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Bergauf, bergab: Der Zusteller, der Pakete in entlegene Gebirgsdörfer bringt |
· 2016-10-14 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: Online-Shop;Zusteller;Paket | Druck |
Liu Yaning, Paketzusteller für den Online-Shop JD.com, liefert auch am Nationalfeiertag Bestellungen der Kunden aus (The Beijing News/Wang Jianing)
Mit seinem von Werbeaufklebern übersäten Elektrowägelchen fährt er durch die Straßen und Gassen von Beijing. An seinem Ziel angekommen, klemmt er sich eine Lieferung unter den Arm, steigt die Treppen hoch, klopft und verkündet lautstark: „Ihr Paket ist da!"
So sieht der normale Alltag eines Paketzustellers in China aus.
Doch bei Liu Yaning läuft es anders. In der gebirgigen Landschaft des Bezirks Mentougou ist er mit seinem eigenen Auto unterwegs, ein Elektrofahrzeug schafft es nicht die Straßen herauf.
„Hier lassen sich die Pakete nur im Auto zustellen", sagt Liu Yaning, der in der Gemeinde Junzhuang des Bezirks Mentougou als Zusteller arbeitet.
Junzhuang liegt am Fuß eines Gebirges. Hier gibt es ein Lieferzentrum, das eine Fläche von fast zwei Fußballfeldern umfasst. Während der Goldenen Woche kommen viele junge Leute, die mittlerweile in den Städten arbeiten, nach Hause zurück und das Zustellungsgeschäft boomt.
Normalerweise schreiben die Kunden keine genaue Adressangabe auf die Pakete, daher muss Liu mit den Empfängern Zustellzeit und -ort per Handy verabreden. Das kann am Eingang eines Dorfs sein, manchmal auch mitten in den Bergen. Wenn er laut brüllt „Das Paket ist da!", läuft meist jemand zu ihm, um es abzuholen. „Das ist das vereinbarte Signal für die Dorfbewohner."
Obwohl ihn die Arbeit manchmal langweilt, genießt er die schöne Landschaft und den Kontakt zu den Dorfbewohnern.
Ein Auto mit hundert Paketen
Am zweiten Tag der Ferien zum Nationalfeiertag kamen die Pakete schon um 6 Uhr im Lieferzentrum an. In strömendem Regen trugen Liu Yaning und seine Kollegen sie gemeinsam ins Gebäude, um sie dann nach Kategorien unterteilt in die Zustellungswagen zu laden.
Das Paketzentrum von Junzhuang liegt in einem Wohnviertel am Fuß eines Berges. Hier arbeiten nur acht Zusteller, die für den gesamten Bezirk Mentougou zuständig sind. Im Hof stehen Minibusse für die Zustellung bereit, nur das Privatauto von Liu sticht heraus.
"Warum benutzt du dein eigenes Auto für die Zustellung?" Jeder Kunde stellt ihm diese Frage. Aber das ist ihm egal. „Es ist sicherer und auch bequemer, mit meinem eigenen Wagen zu fahren", sagt er.
Jeden Morgen lädt Liu bis zu hundert Pakete in seinen Wagen.
Inhalt und Größe der in Plastik oder Papier verpackten Pakete sind ist sehr unterschiedlich. Doch Liu ist ein erfahrener Packer. Er stellt das größte Paket nach unten, darüber stapelt er kleinere Päckchen.
Innerhalb einer halben Stunde lädt er so knapp 80 Pakete in sein Auto, nur der Beifahrersitz bleibt leer. „Mein Auto ist zwar klein, aber während der Goldenen Woche kriege ich sogar bis zu 150 Pakete hinein", berichtet er und platziert die letzte Lieferung in seinem Wagen.
Knapp zwölf Stunden unterwegs
Als Liu vor zwei Jahren als Zusteller anfing, kannte er die Gegend noch nicht, manchmal fand er erst um 23 Uhr in das Lieferzentrum zurück.
„Damals konnte ich nur nach Landkarte fahren und fand die Kunden nur durch Nachfragen im Dorf." Wenn er sich daran erinnert, lächelt er. Zwei Monate danach war er jedoch bereits mit den gängigen Strecken vertraut.
Jetzt findet er jede noch so kleine Straße auch ohne Karte. „Wo sind die Klinik und der Laden? Mit welchen Autos kann man die Bergstraßen befahren? Wo ist der nächste Weg? Das alles weiß ich jetzt genau."
Jeden Tag arbeitet Liu von 7 bis 18 Uhr und legt dabei über 300 Kilometer zurück. Wenn alle Waren zugestellt sind, muss er ins Lieferzentrum zurück und die Abrechnung machen. Er arbeitet knapp zwölf Stunden am Tag, die meiste Zeit davon ist er unterwegs.
Warum dieser Job?
Sein Lohn hängt von der Zahl der Aufträge ab. Nachdem er zwei Jahre als Zusteller gearbeitet hat, weiß Liu, dass „die meisten Zusteller keine Lust haben, unterwegs zu viel Zeit zu verschwenden."
Liu mag die Dorfbewohner. Er hat sich noch nie mit ihnen gestritten. Auch wenn er manchmal lange auf seine Kunden warten muss, beschwert er sich nicht. In der Zwischenzeit unterhält er sich mit den Anwohnern, oft wird er von seinen Kunden auch zum Mittagessen eingeladen.
„Wenn es tageslang regnet oder schneit, kann ich die Aufträge nicht zustellen, aber die Kunden drängeln auch nicht", erzählt Liu. Das ist ein Grund dafür, warum er an seiner Arbeit festhält.
Ein Problem ist für ihn die Langeweile während der einsamen Autofahrten. Er hört dann laut Musik, beobachtet die Eichhörnchen oder fährt hinter einem anderen Wagen her, einfach nur, um die Zeit totzuschlagen.
Wenn er abends ins Paketzentrum zurückkommt, unterhält er sich gerne mit dem Chef über seine täglichen Erlebnisse. „Die Berge sind groß, hier kann vieles passieren."
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