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Ausländische Firmen in China: Maßgeschneiderte Strategien – großes Wachstum |
Von Tao Zihui · 2022-05-10 · Quelle:China Heute |
Stichwörter: BMW;Automobilhersteller | Druck |
Fertigung in Shenyang: Werk Tiexi des Unternehmens BMW Brilliance Automotive Ltd. in Shenyang, Hauptstadt der nordostchinesischen Provinz Liaoning
Man wird kaum jemanden finden, der den Fond des BMW X5 als „beengt“ bezeichnen würde. In der Tat zeichnet sich das Modell durch ein besonders großzügiges Raumangebot aus. In China, wo beim Auto der Komfortaspekt wie Beinfreiheit eine herausragende Rolle spielt, wirkt die normale Version des BMW X5 hingegen nicht so attraktiv. Vor diesem Hintergrund beschloss der bayerische Automobilhersteller, exakt abgestimmt auf die Wünsche chinesischer Kunden entsprechende Änderungen vorzunehmen. Schließlich geht es um den größten Automobilmarkt der Welt.
Am 31. März brachte BMW seinen mittelgroßen Luxus-SUV X5 in einer Variante auf den Markt, die sich in eine Serie von BMW-Modellen mit langem Radstand einreiht, welche exklusiv für China entwickelt wurden. Mit der Markteinführung wird das Modell erstmals vollständig in China hergestellt.
Nach Angaben des Unternehmens gehört der X5 seit seinem Debüt im Jahr 1999 zu den weltweit meistverkauften Modellen des Unternehmens. Das Besondere an der neuen Version ist ihre Stellung als „Flaggschiff der lokal produzierten BMW-Produktpalette“.
„Der neue Fahrzeugtyp hat erneut bestätigt, dass der chinesische Markt für uns oberste Priorität hat“, sagt Johann Wieland, Präsident und CEO von BMW Brilliance Automotive Ltd. (BBA), einem Joint Venture zwischen BMW und Brilliance China Automotive Holdings Ltd. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie globale Marken ihre Strategie wechseln, um sich besser an den lokalen Bedürfnissen zu orientieren.
Yin Zheng, Vizepräsident von Schneider Electric und Präsident von Schneider Electric China, ist der Meinung, dass sein Unternehmen so betrieben wird, als wäre es ein chinesisches Unternehmen.
Als weltweit führender Anbieter digitaler Lösungen auf den Gebieten Energiemanagement und Automatisierung betrat der französische Elektrotechnik-Konzern Schneider Electric 1987 den chinesischen Markt, und zwar in Form einer kleinen Joint-Venture-Fabrik. Innerhalb des Konzerns hat der Standort China heute die größte Zahl an Mitarbeitern.
Im Mai letzten Jahres wurde der digitale Präsentationspark des Unternehmens im sogenannten Beijing E-Town, dem Standort der Beijing Economic-Technological Development Area, eingeweiht. Als Teil seiner kontinuierlichen Bemühungen, Forschung und Entwicklung in China zu stärken, markiert das Zentrum einen weiteren Schritt von Schneider Electric in China in Richtung eines umfassenden Unternehmenskonzepts, das Forschung, Produktion, Marketing und Logistik in sich vereint.
Und die Bemühungen haben sich ausgezahlt. Für Schneider Electric ist China nun der weltweit zweitgrößte Absatzmarkt. In den letzten fünf Jahren haben die Investitionen des Unternehmens in Forschung und Entwicklung in China eine jährliche Steigerung von 15 Prozent verzeichnet.
„China ist bereits weltweit führend in der E-Mobilität und erweist sich so als ein wichtiger Motor der Globalisierung. Heutzutage setzt das Land auf qualitativ hochwertige Entwicklung und Kreislaufwirtschaft. Das Land ist ein perfekter Standort und zugleich ein großer Partner für uns, der uns motiviert, die industrielle Transformation auf das nächste Level zu heben. Wir steuern das Unternehmen in Richtung Ökostrom, Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft“, meint Yin, der für das China-Geschäft des Unternehmens verantwortlich ist. „Wir arbeiten daran, ein echtes Unternehmen chinesischer Prägung zu schaffen, in der Hoffnung, dass wir in unserer Entwicklung mit der chinesischen Gesellschaft, Wirtschaft und Industrie Schritt halten können.“
Von China nach China
„Trotz der coronabedingten Unsicherheiten blickt Schneider Electric nach wie vor optimistisch auf seine langfristige Marktposition in China. Die neuen Maßnahmen zur Öffnung signalisieren Chinas Inklusivität, wodurch weitere Möglichkeiten für eine beiderseitig vorteilhafte Zusammenarbeit mit unseren chinesischen Partnern bereitgestellt werden“, so Yin weiter.
Aus den jüngsten Daten des Handelsministeriums geht hervor, dass die realisierten ausländischen Direktinvestitionen auf dem chinesischen Festland in den ersten beiden Monaten des Jahres 2022 um 37,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen sind und einen Wert von 35,5 Milliarden Euro erreicht haben. China bleibt nach wie vor eines der wichtigsten Investitionsziele für multinationale Unternehmen.
Chinas Engagement für eine qualitativ hochwertige Entwicklung und institutionelle Öffnung bietet auch ausländischen Investoren vielversprechende Aussichten. Immer mehr Unternehmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung haben ihre Produktion bereits lokalisiert. Konkret gesprochen haben sie damit begonnen, Produkte zu entwickeln, die auf den chinesischen Markt zugeschnitten sind und nur dort verkauft werden.
