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Kooperation statt Konfrontation:China reagiert schnell auf wirtschaftliche Herausforderungen |
Von Nils Bergemann · 2023-07-28 · Quelle:german.chinatoday.com.cn |
Stichwörter: Weltwirtschaft;China | Druck |
Das Wachstum der Weltwirtschaft hat sich verlangsamt, einige Länder haben sogar mit einer Rezession zu kämpfen. In vielen Ländern ist die Inflation gestiegen, teilweise sehr stark. Chinas Wirtschaft wächst auch langsamer als zuvor, aber immer noch im Bereich um fünf Prozent. Die Preise sind in China vergleichsweise stabil.
Chinas Wirtschaft hat einen enormen Einfluss auf die Weltwirtschaft, daher ist das mediale Interesse verständlich. Unkenrufe werden lauter. In einer Reihe von eher China-kritischen Texten ist von einer schwachen Erholung der Volkswirtschaft, einer enttäuschenden Industrieproduktion, einer möglichen Deflation, hoher Jugendarbeitslosigkeit und hohen Schulden die Rede.
Eher meinungsstarke als faktenorientierte Berichte über China sind in der deutschsprachigen und auch allgemein in westlichen Medien gang und gäbe, wo man oft zwischen Faszination, Angst und vorsichtigem Wohlwollen schwankt. Es wurde schon oft der wirtschaftliche Niedergang Chinas vorausgesagt. Aber noch häufiger der Untergang der USA.
Steigendes Touristenaufkommen: Auf der Huimin-Straße im muslimischen Viertel von Xi'an, Hauptstadt der Provinz Shaanxi, locken lokale Spezialitäten Besucherscharen an. (Foto vom 26. Juli 2023, Xinhua / Shao Rui)
Obwohl die Kraftzentren und Großräume USA und EU mit vielen inneren Problemen zu kämpfen haben, bleibt noch Zeit für Kalter-Krieg-Rhetorik und Versuche wirtschaftlicher Strafmaßnahmen. Wegen des faktischen Chip-Embargos der USA will nun die chinesische Regierung ab August den Export von Germanium und Gallium beschränken, welche für die Mikrochip-Herstellung unverzichtbar sind. Viele moderne Autos können heute ohne Hochleistungschips gar nicht mehr fahren. Es ist also viel Spielraum für wirtschaftliche Verheerungen, wobei China wahrscheinlich in der besseren Position ist. Schließlich verfügt die Volksrepublik über fast vollständige Industrieketten und wachsenden Handel durch Seidenstraßen-Initiative und BRICS.
Japan unterstützt die Strafmaßnahmen der USA offenbar blindlings: Exportkontrollen für 23 wichtige Produkte der Chipindustrie sind bereits in Kraft getreten. Da Zhigang, Direktor des Instituts für nordostasiatische Studien an der Akademie für Sozialwissenschaften der Provinz Heilongjiang betonte: „Die von der japanischen Regierung beschlossenen Exportkontrollmaßnahmen werden zu größeren Unsicherheiten führen und der weltweiten Halbleiterindustrie, die durch die USA ernsthaft gestört wurde, weiteren Schaden zufügen. Japans Schritte werden jedoch nach hinten losgehen.“
Regisseur des Decoupling von China sind die USA, die um ihre Vormachtstellung in der Welt bangen. Als Japan vor Jahrzehnten immer stärker wurde, wurde es auch von den USA in die Schranken gewiesen. Mit China wird dies nicht gelingen. China hat sich seit seiner Reform- und Öffnungspolitik vor mehr als 40 Jahren von der Werkbank der Welt zu einem Hightech-Tech-Produzenten und einer der wichtigsten Wirtschaften der Welt entwickelt. Wo die Reise Chinas hingeht, hätte schon 2001 klar sein sollen, als die Volksrepublik auf Betreiben westlicher Länder in die WTO eingetreten war und sich immer besser in die Weltwirtschaft integrierte.
China will zurück an den diplomatischen Verhandlungstisch und sucht Kooperation statt Konfrontation. Chinas diverse Initiativen sind für alle offen und als Win-Win-Kooperationen angelegt.
Totgesagte leben länger. Die westlichen Medien werden ihre Nachrufe auf die große Wirtschaftsmacht China noch in ihren Schubladen liegen lassen müssen. China will weiter Wachstum und Stabilität durch den Aufbau eines neuen Wirtschaftssystems mit größerer Offenheit gewährleisten. Die Wirtschaftspolitik der chinesischen Regierung ist ganzheitlich ausgerichtet. Sie soll die Lebensqualität der Menschen verbessern und gleichzeitig die wirtschaftliche Stabilität gewährleisten.
Das Land hat schnell und zielgerichtet verschiedene Politiken und Maßnahmen ergriffen, um die wirtschaftliche Lage zu verbessern und das Wachstum anzukurbeln, zum Beispiel Investitionen in Infrastrukturprojekte, die Förderung von Innovation und Technologie, die Stärkung des Binnenkonsums, die Förderung von Handelsbeziehungen mit anderen Ländern sowie die Umsetzung von Reformen im Finanz- und Bankensektor. Darüber hinaus hat die Regierung auch Maßnahmen ergriffen, um die Verschuldung im Land einzudämmen, die Stabilität des Finanzsystems sicherzustellen und die Vertiefung der Reformen anzukurbeln.
