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China, Cider und Crowdfunding |
Von Edith Stifter · 2015-09-18 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: Forschungsschwerpunkt;Crowdfunding | Druck |
Andrea und ihr Produkt, der DECIDER.
Andrea Funk, die das deutsche Nationalgetränk Bier wegen des bitteren Geschmackes nie wirklich mochte, lernte beim Studium in Brighton Cider als angenehmeres Getränk kennen. Andrea studierte zuerst in Würzburg Sinologie, um dann für ein Masterprogramm nach England zu gehen. Von dort kehrte sie nicht nur mit einem neuen Forschungsschwerpunkt zurück, sondern auch mit einer neuen Leidenschaft für Cider.
Eigentlich hatte sie ja Traditionelle Chinesische Medizin studieren wollen, entschloss sich nach dem Grundstudium aber besser Wirtschaft zu studieren und TCM als Projekt für den Ruhestand aufzuheben. Nachdem sie an der University of Sussex ihren Master in Management & Finance abgeschlossen hat, forscht sie nun im Promotionsstudium über Crowdfunding in China.
Crowdfunding ist eine vergleichbar junge Möglichkeit, Nischenprodukte zu finanzieren, die sich ab den 2000er Jahren in der englischsprachigen Film- und Musikindustrie entwickelten. Crowdinvesting unterscheidet sich von Crowdfunding dadurch, dass der Geldgeber beim ersteren Anteile des Unternehmens bekommt. Bei beidem geht es letztlich aber darum, kleine Anteile auf möglichst viele Geldgeber aufzuteilen.
„Nach dem westlichen Verständnis ist Crowdfunding eine neuartige Finanzierungsart für Gründer und Kleinunternehmer, bei der viele Kleininvestoren über eine Internetplattform zusammen eine Idee realisieren", erklärt sie. „Im Gegenzug für ihre Investition erhalten diese Investoren, die Crowdfunder, eine immaterielle oder materielle Gegenleistung, in Form von einem Reward, Zinsen, Anteilen oder einem simplen Dankeschön."
Crowdfunding in China war grundsätzlich nie illegal – vor allem wenn es als Ausgleich für die Investition eine Gegenleistung gibt – und wird hier genauso wie im Westen immer beliebter. In Deutschland kamen die ersten Crowdfunding-Plattformen Ende der 2000er Jahre auf. Seit Ende 2014 gibt es in China gesetzliche Regelungen zum Crowdinvesting. Mit diesen gesetzlichen Regelungen erfuhren sowohl Crowdinvesting ebenso wie Crowdfunding einen Popularitätsschub.
Derzeit macht sie für ihr Unternehmen – DECIDER, mit dem sie den chinesischen Markt mit Cider beliefern will – selbst eine Crowdfundingkampagne in China. Dazu verwendet sie die chinesische Plattform zhongchou.com.
„Indem ich selbst Gründer bin und Crowdfunding aktiv nutze, verstehe ich die praktischen Prozesse der Gründungsfinanzierung besser; diese Erkenntnisse kann ich natürlich auch für meine Forschung verwenden", erklärt Andrea ihren praktischen und ungewöhnlichen Zugang.
Das gesteckte Ziel der Crowdfundingkampagne von DECIDER von 5.000 Yuan zeigt, dass es bei Crowdfunding nicht ausschließlich um Geld geht. Es geht um Möglichkeiten der Partizipation, um Werbung. Andrea selbst erklärt es folgendermaßen: „Mir geht es zunächst darum, das Marktpotential für den DECIDER in China zu testen. Crowdfunding ist ja nicht nur ein Finanzierungstool, sondern kann noch viel mehr."
„In China wird Crowdfunding anders verstanden. Beispielshalber muss hier Crowdfunding nicht unbedingt online oder über eine Crowdfunding Plattform ablaufen. Viele Gründer nutzen einfach ihren eigenen WeChat-Account. Andere gründen offline ein Café mit ihren Freunden und nennen das dann auch Crowdfunding", beschreibt die 29-jährige die Unterschiede zum westlichen Verständnis von Crowdfunding.
Cider, das ist der in England und Nordfrankreich sehr beliebte Apfelschaumwein. Traditionell wird in China vor allem Baijiu, das ist vergleichbar mit Schnaps, oder eben Bier getrunken. Apfelwein, der in Deutschland vor allem in Hessen als „Ebbelwoi", in Frankreich als „Cidre" oder in England als „Cider" bekannt ist, ist hier in China noch kaum bekannt. Apfelschaumwein schmeckt regional äußerst unterschiedlich, es gibt ihn je nach Apfelsorte von sehr süß bis säuerlich mit einem Alkoholgehalt zwischen 1 und 5 Prozent. Andreas DECIDER hat 4,5% Alkohol und deutlich weniger Kalorien als Bier. Geschmacklich liegt das in Rhön in Hessen produzierte Getränk zwischen dem englischen Cider und dem hessischen Ebbelwoi.
Um den DECIDER nach China zu bekommen, ist Andrea derzeit in China, um zum einen verschiedene Kooperationsmöglichkeiten auszuloten. Zum anderen ist sich auch bei der Deutschen Produktmesse, die ab 10. September vier Tage lang in Qingdao, der Hauptstadt des chinesischen Bieres, stattfindet.
„Bis jetzt lassen sich meine vielen Interessen gut miteinander verbinden. Ich mach' ja auch noch Musik, und habe einen eigenen DECIDER-Song, mit chinesischem Refrain, geschrieben. Diesen werde ich auf der Deutschen Produktmesse in Qingdao auch performen", sagt Andrea.
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