinnen für den Posten des UN-Generalsekretärs. Welche Eigenschaften sind für diese Funktion Ihrer Meinung nach erforderlich? 

Gleichstellungsfragen zählen zu meinen höchsten Prioritäten. Als ich Generalsekretär wurde, habe ich zahlreiche unterschiedliche Initiativen ins Leben gerufen.  

Die Gleichberechtigung von Frauen ist wichtig, ich habe mit fast allen Regierungschefs gesprochen und sie aufgefordert, so viele Frauen wie möglich für Entscheidungspositionen zu ernennen.  

Eine weitere Frage lautet: Wie kann man die Rechte und Würde der Frauen schützen, sie vor Menschenrechtsverletzungen und Gewalt bewahren? 2008 gründete ich daher UNite to End Violence Against Women. Wir haben noch eine weitere Kampagne HeForShe (in der Männer und Jungen als treibende Kraft der Gleichberechtigung agieren). Alle diese Initiativen haben enorme Unterstützung erhalten.   

Erstmals in der Geschichte der UN habe ich eine sehr starke Organisation namens UN Women ins Leben gerufen, die die UN-Behörde für Gleichberechtigung und gegen die Gewalt gegen Frauen stärkt.  

Es ermutigt mich sehr, dass es lautere Rufe nach einer fähigen und engagierten Frau für meine Nachfolge gibt. Natürlich liegt die Wahl des Generalsekretärs in den Händen der Mitgliedsstaaten und ich habe eine neutrale Position. Aber bei vielen Gelegenheiten, in vielen Fällen und vielen Bereichen sind Frauen die besten Kandidaten. Daher hoffe ich, dass dies auch dieses Mal zutrifft.  

Zurzeit sind mehr als 40 Prozent der UN-Mitarbeiter auf Führungsebene Frauen. In den unteren Ebenen ist ihr Anteil höher. Ich wollte zuallererst meine Heimat verändern. Und das habe ich geschafft. Schauen Sie, wir gehen mit bestem Beispiel voran. Bitte folgen Sie diesem Beispiel.  

Großbritannien stimmte für den Austritt aus der EU, Österreich forderte eine Wiederholung der Präsidentenwahlen. Glauben Sie, dass sich die Welt von der Globalisierung abwendet? 

Dabei geht es um Österreichs Innenpolitik, einen internen Verfassungsprozess. Tatsächlich habe ich erst vor zwei Tagen mit Österreichs Präsident Heinz Fischer telefoniert.  Ich habe sehr eng mit ihm zusammengearbeitet.  (Fischer ging nach zwei Amtszeiten am 8. Juli in den Ruhestand.) 

Er sagte, es gebe einige Unregelmäßigkeiten im Wahlprozess. Daher hat das Verfassungsgericht entschieden, die Wahlen am 2. Oktober zu wiederholen. Wir respektieren diese Entscheidung. Ich hoffe, dass die Wahlwiederholung in Österreich auf friedliche und demokratische Weise entsprechend dem Verfassungsprozess ablaufen wird.  

Weltweit gibt es aber Befürchtungen, dass Politiker auf den so genannten Populismus zurückgreifen. Dies hat nichts mit der Wahl in Österreich zu tun, sondern ist ein allgemeines Phänomen. Politische Entscheidungsträger sollten über ein sehr kluges und objektives Urteil der Situation verfügen, statt an den Populismus zu appellieren oder negative Rhetorik einzusetzen.  

Welche Beschwerden oder Meinungsverschiedenheiten es auch immer gibt, sie sollten Flexibilität und Geduld zeigen und versuchen, sämtliche Probleme per Dialog und auf friedliche Weise zu lösen. Dies ist der beste Weg, um mit Konflikten umzugehen und sie zu vermeiden.  

Ich hoffe wirklich, dass wir auf die politischen Entscheidungsträger, ihre klugen Entscheidungen und Urteile bei der Lenkung ihrer Länder zählen können, während wir dabei sind, einen sehr schwierigen Prozess zu durchlaufen. Dies wird der Welt und der UN wirklich dabei helfen, mit der gegenwärtigen Situation umzugehen.  

Sie haben einmal gesagt, Ihr Leben sei wie ein Uhrwerk, das pausenlos in Bewegung ist. Was werden Sie nach dem Ende Ihrer UN-Tätigkeit machen, nach einer 46 Jahre langen, diplomatischen Karriere? 

Da muss ich wirklich nachdenken…. 

Ich werde dann 46 Jahre im öffentlichen Dienst gestanden haben – 36 Jahre in Südkorea und 10 Jahre als UN-Generalsekretär – und das ohne Pause. Also brauche ich erst einmal etwas Erholung.  

Danach will ich etwas Zeit mit meinen Enkeln verbringen. Ein Leben mit Enkelkindern ist etwas ganz anderes, als mit den eigenen Kindern zu leben. Sie inspirieren mich wirklich sehr, sie interessieren mich und machen mich glücklich.  

Und dann werde ich darüber nachdenken, was ich tun sollte.  

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