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Schutz des immateriellen Kulturerbes: Eine junge chinesische Influencerin und ihr Eisen-Feuerwerk

Von Wang Ruying  ·   2025-01-15  ·  Quelle:german.chinatoday.com.cn
Stichwörter: Frühlingsfest;Eisen-Feuerwerk
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Anfang Dezember hat die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) das Frühlingsfest, soziale Praktiken des chinesischen Volkes zur Feier des traditionellen Neujahrs, in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Das chinesische Neujahrsfest, von den Chinesen auch „Chunjie“ genannt, ist das wichtigste traditionelle Fest in China. Es markiert den Beginn eines neuen Jahres nach dem Mondkalender. 2025 fällt der erste Tag des neuen Jahres auf den 29. Januar, womit das Jahr der Schlange im chinesischen Tierkreis eingeläutet wird. 

Gefeiert wird das Fest in der Regel landesweit mit vielfältigen Volksbräuchen, die traditionell bis zum 15. Tag des ersten Mondmonats andauern. Dazu gehört auch das „Da Tiehua“, vor allem in der Provinz Henan. Dabei schleudern die Künstler flüssiges Eisen in die Luft, das dann wie Feuerregen vom Himmel fällt. Da diese Aufführung körperlich äußerst anstrengend ist, taten es jahrhundertelang ausschließlich Männer. Doch mittlerweile beteiligen sich immer mehr junge Frauen an dem Brauch. 

Eine dieser Frauen ist die chinesische Influencerin Liu Yaqing, die Millionen von Followern auf sozialen Plattformen hat. Vor kurzem führte sie eine beeindruckende Eisen-Feuerwerk-Show im Kreis Queshan in der Provinz Henan auf. Mit einem Weidenholzstab schlug die Angehörige der Generation Z kraftvoll auf flüssiges Eisen, das in die Luft schoss, Funken versprühte und die wunderschöne nächtliche Kulisse erleuchtete. Die Performance traf den Nerv der Zuschauer. Auf der chinesische Video-Sharing-Plattform Bilibili wurde das Video davon schon millionenfach angeklickt. Sie wird begeistert gelobt, zum Beispiel: „Sie ist die erste Frau seit tausend Jahren, die das Eisen-Feuerwerk wirklich geschafft hat.“ 

 

Zum Frühlingsfest: Wunderschöne Eisenfeuerwerke erhellen den Himmel (Foto: Dong Hao / Xinhua)  

  

Die erste Erbin 

Das Feuerwerk aus geschmolzenem Eisen im Kreis Queshan ist das letzte noch bestehende großangelegte traditionelle Feuerwerk in der Provinz Henan. Diese Kunstform hat ihren Ursprung in der Nördlichen Song-Dynastie (960-1127) und erlebte ihre Blütezeit während der Ming- (1368-1644) und Qing-Dynastie (1644-1911). 2008 wurde es vom Staatsrat in die zweite nationale Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. 

Yang Jianjun, der national anerkannte Überlieferer des Eisen-Feuerwerks, ist Lius Lehrer. Yang erinnert sich noch gut an ihren ersten Besuch: „Sie bat mich darum, dass ich ihr beibringe, wie man das Feuerwerk aus flüssigem Eisen schafft, und das hat mich sehr überrascht.“ Die Feuerwerk-Koryphäe gab zu Bedenken: „Jungen haben eine dickere Haut, Verbrennungen oder Verletzungen machen ihnen weniger aus. Aber ein Mädchen? Wenn sie sich verbrennt, kann ich das nicht verantworten!“ 

Um sich diese traditionelle Kunst anzueignen, bat die junge Influencerin Yang mehrmals. Schließlich überzeugte sie den Meister mit ihrer Entschlossenheit. „Obwohl sie nicht viel Kraft hat, scheut das Mädchen sich nicht, ins Feuer zu springen. Ich schätze ihren Geist sehr. Ihre Beharrlichkeit hat mich überzeugt, dass sie in der Lage ist, noch mehr Menschen für das Eisen-Feuerwerk zu begeistern“, sagt Yang mit einem Lächeln. 

