日本語 Français English 中 文
  • descriptiondescription
Startseite China International Wirtschaft Kultur Porträt Bilder Video
Startseite >> Wirtschaft

Zehn Jahre Shanghaier Freihandelszone: Musterbeispiel in Sachen Öffnung und Entwicklung

Von Zhao Yang  ·   2023-12-21  ·  Quelle:german.chinatoday.com.cn
Stichwörter: Freihandelszone;Öffnung
Druck
Email

Vor zehn Jahren gab China den Startschuss, eine Pilot-Freihandelszone in Shanghai zu errichten. Ein Vorstoß, der rückblickend reiche Früchte tragen sollte. Inzwischen finden sich bereits 22 solcher Zonen im ganzen Land. Gemeinsam bilden sie ein innovatives Netzwerk für die Förderung der Reform und Öffnung auf hohem Niveau.  

   

Im Jubiläumsjahr: Besucher informieren sich am 6. November 2023 im China-Pavillon der sechsten CIIE in Shanghai über die Errungenschaften der chinesischen Pilot-Freihandelszonen im vergangenen Jahrzehnt.  

Institutionelle Innovationen als Schlüssel  

Das Logistikunternehmen Shanghai Origin Supply Chain Management befindet sich in der umfassenden integrierten Freihandelszone Yangshan in der Lin-gang Special Area of China in Shanghai. Auf den 15.000 Quadratmetern modernster Lagerfläche der Firma sind unterschiedlichste Waren untergebracht. Die Palette reicht von Lebensmitteln und Bekleidung über Kosmetikprodukte bis hin zu Getrieben, Motorbooten und großen Dieselmotoren, alles fein säuberlich nach Kategorien geordnet und in verschiedenen Bereichen gelagert. Laut Huang Yingming, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens, stammen die Güter teils aus dem Ausland, teils aus der Produktion inländischer Exportunternehmen.   

Anders als Waren, die auf den grenzüberschreitenden Onlinehandelsplattformen verkauft werden, gelten für Güter im traditionellen Großhandel feste Verfahren und Abläufe. Sie müssen zum Beispiel Zollanmeldung, Steuerentrichtung, Inspektion und Quarantäne durchlaufen. In der Yangshan-Freihandelszone geht all dies jedoch äußerst zügig vonstatten. Der Grund: Hier setzt man auf intelligente Zollabfertigungsverfahren und innovative Handelsregulierungssysteme.  

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang etwa ein neu eingeführtes System zur Klassifizierung und Überwachung des Ladungsstatus. In seinem Rahmen werden zollfreie und zollpflichtige Waren unterschiedlicher Fabriken und Marken in ein und demselben Lager eingelagert. Das ermöglicht eine einheitliche Verwaltung und Distribution. Unternehmer Huang gibt uns einen detaillierten Einblick in die zugehörigen Abläufe. Schon vor der Abwicklung der Tax-Formalitäten für steuerpflichtige Waren sei es gestattet, Teile davon über den grenzüberschreitenden E-Commerce vorab auf den Markt zu bringen. Ziel dieses Vorgangs sei es, die Resonanz und Kauflust der Konsumenten anzutesten. „Stoßen die Produkte auf Gegenliebe, folgt im nächsten Schritt der Versand der Güter mit vollständigen Formalitäten über die gängigen allgemeinen Handelskanäle“, erklärt Huang.   

Die niedrigen Kosten und die einfache Verwaltung haben viele Unternehmen dazu veranlasst, sich für die Yangshan-Freihandelszone als Fenster für die Wareneinfuhr nach China zu entscheiden und ihr Geschäft von dort aus sukzessive auszuweiten.  

Auch bei der Zollabfertigung macht die Shanghaier Zone Tempo. Die Abfertigungszeit für Waren, die in den Zollverschlussbereich gelangen, konnte von zwei bis drei Tagen auf wenige Sekunden verkürzt werden. Huang Yingming führt uns den Prozess am Smartphone vor. Er öffnet dafür zuerst die eigens für Unternehmen eingerichtete Website, die Teil der integrierten Informationsmanagement-Serviceplattform der Lin-gang Special Area ist. Danach wählt er ein beliebiges Damenkleid aus. In wenigen Klicks lassen sich in Sekundenschnelle detaillierte Informationen über die verschiedenen Phasen und Zeiten der Produktdeklaration des Artikels abrufen. Auf der Seite ist zu sehen, dass die Abfertigung nur zehn Sekunden dauerte. Zollabfertigung im Sauseschritt also. Zudem ermöglicht die speziell entwickelte Plattform den Zugriff auf Zoll-, Quarantäne-, Steuer- und andere Geschäftsinformationen, was die Zollabfertigung im Handel erheblich erleichtert. 

