Von Schwierigkeiten völlig unbeeindruckt
Nachdem ihre Familie reich geworden war, wollte Yu auch den Rest des Dorfes reich machen. 2001, nur drei Monate nachdem sie der KPCh beigetreten war, wählten die Dorfbewohner -- beeindruckt von ihrem geschäftlichen Erfolg -- Yu zur Parteisekretärin von Yanbo. Yu schwor sich, die Situation des Dorfes zu ändern.
Das erste Projekt, das Yu anpackte, war der Bau einer Straße. Zunächst waren einige der Dorfbewohner gegen die Idee, da sie ihnen einige Verluste eingebracht hätte. Yu ging also von Tür zu Tür, um die Dorfbewohner persönlich von ihrem Projekt zu überzeugen.
Um die betroffenen Dorfbewohner zu kompensieren, beschlossen die Dorfkader bei einem Treffen, den Betroffenen ihr Land anzubieten -- im Tausch gegen das Land, das für den Bau der Straße benötigt würde. Sie schlugen den Dorfbewohnern, die auswärts als Wanderarbeiter arbeiteten, vor, den Dorfbewohnern, deren Felder für den Straßenbau eingezogen wurden, gesetzesgemäß und nach dem Prinzip der Freiwilligkeit und der Entgeltlichkeit die Rechte auf Bewirtschaftung des vertraglich gepachteten Bodens zu übertragen.
Schließlich waren alle überzeugt und das Projekt konnte beginnen. Yu investierte 40.000 Yuan (heute 5.000 Euro, damals noch viel mehr) ihres eigenen Geldes, um Werkzeuge wie Bohrgeräte, Presslufthammer und Materialien wie Zement und Sand kaufen und für die Arbeit zu zahlen. Das sei damals ein riesiger Betrag gewesen.
Kaum drei Monate später war der Bau einer 3,5 km langen und 4,5 Meter breiten Straße abgeschlossen, die das Dorf mit einer nahe gelegenen Autobahn verband. Als die ersten zwei Kohle transportierenden Laster ins Dorf rollten, feierten die Dorfbewohner das Ereignis mit einem großen Feuerwerk.
Nachdem die Straße fertig war, nahm Yu gleich das nächste Projekt ins Visier: den Rückkauf eines Waldes. Die 100 Hektar Wald wurden schlecht verwaltet, Bäume wurden oft abgeholzt. Yu entschied, Geld zu sammeln, um den Wald zurückkaufen zu können. Die Kosten von 230.000 Yuan (über 30.000 Euro) waren für damalige Zeiten eine astronomische Summe für sie. Um die Finanzierung abzusichern, schrieb sie einen Bericht an die Kreisregierung, die ihr die persönlichen Ersparnisse, welche sie in den Bau der Straße investiert hatte, erstattete. Sie legte das Geld für den Kauf des Waldes zur Seite und lieh sich weitere 50.000 Yuan von einem Kohlebergwerk in der Nähe und brachte den Rest mittels verschiedener Darlehen auf.
Nachdem der Wald 2001 wieder in den Besitz des Dorfes übergegangen war, warf er bald wieder Gewinne ab. Seitdem hat das Dorf nicht nur alle Schulden zurückgezahlt, sondern auch einen Gewinn eingestrichen.
Später startete Yanbo noch mehrere andere Initiativen und wurde immer wohlhabender. Die Dorfbewohner können von den Projekten profitieren, da sie ein Gehalt für die Arbeit an den Projekten erhalten und außerdem Dividenden einstreichen. Die Firma Yanbo Wine beispielsweise hat mehr als 200 Arbeitsplätze in dem Dorf geschaffen, und ihre Gewinne schüttet sie an die Dorfbewohner aus.
Vertrauen und Unterstützung gewinnen
In den vergangenen 17 Jahren hat Yu viele Schwierigkeiten überwinden müssen, einschließlich einer gescheiterten Ehe. Doch auch die größten persönlichen Probleme konnten sie nicht stoppen. Sie sei daher sehr dankbar für das Vertrauen, das ihr die Dorfbewohner inzwischen entgegenbrächten, sagt Yu. Dieses Vertrauen sei ihr eine große Unterstützung gewesen.
„Im Jahr 2011, nachdem ich gerade erst gelernt hatte zu fahren, bin ich eines Tages mit meinem Auto in einen Graben gerutscht. Kaum 10 Minuten später waren mehr als 100 Dorfbewohner zur Stelle und halfen mir. Sie hoben und schoben das Auto mit bloßen Händen wieder auf die Straße. Das hat mich sehr gerührt", sagte sie.
Auf dem Parteitag möchte Yu für mehr staatliche Unterstützung für Dorfkader werben. Diese arbeiteten hart, erhielten aber nur sehr wenig Geld, so Yu. Außerdem wolle sie eine deutliche Verbesserung der ländlichen Infrastruktur anregen.