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Trotz aller Unkenrufe: Chinas Wirtschaft weiter auf einem guten Weg |
Von Bian Yongzu · 2023-10-26 · Quelle:german.chinatoday.com.cn |
Stichwörter: Wirtschaft | Druck |
Dieses am 15. Februar 2023 aufgenommene Foto zeigt eine Werkstatt des chinesischen Elektrofahrzeugherstellers Li Auto Inc. in Changzhou in der ostchinesischen Provinz Jiangsu. (Foto: Li Bo / Xinhua)
Als einer der wichtigsten Motoren der globalen Wirtschaftsentwicklung steht die Erholung der chinesischen Wirtschaft nach der Coronapandemie im Fokus von Regierungen und Wissenschaftlern weltweit. Einige offizielle Wirtschaftsdaten des Landes haben bei manchen Experten jedoch Sorgen geweckt: So ist der Erzeugerpreisindex (PPI) seit Monaten rückläufig und auch der Immobiliensektor steckt in einer Flaute, was sich am aktuellen Investitionsrückgang in der Branche zeigt. Daraus schlussfolgern manche, Chinas Wirtschaft stecke in einer Krise – fälschlicherweise.
Fakt ist, dass Chinas wirtschaftliche Erholung seit der Anpassung und Aufhebung der Coronamaßnahmen stetig voranschreitet, wenn auch mit Windungen und Wendungen. Zu dieser Einschätzung gelangte auch Generalsekretär Xi Jinping in seiner Rede auf der Sitzung des Politbüros des ZK am 24. Juli. Der Staatspräsident betonte, dass die heimische Wirtschaft noch immer über enorme Widerstandsfähigkeit und großes Potenzial verfüge. An der Tendenz der langfristigen gesunden ökonomischen Entwicklung des Landes habe sich nichts geändert, so Xi. Diese Schlussfolgerung weist nicht nur auf die aktuelle Entwicklungslage der chinesischen Wirtschaft hin, sondern sie dient auch als Leitfaden für die wirtschaftliche Arbeit in der kommenden Zeit.
Historisch gesehen verläuft der wirtschaftliche Entwicklungsprozess eines Landes stets wellenförmig, gestaltet sich also nicht immer stolperfrei. Dies ist auf die Komplexität der Wirtschaft selbst und das Zusammenspiel vieler Faktoren zurückzuführen. Die Wirtschaft selbst verläuft zyklisch, wobei sich Boom- und Rezessionsphasen abwechseln. In Boomzeiten entstehen neue Technologien, die große Mengen an Investitionen anziehen und Unternehmensgründungen forcieren. Das schafft neue Arbeitsplätze und Exporteinnahmen und führt zu einem raschen Wachstum des Kapitalmarktes und des Wohlstands der Bevölkerung. Im Laufe der Zeit kommt es jedoch zu Engpässen bei der Entwicklung neuer Technologien, während gleichzeitig die Vorteile bestehender Technologien schwinden. Hinzu kommen niedrigere Produktpreise und geringere Gewinne wegen Überinvestitionen der Unternehmen. Als Folge verlangsamen sich Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum, was sogar die Stabilität der Finanzmärkte in Mitleidenschaft ziehen kann.
Zudem darf man den Einfluss verschiedener interner und externer Faktoren auf die wirtschaftliche Entwicklung nicht außer Acht lassen. Dazu zählen beispielsweise die Anpassung der nationalen Wirtschaftspolitik, die Auswirkungen von Naturkatastrophen und Veränderungen im internationalen Wirtschaftsumfeld. Noch schlimmer ist, dass solche Veränderungen nicht selten zu Wechselwirkungen führen, die verschiedene Schwierigkeiten im Wirtschaftskreislauf hervorrufen können.
Seit der Reform und Öffnung ist Chinas Wirtschaft stark gewachsen: Von 1979 bis 2017 betrug die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate 9,8 Prozent und war damit 3,5-mal so hoch wie der weltweite Durchschnitt im selben Zeitraum. Gepaart war der Boom jedoch mit Überinvestitionen und der Herausbildung von Überkapazitäten, die in gewissem Maße Umweltschäden und Ressourcenverschwendung zur Folge hatten. 2013 kam das ZK der Partei zu dem Schluss, dass sich die Wirtschaftsentwicklung des Landes in der Überlagerung dreier Phasen befindet: nämlich der Phase des Einlegens eines neuen Ganges beim Wirtschaftswachstum, der schwierigen Phase der strukturellen Regulierung und der Phase der Bewältigung der Auswirkungen der früheren Stimulationspolitik.
In seinem Bericht auf dem XIX. Parteitag rief Xi Jinping dazu auf, die strukturelle Reform der Angebotsseite zu vertiefen. Um ein moderneres Wirtschaftssystem aufzubauen, gelte es, den Schwerpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung auf die Realwirtschaft zu legen. China müsse die Erhöhung der Qualität des Angebotssystems als Hauptstoßrichtung betrachten und die Wirtschaftsqualität merklich steigern, so der Staatspräsident damals. Infolgedessen ist die Wirtschaft der Volksrepublik von der Phase des rasanten Wachstums in eine Phase der Entwicklung hoher Qualität übergegangen. Mit hohem Tempo schwenkte man vom traditionellen investitions- und exportorientierten Modell zu einem Ansatz der expandierenden Binnennachfrage und der innovativen Entwicklung um. Dieser komplexe und langwierige Übergangsprozess kann durchaus mit einigen kurzfristigen Schwankungen und Schwierigkeiten einhergehen. Dies ist einer der Hauptgründe dafür, warum sich das Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren etwas verlangsamt hat.
