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Trotz globaler Herausforderungen: Chinas wirtschaftliche Erholung hält an |
Von Tom Fowdy · 2023-07-24 · Quelle:german.chinatoday.com.cn |
Stichwörter: Erholung;Wirtschaft | Druck |
Gut besucht: Die Duty-Free-Shops auf dem Sun Moon Plaza in Haikou freuen sich über großen Kundenzulauf. (Foto: Yang Guanyu / Xinhua)
2023 erweist sich als ein herausforderndes Jahr für die Weltwirtschaft, schon wieder. Angesichts der globalen Inflationskrise und der Auswirkungen der Ukraine-Krise schwächelt das globale Gesamtwachstum. Einige große Volkswirtschaften, wie die Eurozone, sind offiziell in eine Rezession geschlittert. Andere, wie die Vereinigten Staaten, sehen sich mit einem geringeren Wachstum konfrontiert. Der Grund dafür ist die Geldpolitik der Zentralbanken, die zur Bekämpfung der Inflation ihre Zinssätze erhöht haben, was die Kreditvergabe verteuert und in der Folge zu einem Rückgang der Wirtschaftstätigkeit führt. Hohe Zinsen bedeuten, dass Unternehmen weniger Kredite aufnehmen und weniger investieren. Gleichzeitig schrumpfen die Verbraucherausgaben, und zwar aufgrund des Drucks durch kritische Ausgaben wie Hypotheken.
Da diese Wirtschaftstrends global sind und die Weltwirtschaft eng verflochten ist, bekommen alle Länder ihre Auswirkungen mehr oder weniger stark zu spüren. Auch China ist hier keine Ausnahme. In den letzten Monaten haben Chinas Industriewachstum und Fertigungsindustrie deutlich gelitten, obwohl sich das Land von der Pandemie erholen konnte. Dies liegt vor allem an der gedämpften weltweiten Nachfrage. Zudem sendet die häufige Anhebung der Zinssätze durch die USA, die den US-Dollar als Weltreservewährung halten, Schockwellen durch das globale Finanzsystem, die andere Währungen unter Druck setzen. Und das wirkt sich in der Folge auf die Verschuldung in anderen Ländern aus.
Obwohl das internationale Umfeld zweifellos eine Herausforderung für Chinas Wachstum darstellt, sind die Aussichten dennoch keineswegs so trüb, wie vielleicht angenommen.
Erstens erholen sich Chinas Konsum- und Einzelhandelsbranche sichtbar von der Pandemie. Jüngste Wirtschaftsdaten deuten darauf hin, dass sich Chinas Verbrauchermarkt allmählich von den Auswirkungen der Coronakrise berappelt. Der inländische Tourismus und andere Offline-Dienstleistungsbranchen, die von COVID-19 stark betroffen waren, erleben gerade einen raschen Aufschwung. Der Gesamtumsatz des Einzelhandels stieg in den ersten fünf Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 9,3 Prozent auf 18,76 Billionen Yuan (rund 2,3 Billionen Euro) und verzeichnete zuletzt ein zweistelliges Wachstum. Der Umsatz bei Lebensmitteln und Getränken stieg bis Mai um 22,6 Prozent. Als Reaktion auf diese vielversprechenden Anzeichen werden in verschiedenen Regionen des Landes neue Werbeaktionen gestartet, um die Marktdynamik weiter anzukurbeln.
Nach Angaben der Chinesischen Volksbank stiegen die Ersparnisse privater Haushalte im vergangenen Jahr auf einen Rekordwert von 17,84 Billionen Yuan (2,2 Billionen Euro), was einem Anstieg von 80 Prozent gegenüber 2021 entspricht. Dies deutet darauf hin, dass die Chinesen zwar aufgrund des derzeitigen Umfelds zögern, Geld auszugeben, es ihnen aber nicht an selbigem mangelt. Die Zahlen zeigen auch, dass ein kräftiges Wachstum zu erwarten ist, sobald sich die Lage wieder verbessert. Hinzu kommt, dass China trotz der genannten Herausforderungen verstärkt auf Infrastrukturinvestitionen setzen dürfte, um seine Wirtschaftsdynamik aufrechtzuerhalten.
Dennoch geht China umsichtig vor und wird keine ausufernden Stimulierungsmaßnahmen nach dem Gießkannenprinzip ergreifen. Die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen dieser kurzsichtigen Politik in den USA sind für die Weltgemeinschaft offenkundig, und China ist bestrebt, Schulden- und Immobilienblasen zu vermeiden. Ebenso bleiben viele andere Sektoren, wie zum Beispiel erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge, weiterhin entscheidende Wachstumstreiber für den chinesischen Markt. Ein aktueller Bericht der US-Forschungsgruppe Global Energy Monitor geht davon aus, dass China bis 2025 mindestens 1200 Gigawatt Solar- und Windenergie erzeugen wird, was seine derzeitige Kapazität praktisch verdoppeln würde.
Fakt ist: 2023 wird für die Weltwirtschaft holpriger als erwartet. Im aktuellen Wirtschaftsklima haben das verarbeitende Gewerbe und die Exporte aufgrund der gedrosselten globalen Nachfrage zu kämpfen. Dennoch sollte man das große Ganze nicht aus den Augen verlieren. Zumal es wichtig ist, zu erkennen, dass Chinas Wirtschaft immer noch über viele Wachstumsbereiche verfügt, die mit staatlicher Unterstützung weiterhin Fortschritte machen werden. Chinas Wirtschaft ist also deutlich stärker, als man auf den ersten Blick meinen könnte.
*Tom Fowdy ist ein britischer Analyst für Politik und internationale Beziehungen und Absolvent der Universitäten Durham und Oxford.
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