Vom Ziel seines Unternehmens, sowohl Forschung und Entwicklung als auch die Produktion zu lokalisieren, ist Yin fest überzeugt. Als Begründung führt er an, dass sich im Zuge der Konsumwelle und der industriellen Modernisierung die Perspektive chinesischer Verbraucher stetig erweitere und sich ihre Akzeptanz für neue Technologien zunehmend erhöhe. „Unsere Produkte und Lösungskonzepte müssen sich auf die Bedürfnisse des chinesischen Marktes einstellen und sich flexibler gestalten“, fügt er hinzu.
Auch die Automobilhersteller bekommen ihr Stück vom Kuchen ab.
Um die Wirtschaft weiter zu öffnen, trat am 1. Januar dieses Jahres eine verkürzte Negativliste für ausländische Investitionen in Kraft, wobei die Zahl der untersagten Bereiche von 33 im Vorjahr auf nunmehr 31 reduziert wurde. Insbesondere wurde die Obergrenze für ausländisches Kapital in der Automobilindustrie aufgehoben. Dies hat es zahlreichen europäischen Unternehmen wie BMW ermöglicht, ihr Chinageschäft auszuweiten.
Aufgrund ihres Vertrauens in die chinesische Wirtschaft und ihres langfristigen Engagements auf dem chinesischen Markt gab die deutsche BMW Group am 11. Februar bekannt, dass sie die Partnerschaft in China mit der Verlängerung der Laufzeit ihres Joint-Venture-Vertrags der BMW Brilliance Automotive Ltd. (BBA) bis 2040 stärke. Durch eine Investition von 4,1 Milliarden Euro werde sie ihren Anteil an BMW Brilliance von 50 Prozent auf 75 Prozent erhöhen.
Im selben Monat wurde öffentlich bekannt gemacht, dass der deutsche Automobilhersteller Audi und das chinesische Unternehmen FAW in Changchun, der Hauptstadt der nordostchinesischen Provinz Jilin, ein Werk für Elektrofahrzeuge errichten werden.
Das Werk, in welches rund 4,37 Milliarden Euro investiert werden sollen, zielt darauf ab, die wirtschaftliche und handelspolitische Zusammenarbeit zwischen China und Europa zu fördern und zugleich den alten Industriestandort im Nordosten Chinas wiederzubeleben.
Von China in die ganze Welt
Auch neue Technologien und das gemeinsame Streben nach grüner Entwicklung haben das Wachstum zwischen China und der EU angekurbelt.
Nachdem das Ziel der Kohlenstoffneutralität erstmals im Pariser Abkommen von 2015 aufgestellt wurde, begannen große Industriekonzerne, neue Märkte ins Visier zu nehmen, was zur Rettung des Klimas beitragen soll.
Die digitale Transformation soll vor allem dazu dienen, die Unternehmenseffizienz zu erhöhen, den Energieverbrauch zu senken und gleichzeitig eine Verringerung der Kohlenstoffemissionen in der Lieferkette zu erreichen.
Der Übergang zu einer kohlenstoffarmen und digitalen Wirtschaft sei ein entscheidender Faktor für den industriellen Fortschritt Chinas, sagt Yin und fügt hinzu, dass Schneider Electric sich verpflichtet habe, mit seinen chinesischen Partnern den Aufbau einer „kohlenstofffreien Zukunft“ mitzugestalten, indem es technische Erfahrungen im Energiemanagement und in der Automatisierung sammelt und nutzbar macht.
„Weltweit besteht Konsens über die Notwendigkeit eines grünen Übergangs und eines kohlenstoffarmen Szenarios. Und China spielt in diesem Prozess eine zentrale Rolle“, so Yin weiter. „Wir werden die Welt weiterhin mit in China entwickelten und hergestellten grünen und digitalen Produkten versorgen.“
„In Bereichen wie Elektrifizierung oder Digitalisierung betrachten wir China als Pionier. Was heute China antreibt, wird morgen auch für die Welt förderlich sein“, sagt Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender der BMW AG. Laut ihm seien die vier Innovations- und Digitalisierungsstandorte von BMW in China die größten F&E-Standorte außerhalb Deutschlands.
Die Lokalisierung des Managements ist bereits für verschiedene Unternehmen ein Schlüssel zur Erschließung des chinesischen Marktes geworden. Hong Ting (Name von der Redaktion geändert) ist bei einem chinesisch-deutschen Joint Venture in Beijing für die Geschäftsentwicklung und Unternehmensstrategie zuständig. Sie weist auf einen interessanten Punkt hin: Ihr deutscher Chef kennt sich gut in Feng Shui aus und wendet seine diesbezüglichen Kenntnisse auch im Alltag an. Feng Shui ist eine traditionelle chinesische Praxis, die energetische Kräfte nutzen möchte, um die Harmonisierung des Menschen mit seiner Umgebung zu erreichen.
Am auffälligsten ist für sie jedoch ein allmählicher, aber umfassender Wandel auf allen Ebenen: In der Top-Etage der Marketingabteilung lösen chinesische Mitarbeiter die ausländischen Mitarbeiter ab, und auf der mittleren Ebene werden Posten zunehmend mit chinesischen Mitarbeitern besetzt.
„Dies ist ein typisches Beispiel dafür, dass die Lokalisierung von oben nach unten erfolgt. Mit einem Wandel dieser Art eröffnet sich für jede ausländische Marke die Aussicht, sofort auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen“, sagt Hong.
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