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Chinas Markt für Online-Literatur wächst |
· 2018-06-06 · Quelle:german.china.org.cn |
Stichwörter: Online-Literatur;E-Books | Druck |
Tagsüber ist Yang Sportlehrer. Doch sobald die Nacht hereinbricht, geht der 35-jährige seinem Hobby nach: sechs Stunden lang verbringt er vor dem Computerbildschirm, schreibt Geschichten und trinkt Unmengen an Kaffee, der ihm durch die Nachtschicht helfen soll.
„Ich möchte nicht zu viel Aufsehen erregen“, sagt er. „Meine Schüler kennen mich nur als Jogging- und Basketballtrainer, aber vielleicht lesen sie auf ihrem Handy ja auch einen meiner Romane.“ Besser bekannt ist Yang unter seinem Avatar HengSaoTianya. Unter diesem Namen erschuf er eine Serie von Blockbuster-Titeln auf Qidian.com, einer führenden Webseite für Online-Literatur.
Seine virtuellen Bücher erreichen ein Millionenpublikum und auch seine ausländische Fangemeinde wächst. Yang ist einer von vielen Gelegenheitsautoren, die davon träumen, ihrem regulären Nine-to-Five-Job zu entkommen.
Chinas Research-Gruppe Hurun-Report beschreibt den typischen Online-Autoren als 37-Jährigen Mann, der acht Stunden am Tag damit verbringt, 20000 Wörter auf den Bildschirm zu bringen. Chinas wachsender Markt für Online-Literatur bietet diesen Menschen einen Nährboden. Die Consultantfirma Frost & Sullivan schätzt, dass das Volumen bis zum Jahr 2020 auf 13,4 Milliarden Yuan steigen wird, bei einem jährlichen Wachstum von 30 Prozent.
Anders als E-Books, die digitale Versionen von Printexemplaren sind, wird Online-Literatur ausschließlich über das Internet verbreitet. Viele Autoren sind Amateure und verdienen sich durch ihre Tätigkeit ein Zubrot zu ihrem Gehalt aus regulären Jobs.
Die Verbreitung von Smartphones und schnellem Internet sind die zentralen Wachstumsfaktoren für Online-Bücher. Heutzutage folgen rund 330 Millionen Chinesen täglich, wie sich die Handlung ihrer Lieblingsromane und Protagonisten weiterentwickelt. Der Markt erlebte zwei Jahrzehnte der Konsolidierung, bevor seine Monetarisierung an die Oberfläche trat. 2003 begann Qidian mit einem Bezahlprogramm für das Lesen von Online-Literatur.
Seit 2015 gehört Qidian gemeinsam mit QQ Reading und Hongxiu.com zu Tencents China Literature, welches heute das größte Leseportal des Landes ist. Nach Angaben von Frost & Sullivan stieg der Marktanteil auf 72 Prozent. Baidu Literature und Alibaba Literature folgen weit abgeschlagen.
„Online-Literatur und Comics sind wichtige Quellen für die Entwicklung von geistigem Eigentum“, sagte Yang Chen, der mit der Erstellung von Inhalten bei China Literature beschäftigt ist. „Doch bei Online-Literatur ist die Eintrittshürde niedriger. Viele Autoren strömen auf unsere Plattform und der harte Wettbewerb fördert hochwertige Kreationen“, fügte er hinzu. China Literature gehörten zehn Millionen virtuelle Bücher aus mehr als 200 Genres und sieben Millionen Autoren würden auf der Plattform des Unternehmens schreiben.
Und immer mehr dieser Romane schaffen es auf die Leinwand. So wächst auch das Geschäft mit Lizenzgebühren, die pro Episode erhoben werden. 2012 waren noch einige zehntausend Yuan fällig, vergangenes Jahr belief sich die Summe auf neun Millionen Yuan pro Episode. „Unterhaltungsmedien suchen sich ihre Vorlagen immer mehr in der Romanliteratur“, stellte Wang fest.
Das starke Interesse rühre vor allem von der inhaltlichen Vielfalt und dem steigenden Interesse an der chinesischen Kultur und Gegenwartskunst her, sagte Wang. „Doch kulturelle Einzigartigkeit kann auch zu Problemen führen, denn ausländische Leser haben Schwierigkeiten mit Werken, die lokale Kultur enthalten, zum Beispiel dem Taoismus.“
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