Auf „Xiǎohán“, „Mäßige Kälte“, folgt einen halben Monat später die letzte der 24 Jahreseinteilungen „Dàhán“, auf Deutsch „Große Kälte“. Ihr Datum entspricht dem 20. oder 21. Januar.

Die Bezeichnung „Große Kälte“ stellt das Maß für die Strenge des Winters zu dieser Zeit dar. Schneidende Kälte übt eine schwer zu widersetzende Gewalt aus. Die tiefsten Temperaturen im Jahr sorgen vor allem in Nordchina für die ausgeprägten Winterlandschaften mit Eis und Schnee. Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Zur Zeit ‚Xiǎohán‘ und ‚Dàhán‘, duckt man sich fröstelnd vor Kälte.“ (小寒大寒，冷成一团。) Man fürchtet sich aber nicht vor der rhetorischen Übertreibung des Sprichwortes, sondern genießt die tiefwinterlichen Verhältnisse durch Ski- und Schlittschuhlaufen.

Nach dem chinesischen Mondkalender fällt die Jahreseinteilung „Dàhán“ in den 12. bzw. den letzten Monat des Jahres, der in der chinesischen Sprache als „Làyuè“ (腊月) bezeichnet wird. Das Schriftzeichen „腊“ (Là) ließ sich ursprünglich als „猎“ (Liè), d.h. Jagd, verstehen. Vor dem Jahreswechsel brachten die Menschen im Altertum ihre Jagdbeute den Göttern bzw. ihren Ahnen als Opfer dar. Bei solchen Opferritualen betete man für Heil und Glück.

In der Hoffnung auf eine reichliche Ernte und ein friedliches Leben pflegt die Han-Nationalität (汉族) alljährlich am 8. Tag des 12. Mondmonats eine wichtige Tradition: Man isst einen nach dem Datum benannten speziellen köstlichen Reisbrei mit Trockenfrüchten und Nüssen namens „Laba-Reisbrei“ (腊八粥). Solch einen kulinarischen Genuss darf man sich an kalten Wintertagen mit Fug und Recht gönnen.

Etwa einen halben Monat später feiern wir Chinesen unser Frühlingsfest. Landesweit werden jetzt Vorbereitungen auf dieses wichtigste Fest des chinesischen Volkes getroffen. Die festliche Stimmung verdrängt die winterliche Kälte und der Frühling nähert sich mit leisen Schritten.

(Verfasser: Bachelorstudent im vierten Studienjahrgang; Korrekturlesen: Dr. Zheng Xia)

(Quelle: de.shisu.edu.cn)