Die Regierung habe niemals Quoten für Taiwanreisende aus Festlandchina festgelegt. Das erklärte der Sprecher des Büros für Taiwan-Angelegenheiten beim Staatsrat am Mittwoch im Hinblick auf den jüngsten Rückgang bei den Taiwanreisen von Festlandchinesen.

“Die Schwankungen der Touristenzahlen lassen sich hauptsächlich auf den Markt zurückführen und beruhen auf den Wünschen von Reiseveranstaltern und Touristen. Die Regierung hat niemals Quoten festgelegt, um die Zahl der Taiwantouristen zu begrenzen”, erklärte Sprecher An Fengshan auf einer Pressekonferenz am Mittwoch. An ist gleichzeitig stellvertretender Direktor der Presseabteilung des Büros für Taiwan-Angelegenheiten.

“Die politische Situation in Taiwan und die Beziehungen zwischen beiden Seiten der Taiwan-Straße haben sich in diesem Jahr verändert. Dies hat zu Bedenken bei Reiseveranstaltern und Touristen aus Festlandchina geführt. Daher hat die Bereitschaft nach Taiwan zu reisen, abgenommen”, erklärte er.

Der taiwanesische Tourismussektor – der erste, der unmittelbar von einer Verschlechterung der Beziehungen zwischen beiden Seiten der Taiwan-Straße getroffen wird – verzeichnete einen Rückgang bei Touristen aus Festlandchina. Dies führte zu Klagen von Reisebusunternehmen, Hotels, Restaurants und Reisebüros.

Jüngst vom Tourismusbüro der Insel veröffentlichte Statistiken zeigen, dass die tägliche Durchschnittszahl der Taiwanbesucher aus Festlandchina, die in Reisegruppen unterwegs sind, seit Anfang Mai um rund 33 Prozent bzw. 1650 gesunken ist. Im Vorjahreszeitraum wurden noch 5000 Touristen aus Festlandchina gezählt.

Fu Kun-chi, Leiter des Kreises Hualien in Taiwan, hat diesen Trend ebenfalls bemerkt.

“Der Besucherrückgang hat sich auf die Beziehungen zwischen Festlandchina und Taiwan sowie viele andere Bereiche in Taiwan ausgewirkt, dazu zählen Landwirtschaft, Tourismus, Familienhotels und Restaurants”, berichtete Fu am Sonntag der China Daily beim Forum der Taiwan-Straße in Xiamen.

Fu hofft, dass die kontinuierliche Kommunikation zwischen beiden Seiten eine konstante Zahl an Touristen aus Festlandchina anlocken kann.

Tsai Ing-wen, neu gewähltes politisches Oberhaupt Taiwans, die am 20. Mai ihr Amt antrat, hat bislang nicht ausdrücklich den Konsens von 1992 befürwortet. Darin heißt es, dass Festlandchina und Taiwan Teil eines untrennbaren China sind.

“Die politische Situation beeinflusst den Tourismus am meisten, aber sie könnte sich auch auf die Makroökonomie auswirken”, erklärte Huang Hau-lung, Präsident der Vereinigung der Auslandschinesen in Taipeh. “Es erfordert Intelligenz, um eine Balance zu finden”, erklärte er.

Laut Statistiken der chinesischen Tourismusbehörde reisten im vergangenen Jahr 4,1 Millionen Festlandchinesen nach Taiwan, das entspricht rund 40 Prozent aller Inselbesucher.

Jeder Tourist aus Festlandchina gab im Durchschnitt täglich 7770 Neue Taiwan-Dollar (40 US-Dollar) in Taiwan aus.