Der Feuerwerkmeister erklärt uns, dass für die Performance zwei Stäbe aus Weidenholz verwendet würden: Der obere Stab habe eine Vertiefung, in die das flüssige Eisen geschöpft werde, während der untere Stab zum Schlagen diene. Man schlage den oberen Stab mit dem unteren, dann werde das glühend heiße flüssige Eisen in die Luft gespritzt, was zu einer großartigen „Funkendusche“ führe.  

Die auf Chinesisch „Da Tiehua“ genannte darstellende Kunst erfordert nicht nur große körperliche Kraft, sondern auch präzise Technik. Um diese Technik zu meistern, trainierte Liu täglich mit großer Ausdauer. Unter der Anleitung ihres Lehrers übte die Nachwuchs-Künstlerin zuerst, Steine bis in die Baumwipfel zu schleudern – eine Übung, die sowohl kräftigt als auch die Präzision schult. Anschließend ließ Yang sie feinen Sand in die Luft schlagen, da die Form des Sandes in der Luft dem des flüssigen Eisens sehr ähnlich ist. Nur wenn der Sand gleichmäßig verteilt wurde, war es möglich, das notwendige Muskelgedächtnis aufzubauen und die Risiken bei der Arbeit mit flüssigem Eisen zu minimieren. 

Nach über einem Monat harten Trainings fühlte sich die junge Künstlerin bereit für die Herausforderung, mit echtem geschmolzenem Eisen zu arbeiten. Doch als sie tatsächlich vor dem glühend heißen Eisen stand, bekam sie Angst. „Die größte Herausforderung ist nicht die Technik, sondern die Überwindung der Angst vor den Flammen“, betont sie. Schließlich fasste sie all ihren Mut zusammen, schöpfte das geschmolzene Eisen in den Stab und schlug mit voller Kraft zu. Dann erstrahlte ein beeindruckendes Bild von Funken und glühenden Lichtern vor den Augen des Publikums. Auch die Zuschauer der Videos konnten die überwältigende Faszination noch spüren. Damit hatte die junge Künstlerin den Durchbruch geschafft. „Obwohl das Mädchen schwach aussieht, ist es voller Kraft“, lobt ein Netizen.  

Liu Yaqing räumte ein, dass viele – wie auch ihr Lehrmeister – nicht verstehen könnten, warum eine junge Frau das Eisen-Feuerwerk lernen wolle. Sie erklärt uns, dass sie vor zwei Jahren eine Aufführung des Eisen-Feuerwerks gesehen habe und ihre Leidenschaft für diese Kunst entfachtet worden sei. „Ich sah, wie in der Dunkelheit der Nacht die glühenden Funken herabregneten, und war von dieser vergänglichen Schönheit tief berührt. Ich hoffe, dass ich diese einzigartige Schönheit mit anderen teilen kann.“ Liu fügt hinzu, dass dieses immaterielle Kulturerbe auch den nationalen Geist verkörpern könne. „Es ist der Moment, in dem der Mensch all seine Kraft aufbringt – es ist eine Art von Mut. Wie mein Lehrer sagt: ‚Wir Chinesen haben keine Angst vor heißem flüssigen Eisen, wir springen sogar ins Feuermeer, wenn unser Land es braucht. Vor wem sollten wir uns fürchten?‘“ 

Durch die Videos dieser Darstellerin der Generation Z wurde das Eisen-Feuerwerk noch populärer. Jetzt üben immer mehr junge Frauen diesen Brauch aus. Um noch mehr junge Leute anzuziehen, hat Yang das erste weibliche Eisen-Feuerwerk-Team aufgebaut. Dieses Team hat bereits vier Mitglieder. „Wir wollen die traditionelle chinesische Kultur mit einem modernen Stil verbinden und mehr junge Menschen ansprechen“, so Yang.  

