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Auszeichnung für den Chinesischlehrer der UN |
Von Corrie Dosh · 2015-09-30 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: UN;ChinesischlehrerAuszeichnung | Druck |
Dr. Yong Ho, der Leiter des Chinesischen Sprachprogrammes der Vereinten Nationen gibt alles für seine Schüler.
UN-Generalsekretär Ban Ki-moon überreicht den „UN 21 Award“ an Dr. Yong Ho
Als Finalist des „UN 21 Award", der einmal im Jahr vom UN-Generalsekretär an herausragende Mitarbeiter der Vereinten Nationen (UN) vergeben wird, ging Dr. Yong Ho nicht davon aus, dass er eine Chance hätte, zu gewinnen. Seine Kategorie „Service Above the Call of Duty", hatte nur zwei Finalisten: Ho, den Chef des Chinesischen Sprachprogrammes und ein kriegserprobtes Ziel aus einer Kampfzone. Das Kampfteam wurde via Satellit live verbunden und galt als der klare Favorit.
„Es ist recht ähnlich wie bei der Oscar-Verleihung. Du kennst das Ergebnis erst, wenn es vor Ort bekanntgegeben wird", sagte Dr. Ho. „Der andere Kandidat in meiner Kategorie war ein aus dem Irak oder Afghanistan operierendes Team – jedenfalls aus einer sehr gefährlichen Situation. Ich hatte keine Chance. Und dann, dann habe ich gewonnen! Ich war so überrascht. Sie waren an einem gefährlichen Ort und ich tat nur das, was ich ohnehin schon seit zwölf Jahren tat."
Aber auch Dr. Hos preisgekrönte Arbeit hat einen guten Teil von Aufopferung in sich. Seit mehr als einem Jahrzehnt hat der Professor seine Sommerferien geopfert, um für Gruppen von UN-Schülern chinesische Sprachreisen zu organisieren. Sein Engagement brachte hunderte von UN-Mitarbeitern und Delegierten dazu, Chinesisch zu lernen und zündete eine Welle des Enthusiasmus, die auch den Generalsekretär selbst erfasste.
Sprachlernen bei den UN kann man gut mit dem Fremdspracheninstitut einer Universität vergleichen, beschreibt Dr. Ho. Es gibt sechs offizielle Sprachen bei den UN – Französisch, Englisch, Arabisch, Chinesisch, Russisch und Spanisch – und die Organisation bietet ihren Mitarbeitern die Möglichkeit Kurse, die in drei Trimestern, Winter, Frühling und Herbst, eingeteilt sind. Neun Trimester ergeben einen Dreijahreskurs. Danach gibt es die Möglichkeit, spezialisierte Kurse zu spezifischen Themen zu besuchen. Wer den UN-Sprachtest gut besteht, kann sich für eine Gehaltserhöhung qualifizieren, was eine kleine Zusatzmotivation ist, den Kurs abzuschließen.
Mandarin-Chinesisch ist als „Kategorie 4" vom U.S. State Department klassifiziert und gilt als eine der am schwierigsten zu erlernenden Sprachen. Das State Department schätzt, dass es 2.200 Stunden braucht, bis jemand mit englischer Muttersprache flüssig Chinesisch spricht. Zum Vergleich: für Französisch sind es 600 Stunden.
„Die Töne sind sehr schwierig für jene, deren Sprache diese Merkmale nicht kennt", sagt Ho, „und die Schriftzeichen sind natürlich auch sehr schwierig…. Die Leute, die zu uns zum Lernen kommen, sind daher sehr hingebungsvoll."
In diesem Jahr war Dr. Ho's Einführungskurs überbelegt, die Lehrer suchen nach zusätzlichen Stühlen, um alle interessierten Schüler unterzubringen."