Das Chang'an-Automobil-Versandzentrum in Jiangbei, Chongqing: Die Metropole Chongqing, ein wichtiger Standort für die Automobilproduktion in China, hat in den letzten Jahren mit hohem Tempo einen Smart-Industriekomplex für die E-Auto-Produktion aufgebaut. Die Produktionsketten sind mittlerweile voll ausgelastet und die Produkte decken nicht nur den inländischen Bedarf, sondern werden auch zunehmend exportiert. (Foto vom 20. Juli, Xinhua / Tang Yi)
Während der jüngsten Sitzung des Politbüros des ZK der KP Chinas, des obersten Entscheidungsgremiums der KP Chinas, vor wenigen Tagen wurde unter Leitung von Xi Jinping die Wirtschaftslage analysiert und es wurden Maßnahmen für die zweite Jahreshälfte geplant.
Nach Ansicht der Teilnehmer hat sich die Volkswirtschaft kontinuierlich erholt und verzeichnet eine gesunde Entwicklungstendenz bei stabiler sozialer Lage. Eine Herausforderung sei die unzureichende Inlandsnachfrage. Trotz der operativen Schwierigkeiten einiger Unternehmen, hoher Risiken in Schlüsselbereichen und eines kritischen Umfeldes verfüge die chinesische Wirtschaft über eine enorme Entwicklungswiderstandsfähigkeit und ein großes Potenzial. Die Reform und Öffnung sollten umfassend vertieft und die makroökonomische Steuerung verstärkt werden. Neben einer aktiven Erweiterung der Inlandsnachfrage sollte der Aufbau eines modernen Industriesystems mit strategisch relevanten Zweigen und die Schaffung von mehr Säulenindustrien gefördert werden. Die Wettbewerbsfähigkeit der staatlichen Unternehmen wolle man erhöhen, das Entwicklungsumfeld für private Unternehmen optimieren und es sollen Anpassungen auf dem chinesischen Immobilienmarkt vorgenommen werden. Der Lebensunterhalt der Bevölkerung soll gesichert und der Mittelstand ausgebaut werden.
Nachdem das Politbüro des ZK der KP Chinas zugesagt hat, die politische Unterstützung für die Wirtschaft des Landes zu verstärken, versprach auch Chinas oberste Wertpapieraufsichtsbehörde (CSRC) die Reform und Öffnung der Kapitalmärkte weiter zu vertiefen. Die CSRC will die gesunde und nachhaltige Entwicklung von Plattform-Unternehmen fördern und stabile Finanzierungskanäle für Immobilienunternehmen auf den Kapitalmärkten aufrechterhalten. Mit verschiedenen Maßnahmen soll das Wachstum der chinesischen Wirtschaft unterstützt und die Stabilität des Finanzsystems gewährleistet sowie die Reform und Öffnung der Kapitalmärkte weiter vertieft werden.
Verglichen mit den USA, der EU, Deutschland und anderen starken Staaten zeigt China immer noch ein solides Wachstum und verfügt über eine große Binnenmarktnachfrage sowie eine hohe Produktionskapazität. Die chinesische Regierung verfolgt weiterhin das Ziel, die Wirtschaft diversifizierter und nachhaltiger zu machen durch den Fokus auf innovative Branchen und Technologien.
Investitionen in China können sich derzeit trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen lohnen, da das Land über ein großes Potenzial verfügt: die Größe des Marktes, eine hohe Produktionskapazität sowie eine sehr gut entwickelte Infrastruktur und ein stetiges Wirtschaftswachstum. Die Regierung fördert schon lange ausländische Investitionen durch Steuervergünstigungen, durch die Einrichtung von Freihandelszonen, Antikorruptionsmaßnahmen, verbesserte Transparenz, eine immer kürzere Negativliste, einen verbesserten Schutz des geistigen Eigentums, die Vereinfachung von Geschäftsgründungen, die Beseitigung von Markthemmnissen sowie viele bilaterale Investitionsabkommen.
China hat sich zu einem weltweiten Vorreiter in Technologie und Forschung entwickelt und ist führend in Branchen wie erneuerbaren Energien, künstlicher Intelligenz und E-Commerce. Wegen seiner enormen Innovations- und Anpassungskraft sowie der langfristigen Planung bleibt das Land weiterhin ein attraktiver Wirtschaftsstandort.
*Nils Bergemann ist studierter Journalist mit langer Erfahrung als Redakteur und Kommunikationsexperte bei Verlagen und anderen Unternehmen. Zuletzt arbeitete er fünf Jahre für die China Media Group. Weiterhin in Beijing lebend unterrichtet er seit 2023 Deutsch, Sprachwissenschaften und Wirtschaft an der University of International Business and Economics.
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