Origin war einst eines der ersten Unternehmen, das sich in der Freihandelszone Yangshan niedergelassen und von den Vorzügen der Zone profitiert hat. Seither wächst das Geschäftsvolumen der Firma stetig. Trotz der Auswirkung der weltweiten Wirtschaftsrezession der letzten Jahre sei die Kundenzahl immer weiter gestiegen, verrät uns Huang. Und mehr noch: Im Laufe des vergangenen Jahrzehnts sei die Lagerfläche des Unternehmens von 800 Quadratmetern auf rund 50.000 Quadratmeter angewachsen. Auch die Geschäftsfelder der Firma hätten sich stetig erweitert. Erfolgreich habe das Unternehmen seine Fühler in einige Dutzend Länder ausgestreckt.  

Als erste landesweite Freihandelszone ihrer Art dient die Freihandelszone Yangshan als wichtige Säule in Chinas Freihandelszonen-Netz, mit international anerkannten Maßstäben und starker Wettbewerbsfähigkeit. Dabei setzt Yangshan auf ein höheres Maß an Handelsliberalisierung und -erleichterung. Nach Angaben der Shanghaier Zollbehörde ist das Im- und Exportvolumen der Zone allein seit dem Bau der neuen Zone Lin-gang von 86,6 Milliarden Yuan im Jahr 2019 auf 209 Milliarden Yuan im Jahr 2022 angewachsen. In den ersten acht Monaten des laufenden Jahres belief sich das Volumen der Im- und Exporte auf stattliche 151,8 Milliarden Yuan, ein Plus von 52 Prozent im Vorjahresvergleich und damit die größte Wachstumsrate unter den zehn größten integrierten Freihandelszonen des Landes. 

   

Alles hat seinen Platz: In den verschiedenen Bereichen des 15.000 Quadratmeter großen Origin-Hochregallagers sind Waren wie Lebensmittel, Kleidung, Kosmetika, aber auch Getriebe, Motorboote und Großdieselmotoren untergebracht.  

Enpowerment durch Technologie  

Wir machen uns auf in den Shanghaier Yangshan-Hafen. Das geschäftige Treiben hier verschlägt Besuchern die Sprache. Unzählige LKW mit Containern fahren hier hin und her, alles ist ständig in Bewegung. Im scharfen Gegensetz dazu sieht man am Yangshan-Phase-4-Terminal auf der Westseite des Tiefwasserhafengebiets Yangshan fast keine Menschenseele.  

Warum? Das verrät uns Yang Yanbin, stellvertretender Manager der Shanghai International Port Group (SIPG), der das Produktionsgeschäft betreut. Das neueste Terminal, Yangshan Phase 4 oder kurz YSH4, sei eines der fortschrittlichsten automatisierten Terminals der Welt, verrät er. Nur ein kleiner Teil des Terminalbetriebs erfordere noch manuelle Eingriffe. Und selbst wenn einmal Hand angelegt werde, müssten die Arbeiter, die die Brückenkräne bedienten, dafür nicht mehr in luftige Höhen in ein Führerhäuschen steigen, sondern könnten die Geräte vom Bürogebäude aus, aus hundert Kilometern Entfernung also, steuern, was die Arbeitsbedingungen erheblich verbessert habe, so der Manager.  

Die automatisierten Abläufe des YSH4-Terminals seien effizient konzipiert und der Betrieb sei insgesamt wesentlich sicherer als bei traditionellen Terminals. Dies untermauern auch die Zahlen. Laut Yang spare das YSH4-Terminal im Vergleich zu herkömmlichen Terminals 70 Prozent Arbeitsaufwand, und das bei 30-prozentiger Effizienzsteigerung.  

All dies ist dem von SIPG selbst entwickelten intelligenten Produktionssteuerungssystem ITOS zu verdanken. Als „Gehirn“ der Anlage steuert das System den automatisierten Betrieb der Be- und Entladestationen im gesamten Prozess. Dadurch gelang es, einen revolutionären Wandel zu vollziehen - von einer traditionell arbeitsintensiven Tätigkeit hin zur völligen Automatisierung. Smarte Abwicklung heißt nun das Motto. Bis dato findet das neue Steuerungssystem „Made in China“ bereits Anwendung in 14 Seidenstraßenländern.  

Mit seinem bisher weltweit größten Hafenunternehmen ist der Shanghaier Hafen nach wie vor der Port mit dem weltweit größten Containerumschlag, und das bereits seit 13 Jahren in Folge. 2022 wurden hier 47,3 Millionen TEU umgeschlagen. Dieses Jahr strebt SIPG einen Umschlag von 48 Millionen TEU an.  

Das Unternehmen ist jedoch nicht nur in puncto Technologie führend. SIPG hat sich das Ziel gesetzt, umweltfreundliche Häfen zu bauen. Dementsprechend hat man hier neue Logistikkanäle eröffnet, mit dem Ziel, neue Kunden zu gewinnen. Container, die ursprünglich auf dem Landweg zum Hafen transportiert wurden, werden nun über Zubringerschiffe auf dem Wasserweg befördert. Der Anteil der Umladungen auf dem Wasser lag in den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres bereits bei über 55 Prozent. Ein weiterer Durchbruch 2023 war, dass im Shanghaier Hafen erstmals ein internationales Schiff mit LNG unter Zollverschluss betankt wurde. Mittlerweile wurden bereits 53 solcher Betankungen vorgenommen, mit 294.000 Kubikmetern neuer Energie.  