Während die UN jede der offiziellen Sprachen gleich behandelt, tendieren die größten Staaten zu einem Wettbewerb und Länder wie Frankreich, Russland und China sehen die Popularität ihrer Sprachprogramme als Punkt, auf den sie stolz sind. Die chinesische Regierung, die durch ihr Hanban-Amt die chinesische Sprache auf der ganzen Welt verbreiten will, hat die Kurse der UN besonders unterstützt. Das Amt hat zusätzliche Mittel, Lehrer, Unterrichtsmaterial, Multimedia-Ausrüstung gespendet und hilft auch dabei, Dr. Hos Bemühungen, das Programm auszudehnen und zu unterstützen.
„Als [Dr. Ho] 2002 zur UN kam, waren weniger als 70 Teilnehmer eingeschrieben. Nun sind mehr als 200 registriert und die Zahlen sind weiter am wachsen", schrieb Dmitriy Shoutov, einer von Dr. Hos Schülern. „Die Fakultät nutzt fortschrittliche Multimedia-Technologie, einschließlich eines hochwertigen Programms, dem Center of Chinese Culture Experience, das 2011 von Hanban gespendet worden war."
„Meine Lieblingsklasse war Kalligrafie", teilte Shoutov der Beijing Rundschau mit. Er fügte dazu, dass es für die heutigen UN-Diplomaten nützlich sein, von antiken chinesischen Weisheiten zu lernen. „Unsere interessanteste Stunde war die, die wir direkt bei Untergeneralsekretär Wu Hongbo bei seiner Rede zu den Feierlichkeiten der UN zum Tag der chinesischen Sprache am 20. April 2013 erhalten haben. Er beschrieb, wie das chinesische Wort für „Krise" (weiji) eine Kombination der beiden Worte „Gefahr" (wei) und „Chance" (ji) sei.
Shoutovs Klassenkollegen sind Cartherine, eine Besucherführerin im Besucherzentrum, die besser mit chinesischen Besuchern kommunizieren will, und Pablo, ein Mitarbeiter im Sicherheitsdienst, der den „Touristen lieber in ihrer Sprache als mit merkwürdigen Gesten" den Weg zeigen will. Am anderen Ende des Spektrums, sagt Dr. Ho, seien auch sowohl der vietnamesische und der südkoreanische Botschafter bei den Vereinten Nationen unter den Kursteilnehmern gewesen.
Auch der UN-Generalsekretär nimmt private Kalligrafie-Stunden bei einem von Dr. Hos Lehrern. Oft gibt er seine Arbeiten als Geschenke an hochrangige Politiker. US-Präsident Barack Obama bekam zu seinem 54. Geburtstag eine Schriftrolle mit einem Zitat aus dem Daodejing, das sich als „Die höchste Tugend ist wie Wasser" übersetzen lässt.
Stolz auf die Heimatstadt
Dr. Hos Lieblingsprojekt ist ein dreiwöchiger Kurs in seiner Heimatstadt Nanjing in der Provinz Jiangsu. Die Teilnehmer können an den Vormittagen den Unterricht besuchen und ihre Kenntnisse dann nachmittags beim Erkunden der Stadt anwenden.
Hanban hat das Programm seit seiner Anfänge im Jahr 2004 unterstützt, sagte Dr. Ho. Die Teilnehmer bezahlen ihre Flüge selbst und die chinesische Regierung stellt über die Universität Nanjing Lehrer und Unterkunft bereit. Das Programm hat auch das Interesse unter den Studenten in Nanjing geweckt, so dass mehr und mehr Studenten als Freiwillige mitarbeiten wollen.
„Man muss nach China kommen, wenn man die Sprache wirklich lernen will", sagt Dr. Ho. „Man sagt, dass das zweite Studienjahr im Land verbracht werden sollte, man kann diese Sprache nicht aus der Ferne erlernen."
So ein dreiwöchiger Kurs im Land ist das „nächstbeste Dinge" für Lernende mit Vollzeitjobs, die in anderen Ländern arbeiten. Die drei Wochen in Nanjing sind genauso wertvoll wie eineinhalb Trimester Unterricht, findet Dr. Ho. Die Teilnehmer haben auch die Möglichkeit, zusätzliche Klassen zu besuchen, wie Taiji und Kalligrafie. Außerdem werden Touren zu historischen Plätzen und Wochenendtrips nach Xi'an, Beijing, Shanghai, Suzhou oder Hangzhou organisiert.
