In China boomt die Vermietung von privaten Unterkünften. 

Der Betreiber einer privaten Unterkunft (L) führt zwei Gäste aus Mexiko durch sein Hostel in Zhouzhang, einer Wasserstadt in der Jiangsu Provinz; 02. Juli 2015

Das Dorf Lingnan in der ostchinesischen Provinz Zhejiang wirkte fast wie ausgestorben, nachdem ein Großteil vor allem der jungen Bevölkerung zum Arbeitsuchen in die Städte abgewandert war. Seitdem jedoch die private Vermietung von Unterkünften in China zu boomen begann, zieht es immer mehr Heimkehrer und Neuankömmlinge in das Dorf. 

Einer von ihnen ist Zhu Zhenhua aus der Provinzhauptstadt Hangzhou. 2008 mit seiner Frau zugezogen, mietete sich das Ehepaar ein Anwesen mit Hof und investierte 300.000 Yuan (umgerechnet ca. 46.154 US-Dollar) in seine Renovierung. Als immer mehr Touristen in das Dorf kamen und fragten, ob sie gegen Bezahlung in Zhus Haus übernachten dürften, zögerte dieser nicht lange und stieg kurzerhand ins Geschäft ein. „Wir wollen nicht mehr zurück nach Hangzhou", erzählt Zhu. „Für uns als Rentner ist das Leben hier ideal. Wir haben ein großes Haus, bauen unser eigenes Gemüse an, genießen die frische Luft und führen ein beschauliches Leben." 

„Viele Dorfbewohner haben plötzlich erkannt, welcher Wert in ihren Immobilien steckt", erklärt Shentu Xiaoshan aus Shen'ao im Tonglu Bezirk. Mittlerweile hat sich das Vermieten privater Unterkünfte in dem Ort etabliert und einge Dorfbewohner haben sogar kleine Cafés in ihren Häusern eröffnet. „Das einstmals verlassene Dorf ist zu neuem Leben erwacht", sagt Shentu. 

Am 31. Mai fand in Tonglu das erste Internationale Forum zur Entwicklung des B&B-Sektors („Bed and Breakfast") statt, für China als Veranstalter eine Premiere. Mehr als 500 Experten und Geschäftsleute aus dem B&B-Bereich sind aus aller Welt angereist, um andere Teilnehmer an ihren Erfahrungen und Ansichten teilhaben zu lassen. 

Tonglu zählt zu den ersten Bezirken in China, die in das Geschäft um die Vermietung von Privatwohnungen eingestiegen sind. Offiziellen Zahlen der Lokalregierung zufolge verfügte der Bezirk zum Ende des Jahres 2015 über insgesamt 8.119 Schlafplätze. Allein im vergangenen Jahr besuchten 2,67 Millionen Touristen die Region und setzten dabei insgesamt 170 Millionen Yuan (umgerechnet ca. 27,4 Millionen US-Dollar) um. 

„Durch die vielen Einnahmen konnten wir die gesamte Umgebung hier stark ausbauen", sagt Shentu. „Wir haben ein komplettes Abwassersystem errichtet und die Dorfbewohner legen darüber hinaus größeren Wert auf sanitäre Anlagen, da sich mangelnde Hygiene negativ auf das Geschäft auswirken kann." 

„Wir haben unser eigenes Verfahren entwickelt, um das B&B-Geschäft in unserer Region zu organisieren", erläutert Zhou Zhonglian, Direktor  des Dorfes Huanxi. „Wir teilen allen privaten Vermietern, die unsere Anforderungen etwa im Sicherheit- oder Hygienebereich erfüllen, eine Nummer zu und notieren die Anzahl ihrer zu vermietenden Betten. In der Hauptsaison erstellen wir dann eine Datenbank, mit deren Hilfe wir Gästezimmer an Touristen vermitteln."