Tatsächlich verzeichnete die chinesische Wirtschaft in der ersten Hälfte dieses Jahres eine relativ rasche Erholung, mit einer BIP-Wachstumsrate von 5,5 Prozent. Doch sie kann noch bei weitem nicht an das Wachstum der Zeit vor dem Ausbruch der Coronapandemie anknüpfen. Dies liegt insbesondere an den Auswirkungen anderer, nämlich externer Faktoren. So wird es beispielsweise länger dauern, bis die negativen Folgen der Coronakrise auf die Weltwirtschaft nachlassen. Zum einen verursachte die globale Coronapolitik mit ihren Lockdowns und Restriktionsmaßnahmen vielerorts Produktionspausen und Unterbrechungen der Lieferketten. Zum anderen setzten die außerordentlichen Konjunkturmaßnahmen in dieser Zeit einige Länder einer stärkeren Inflation und die Weltwirtschaft großer Unsicherheit aus. Auch tragen die Spannungen in den Krisengebieten der Welt und der Handelsprotektionismus zur Umgestaltung der globalen Lieferketten bei. Die Wiederbelebung des internationalen Handels und der globalen Lieferketten erfordert die Zusammenarbeit und Koordinierung aller Länder. Wenn einige Staaten bei ihrer wirtschaftlichen Erholung hinterherhinken oder mit Herausforderungen konfrontiert sind, kann das in der Folge auch den übrigen Ländern wirtschaftlich schaden. Der holprige, aber dennoch aufsteigende Weg in Bezug auf Chinas Wirtschaftserholung stellt sich in diesem Kontext also als Folge einer Überlagerung verschiedener Effekte dar. Dies entspricht auch dem Gesetz der Wirtschaftsentwicklung.
Eines muss klar sein: Die chinesische Wirtschaft verfügt nach wie vor über ein großes Potenzial und eine hohe Widerstandsfähigkeit. Daher werden die aktuellen Herausforderungen nichts an dem allgemeinen Trend ändern, dass die Transformation und Modernisierung der chinesischen Wirtschaft weiter an Fahrt aufnehmen, und zwar in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung.
Das sozialistische System chinesischer Prägung hat die grundlegenden Interessen des Volkes politisch gewahrt. Partei und Regierung haben reichhaltige Erfahrungen in der Wirtschaftsführung gesammelt und sind somit in der Lage, die chinesische Volkswirtschaft ständig anzupassen und weiterzuentwickeln. Im Bericht des XX. Parteitags wurde darauf hingewiesen, dass der Sozialismus chinesischer Prägung in ein neues Zeitalter eingetreten ist. Es wurde darin auch betont, dass sich der gesellschaftliche Hauptwiderspruch im Land gewandelt hat, nämlich in den Widerspruch zwischen den ständig wachsenden Bedürfnissen der Bevölkerung nach einem schönen Leben und der bisher noch unausgewogenen und unzureichenden Entwicklung. Die chinesische Regierung hat stets Wert auf die Stabilität und Kontinuität ihrer makroökonomischen Politik gelegt und eine proaktive Finanzpolitik sowie eine umsichtige Geldpolitik verfolgt, um wirtschaftliche Schwankungen und Risiken zu bewältigen. Angesichts der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie hat die Regierung die Unterstützung kleiner und mittlerer Betriebe durch umfangreiche Steuersenkungen und Gebührenermäßigungen verstärkt. Sie setzte auf gezielte finanzielle Unterstützungsmaßnahmen, um die Optimierung, Transformation und Modernisierung der Unternehmen zu fördern, die Wirtschaftsstruktur zu verbessern und höhere wirtschaftliche Qualität zu erreichen.
Mit ihrem großen Volumen erweist sich Chinas Volkswirtschaft als resistent und zäh. Ihr riesiges Marktpotenzial formt eine starke Triebkraft für eine in Zukunft qualitativ noch hochwertigere Entwicklung. Im Zuge der Urbanisierung strömen immer mehr Menschen in die Städte, begleitet von einer Steigerung des Einkommensniveaus und einer Vergrößerung der Mittelschicht. Dies bietet große Chancen für in- und ausländische Unternehmen. Mit der kontinuierlichen Verbesserung der Marktmechanismen verbessert sich auch die Innovationsfähigkeit chinesischer Firmen erheblich. Hochleistungschips, Biopharmazeutika, neue Navigations- sowie Luft- und Raumfahrttechnologien – in all diesen Bereichen sind Fortschritte zu verbuchen. Es gelingt immer mehr Hightech-Unternehmen, das Monopol ausländischer Technologien zu brechen, sich auf dem internationalen Markt zu behaupten und mit den weltweiten Spitzenunternehmen zu konkurrieren. In diesem Sinne wandelt sich China allmählich von der einstigen „Werkbank der Welt“ zu einem Innovationszentrum und leistet einen größeren Beitrag zum globalen wissenschaftlich-technologischen Fortschritt.
Fest steht: Die enormen Ausmaße der chinesischen Wirtschaft, die besonnene Politik der Regierung und der Innovationsenthusiasmus der Unternehmen bilden gemeinsam eine enorme Triebkraft, die Chinas Wirtschaft auf ein neues Niveau heben wird. Sie bilden die grundlegende Garantie dafür, dass es mit der Wirtschaft der Volksrepublik auch in Zukunft weiter bergauf geht.
*Bian Yongzu ist stellvertretender Chefredakteur des chinesischen Magazins „Modernization of Management“.
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