Doch nicht nur das. SIPG hat sich auch für die Zukunft noch viel vorgenommen. Derzeit fördert das Unternehmen mit Hochdruck die ersten Projekte zur Herstellung von grünem Methanol in der Volksrepublik. Hierfür unterzeichnete der Konzern am 20. September ein gemeinsames Memorandum mit der State Power Investment Corporation (SPIC), COSCO Shipping und China Inspection and Quarantine (CIQ) über eine Zusammenarbeit bei der Entwicklung einer Industriekette für grünes Methanol.  

Zhu Zhisong, Direktor des Verwaltungskomitees der Shanghaier Freihandelszone, zeigt sich mit den großen Fortschritten der letzten Jahre mehr als zufrieden. „Die zehnjährige Entwicklungsgeschichte der Shanghaier Pilot-Freihandelszone hat die Dynamik der chinesischen Pilot-Freihandelszonen und den Aufschwung der chinesischen Wirtschaft vollends zum Ausdruck gebracht“, lobt er. 

   

Im Bau befindlich: Am 29. Januar 2023 sind die Bauarbeiten in der Pilot-Freihandelszone Qingdao in Shandong in vollem Gange.  

Richtung Zukunft 

Gu Xueming, Direktor des Instituts für internationalen Handel und wirtschaftliche Zusammenarbeit des chinesischen Handelsministeriums, betont, dass institutionelle Innovationen den Kern und die Seele der Freihandelszonen bildeten.  

Und dies wird in den Freihandelszonen schnell deutlich. Bis September des laufenden Jahres wurden rund 300 institutionelle Innovationen der Freihandelszonen auf andere Regionen ausgedehnt bzw. sogar landesweit verbreitet. Sie decken ein breites Spektrum ab, das von Investitionsliberalisierung und -erleichterung und Handelserleichterung über finanzielle Öffnung und Finanzinnovationen bis hin zu Prozess-Monitoring reicht. 

Angetrieben von solchen institutionellen Innovationen nimmt auch die Entwicklung der Freihandelszonen noch einmal Fahrt auf. 2022 betrug das gesamte Im- und Exportvolumen der Freihandelszonen im Außenhandel 7,5 Billionen Yuan, ein Plus von 14,6 Prozent im Vorjahresvergleich. Die reale Nutzung ausländischer Investitionen belief sich auf 222,52 Milliarden Yuan, was einem Zuwachs von 3,2 Prozent gegenüber 2021 entspricht. Mit weniger als einem viertausendstel der Landfläche Chinas trugen sie also zu 18,1 Prozent der ausländischen Investitionen im Land bei.   

Chinas Modell der Freihandelszonen findet auch Anklang unter ausländischen Fachleuten. „Wir sind dankbar für die Unterstützung und die politischen Neuerungen innerhalb der Shanghaier Freihandelszone, die das Wachstum unseres Unternehmens hier sehr begünstigt haben“, sagt etwa Dr. Markus Steilemann, CEO von Covestro.  

Michael Gelchie, CEO der niederländischen Louis Dreyfus Company, erklärt derweil, dass Chinas Freihandelszonen ausländische Investitionen stark ermutigt, die beidseitige Öffnung beschleunigt und Investoren effektive Handelsmethoden und alternative Handelsplattformen bereitgestellt hätten. „Besonders erwähnenswert ist, dass dadurch ein günstiges Umfeld für Lebensmittelexporteure und -importeure Gestalt annimmt, das Kapital, Technologie und Talente anzieht. Hinzu kommt, dass sich Cluster von Firmensitzen bilden und die koordinierte Entwicklung von Unternehmen gefördert wird“, so der Firmenchef.  

Auf Chinas sechster CIIE Anfang November, der internationalen Importmesse des Landes, veröffentlichte die Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD) einen Bericht mit dem Titel „Die Rolle von Chinas Pilot-Freihandelszonen bei der Förderung von institutioneller Innovation, industriellem Wandel und Süd-Süd-Zusammenarbeit“. Es war der erste thematische Forschungsbericht rund um Chinas Freihandelszonen, initiiert von einer internationalen Organisation. In den Augen von Richard Kozul-Wright, Direktor der Abteilung für Globalisierungs- und Entwicklungsstrategien der UNCTAD, sind Chinas Praxiserfahrungen in Sachen Freihandelszonen eine hilfreiche Referenz für die Entwicklungsländer, um sich den bestehenden Herausforderungen besser zu stellen. „Für die Süd-Süd-Zusammenarbeit sind sie von enormer Bedeutung“, so sein Resümee. 

LINKS:

Adresse: BEIJING RUNDSCHAU Baiwanzhuanglu 24, 100037 Beijing, Volksrepublik China


京ICP备08005356号-2 京公网安备110102005860号