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Was würde passieren, wenn das Eis der Arktis vollständig schmilzt? 

Das Eis der Arktis reflektiert 80 Prozent des Sonnenlichts, das auf sie trifft – das dunkle Meerwasser hingegen reflektiert nur etwa 10 Prozent des Sonnenlichts. Die Sonne selbst trägt also eher wenig zum Abschmelzen des Polareises bei. Man muss andersherum denken: schmilzt das Eis, vergrößert sich die Fläche des eisfreien Meeres. Dieses kann von der Sonne weiter erhitzt werden, so dass sich die Eisschmelze immer weiter beschleunigen kann und das Nördliche Eismeer immer wärmer wird. Das erwärmte Wasser kann durch die Meeresströmungen in andere Meeresregionen der Welt übertragen werden. Dadurch kann es zur Freisetzung von in Kohlenstoffsenken gebundenem Kohlendioxid kommen, wodurch der Klimawandel beschleunigt werden kann. Die Erderwärmung könnte sich so immer weiter beschleunigen und schließlich beispielsweise zum großflächigen Abschmelzen von Gebirgsgletschern oder etwa dem Grönlandeis führen. Dies würde die Trinkwasserreserven der Menschheit verringern und könnte den Meeresspiegel um mehrere Meter ansteigen lassen. Überschwemmungen und Extremwetter wären (u.a.) die Folgen. 

Ob das Eis im Nordpolarmeer jedoch überhaupt vollständig abschmelzen kann, ist unter Forschern umstritten. Die „Theorie vom eisfreien Nordmeer“ – die besagte, dass um den Nordpol eine schiffbare Passage bestehen sollte – war beispielsweise bereits im 19. Jahrhundert populär. Sie wurde im Rahmen der Diskussion um die Erderwärmung wiederbelebt, da in den letzten Jahren zumindest in den Sommermonaten so viel Eis wegschmolz, dass in den Jahren 2008 und 2011 sowohl die Nordwest- als auch die Nordostpassage schiffbar waren. Eine dauerhafte Befahrbarkeit dieser Passagen wäre bei der aktuellen Entwicklung der jährlichen Durchschnittstemperaturen denkbar.