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Vom Marineoffizier zum Existenzgründer in der Altenpflege

Von Wei Hongchen  ·   2018-09-21  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Seniorenbetreuung;Beijing
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Auf der Straße Zaolinqianjie des 2. Rings im Bezirk Xicheng in Beijing befinden sich viele alte Wohngebäude. An der Ecke eines der Wohngebäude hängt ein unauffälliges Schild mit der Aufschrift: Beijing Xiangrui Jumin Co., Ltd. Bei der Firma handelt es sich um ein Unternehmen im Bereich der Seniorenbetreuung, welches auf einer Gesamtfläche von mehr als 1.500 Quadratmetern Dienstleistungen und Hilfestellungen für Senioren erbringt.  

Der 40-jährige Shan Dapeng und sein Team bieten hier verschiedenartige Altenpflegedienstleistungen für ältere Menschen aus der Umgebung an, die sich für diese spezielle Form von Altenpflege entschieden haben. Konkret bedeutet dies für die Senioren von Xiangrui Jumin, dass diese zwar weiterhin in ihren eigenen Wohnungen leben, aber jederzeit von den Dienstleistungen und Leistungen profitieren können, die von der Firma je nach Art des Problems sowohl auf dem Firmengelände wie auch Zuhause bei den Kunden erbracht werden. Diese Art von Seniorenbetreuung unterscheidet sich von den zwei anderen üblichen Lebensweisen von Senioren in China. Die erste Lebensweise besteht darin, dass die Senioren ganz einfach in ihrer eigenen Wohnung bleiben, ohne dabei externe Hilfe zu beanspruchen. Die zweite Variante beinhaltet den Umzug in ein Altersheim, was dementsprechend mit einem Verlassen der eigenen vier Wände einhergeht.

  

Shan Dapeng, Geschäftsführer von Beijing Xiangrui Jumin Co., Ltd für Seniorenbetreuung (Foto: Wei Hongchen/BR) 

Vor zwei Jahren war Shan noch Marineoffizier, nun ist er Existenzgründer im Bereich der Seniorenbetreuung. Shan sieht diesen Wandel als eine zeitgemäße Entscheidung an. Die nun bereits 40 Jahre währende Reform- und Öffnungspolitik Chinas hat zu einem starken Wandel in der nationalen Familienstruktur geführt. Ein Wandel, der Shan natürlich als Zeitgenosse dieser spannenden Ära am eigenen Leibe miterlebt und geprägt hat.  

Aller Anfang ist schwierig  

1978 war Shan Dapeng in eine Bauerfamilie in Gaomi, in der ostchinesischen Provinz Shandong, geboren. Sein Vater arbeitete zu dieser Zeit in einer Fabrik, während seine Mutter als Bäuerin zu Hause war und mit ihrem Nebenjob als Schneiderin ab und zu etwas Geld dazu verdiente. Nach der Heirat seiner Eltern und aufgrund der Ein-Kind-Politik von damals, war Shan offensichtlich ein Einzelkind. 

Inzwischen entwickelt sich die Wirtschaft Chinas sehr schnell und die Einstellung der Chinesen in Sachen Kinder auf die Welt bringen hat sich über die Zeit stark gewandelt, was dazu geführt hat, dass sich die Geburtenrate reduziert, die Lebenserwartung verlängert und die Alterung der Bevölkerung zugenommen hat. Infolgedessen ist die Alterspflege immer mehr in den Fokus der Gesellschaft gerückt. 

Gleichzeitig erlebte auch die Familienplanung Chinas starke Veränderungen. Ende 2013 trat die Lockerung der Familienpolitik in Kraft, welche es Paaren fortan gestattete, zwei Kinder zu bekommen, wenn mindestens ein Elternteil davon Einzelkind ist. Ein Jahr danach war Shans erste Tochter auf die Welt gekommen. 2016 trat die Politik zur umfassenden Erlaubnis der Geburt eines zweiten Kindes in Kraft. 2017 begrüßte Shan Dapeng seine zweite Tochter. Ich und meine Frau sind beide als Einzelkinder aufgewachsen. Wir wissen um das Einsamkeitsgefühl von Einzelkindern bestens Bescheid. Und ausserdem müssen wir auch für unseren Lebensabend vorsorgen.“ 

Nun sind Shan und seine Zeitgenossen bereits im mittleren Lebensalter. Ein Paar muss sich in China um 4 bis 8 ältere Leute kümmern. Diese Familienstruktur drängt dazu, dass sich die Pflegearbeit der Älteren von der Familie weg, hin zur Arbeit der Gesellschaft entwickelt. Externe Hilfen werden dadurch in immer größerem Masse benötigt, was den Unternehmen im Bereich Seniorenbetreuung großen Entwicklungsspielraum bietet. Genau darin sieht Shan auch seine Geschäftschancen. 

Shan erhofft sich, künftig mehr Zeit für seine Familie zu haben. Nach dem Studium war er zum Militär gegangen und hat lange Zeit in der Marine gedient. Er sagte, dass es für seine Frau damals nicht leicht gewesen sei, da er als Armeeangehörige immer auf Dienstreisen war und somit kaum Zeit für seine Famile aufbringen konnte. Insbesondere als meine Frau zum ersten Mal schwanger wurde, konnte ich nicht für sie dasein. Zehn Tage nach meiner Rückkehr war meine erste Tochter geboren.“ Dafür fühlt sich Shan bis heute schuldig.  

Was nun die neue Berufswahl angeht, so hätte der Staat die selbständige Berufswahl der Soldaten tatkräftig unterstützt, sagte Shan. Vor diesem Hintergrund kam Shan dann der Gedanke von der Existenzgründung. 

Doch mit einem sorgenlosen Leben und einer erfolgreichen Karriere als Zukunftsperspektive, stößt Shan Dapengs Entscheidung, mit 40 Jahren nun zum Existenzgründer zu werden, innerhalb der Familie anfänglich auf heftige Kritik. Vor allem sein Schwiegervater, der als Kaufmann tätig ist, zeigte sich anfänglich davon alles andere als begeistert. Er könnte ganz einfach eine gute Arbeit in einer großen Firma finden, aber lieber geht er ein großes Risiko ein und gründet seine eigene Firma. Seine Frau allerdings steht wie immer hinter Shans Entscheidung. 

Schließlich und schlussendlich auch mit der Unterstützung der ganzen Familie ist Shan Dapengs Firma, die er mit zwei Freunden gemeinsam finanziert, im Bezirk Xicheng in Beijing eröffnet worden. Shan investiert viel in die Firma; sowohl sein Erlös aus dem Militär wie auch private Ersparnisse fließen in das Unternehmen. 

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