  

Darsteller veranstalten ein Feuerwerk aus geschmolzenem Eisen zur Feier des Frühlingsfestes. (Foto: Ji Chunpeng / Xinhua)  

  

Ein Talent im Bereich des immateriellen Kulturerbes 

Liu stammt aus einer einfachen Familie in der Provinz Hunan. Von Kindheit an zeigte sie ein großes Interesse an traditionellen Handwerkstechniken.

In ihrer Heimat gibt es vielfältige immaterielle Kulturgüter, darunter die traditionelle Grasflechtkunst, die Keramikherstellung sowie die Silberverarbeitung. Die junge Influencerin sagt, dass ihre Großmutter eine in ihrem Ort bekannte Grasflechterin sei. Unter dem Einfluss ihrer Oma habe sie schon in jungen Jahren begonnen, diese traditionellen Handwerkstechniken zu erlernen. Für sie sei immaterielles Kulturerbe nicht nur trockene Technik, sondern es trage eine tiefgreifende kulturelle Bedeutung und historische Erinnerung in sich. Jedes Mal, wenn sie Ton in ihren Händen geformt habe oder ein Grasband geflochten habe, sei es ihr so vorgekommen, als hörte sie das Echo der Geschichte tief in sich. 

Neben dem Eisen-Feuerwerk beschäftigt sich Liu auch mit mehreren anderen traditionellen Künsten, wie dem Schnitzen von Eisskulpturen, der Herstellung von Miao-Silberschmuck, dem Schattenspiel und dem Basteln vom riesigen Drachen. Über das ursprüngliche Ziel hinter ihrer kulturellen Arbeit sagte der kreative Kopf: „Es war der Entdeckungsdrang, weil ich Dinge, die ich als Kind oft gesehen habe, als Erwachsene nicht mehr finden kann.“ 

Ihre Entdeckungsreise durch das immaterielle Kulturerbe findet bei der neuen Generation großen Anklang. Ein Beispiel: In dem Kommentarfeld unter den Videos, in denen sie ihre Fortschritte in der Beijing-Oper zeigt, versammeln sich junge Menschen, die ebenfalls eine Leidenschaft dafür hegen. In den Kommentaren teilen sie ihre eigenen Erfahrungen und Herausforderungen beim Üben, motivieren sich gegenseitig und tauschen Lernmethoden aus. „Beim Lesen dieser Kommentare sehe ich die Übernahme des Bestehenden“, lacht Liu. 

Appell für ein besseres Leben für die Handwerker 

Im Umgang mit den Handwerkern im Bereich des immateriellen Kulturerbes wurde Liu oft von ihrer Hingabe und ihrem Glauben an das Prinzip „ein Leben, eine Aufgabe“ tief bewegt. Sie hat viele alte Überlieferer des immateriellen Kulturerbes besucht, die noch immer auf harte Arbeit, wie „einen Korb nach dem anderen zu flechten“ angewiesen sind, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. 

Als Influencerin möchte Liu ihren großen Einfluss nutzen, um die Lage der Erben zu verbessern. Sie hofft, dass ihre Videos diesen wenig bekannten traditionellen Schätzen dabei helfen können, eine große Fangemeinde zu gewinnen. Dann sind die Handwerker erst in der Lage, durch ihre Kunstfertigkeit Geld zu verdienen, was für den langfristigen Schutz der immateriellen Kultur nützlich ist. 

„Immaterielles Kulturerbe ist kein Artefakt, sondern unser Leben“, sagt Liu. Sie hoffe, durch ihre eigene Interpretationsweise die Lebenskraft des immateriellen Kulturerbes zu wecken, damit mehr Kunst gesehen und geschätzt werde. Sie wünsche sich auch, dass traditionelle Kultur in der modernen Gesellschaft neue Perspektiven und Anwendungen finde und dass die Meister, die dieses Erbe weitergeben, ein besseres Leben führen können. 

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