„Die Universität organisiert jede Woche eine Stadttour. Es gibt jede Menge von historischen Relikten in Nanjing, schließlich war sie die Hauptstadt von 6 bis 10 Dynastien", fügte Dr. Ho hinzu. An den Wochenenden machen wir für gewöhnlich eine Tour außerhalb der Stadt.
Am Ende wird auch eine längere Tour zu weiter entfernteren Orten, wie Harbin, Wuhan oder Xiamen angeboten. Da Dr. Ho seine eigene Urlaubszeit dafür verwendet, wurden die Sommerreisen ein wahrer Liebesdienst, der ihm den „UN 21 Award" vom UN-Generalsekretär, für Dienste über die Pflicht hinaus einbrachte.
„Es ist nicht Teil meiner Stellenbeschreibung", erklärt Dr. Ho. „Die anderen Sprachprogramme machen so etwas nicht. Es ist meine Kreation. Ich mache es – wenn man es in einem größeren Zusammenhang sehen will – um die chinesischen Sprachkurse zu bewerben. Wenn ich Leute nach China bringe und es denen dort gefällt, dann wird das auch das Programm antreiben."
Teilnehmer, die das Programm abschließen, sind „aufgeregt", diese schwierige Sprache zu lernen, bemerkt Dr. Ho. Es hilft dabei, die Abbruchraten zu reduzieren. Ho sagt auch, dass er die Schüler behält, da er den Lernprozess betont und nicht das Ergebnis.
„Der Prozess ist viel wichtiger. Du lernst über chinesische Kultur, Philosophie und Denkweise, indem du die Sprache lernst. Das beeinflusst meine Schüler sehr", sagt er.
Kulturelle Brücken
Die Sprachreisen helfen Dr. Hos Schülern auch dabei, Wissen aus erster Hand zu erwerben, das ihre vorgefassten Meinungen herausfordert.
„Zu einem großen Teil, wissen die Menschen im Westen viel weniger über China, als die Chinesen über den Westen. Daher war dies für viele Menschen ein ziemlicher Augenöffner", meinte Dr. Ho. In vielen Fällen änderte es die Ansichten derer, die bisher nur aus den Medien über China gelesen hatten, dramatisch. Ich denke, dass dieses persönliche Erlebnis sehr wichtig ist."
Einige nehmen Jahr für Jahr an der Sprachreise teil. Eine hat sie sogar schon elf Mal gemacht. Sie wird auf den Straßen in Nanjing bereits wieder erkannt und wurde schon von einigen Leuten in deren Zuhause zum Abendessen eingeladen.
„Sprachlernen ist ein großartiger Weg, Brücken zwischen Kulturen zu bauen. Es ist nicht politisch. Es gibt keine Propaganda. Du triffst Menschen, keine Politiker. Echte Menschen. Unsere Teilnehmer gehen am Morgen raus zur Straße, um Frühstück bei den Ständen zu kaufen, und unterhalten sich dort. Es ist ganz anders, als mit einem Diplomaten zu sprechen" sagte Dr. Ho. „Du bist nicht nur Zuhörer, du bist Teilnehmer."
Zum Zeitpunkt des Schreibens war der chinesische Staatspräsident Xi Jinping bei seinem Staatsbesuch in den USA und unterwegs zu einer Rede vor der UN-Generalversammlung. Seine Rede wird die internationale Diplomatie zurück in die Gespräche von Dr. Hos Schülern bringen. Es ist eine Gelegenheit für sie, ihre blühenden Sprachkenntnisse zu üben.
„Die Chinesischschüler der UN warten mit Spannung auf die Rede von Staatspräsident Xis Rede vor der UN. Sie hoffen auf Fortschritte am Weg zu globaler Harmonie und Wohlstand für alle und sie hoffen in der Lage zu sein, die Rede ohne die Hilfe von Google Translate in ihre Muttersprache übersetzen zu können", schrieb Shoutov.
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