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Michael Schumann: „Die globale Gemeinschaft muss in diesen Zeiten einander beistehen“ |
Von Wei Hongchen · 2020-04-10 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: BWA;Deutschland | Druck |
Am 27. Märzder Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA) einen Hilfs- und Spendenaufruf auf Chinesisch gestartet, um gegen die Versorgungsengpässe mit Schutzausrüstung für den persönlichen Bedarf – wie Atemschutzmasken und Einweghandschuhe – in Deutschland anzukämpfen. Wir haben mit Michael Schumann, dem Vorsitzenden des BWA, gesprochen.
Diesen Hilfs- und Spendenaufruf auf Chinesisch hat der Bundesverband für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA) am 27. März veröffentlicht. [Foto: mit freundlicher Genehmigung des BWA]
„Unsere beiden Länder stehen nun vor derselben Herausforderung, diese Krise ungeahnten Ausmaßes zu bewältigen. Die neue Krankheit kennt keine Grenzen und die Menschheit lebt immer in einer Gemeinschaft mit geteilter Zukunft. Hiermit appelliert BWA an chinesische Freunde und Menschen aus allen Gesellschaftsschichten, Deutschland zu helfen und medizinische Hilfsgüter zu spenden. China und Deutschland sollten bei der Bekämpfung der Epidemie enger zusammenarbeiten.“
Statistiken der deutschen Wochenzeitung Die Zeit zufolge hatte Deutschland am 6. April um 12 Uhr etwa 100.000 Infektionsfälle mit dem neuartigen Coronavirus und 1.586 Todesfälle zu beklagen. In einem kurzen Zeitraum von nur einem Monat hat sich die Seuchenlage in Deutschland somit rapide verschlechtert. In dem öffentlichen Schreiben des BWA wurde denn auch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass auch die deutschen medizinischen Einrichtungen und ihr medizinisches Personal aufgrund der immer ernster werdenden Epidemiesituation vor beispiellosen Herausforderungen stehen. Aufgrund des täglichen, rasanten Anstiegs der Zahl der infizierten Patienten benötigen deutsche medizinische Einrichtungen dringend medizinische Schutzausrüstung und Materialien wie Schutzmasken, Desinfektionsmittel und Schutzbrillen.
Als die Epidemie in China ausbrach, hatte der BWA aktiv Kontakt zu deutschen Unternehmen aufgenommen, um China zu helfen. „Deutschland hat China in einer Stunde großer Not Beistand geleistet. Wir freuen uns umso mehr, wenn die deutsche Hilfsbereitschaft von chinesischer Seite nun erwidert wird“, sagte Michael Schumann, Vorstandsvorsitzender des BWA, im Interview mit der Beijing Rundschau.
Der BWA ist nicht das erste deutsche Gremium, das China offiziell um Hilfe bittet. Zuvor hatte Stephan Pusch, Landrat des Kreises Heinsberg – dem „Epizentrum“ des COVID-19-Ausbruchs in Deutschland – sich in einem offenen Brief an Chinas Regierung gewandt und um Hilfe bei der Epidemie-Bewältigung gebeten. In der Folge reagierten die chinesische Regierung und chinesische Unternehmen positiv auf den Brief, und Hilfe aus China strömte in den Kreis.
Dank der etappenweisen Erfolge im Kampf gegen die Epidemie im eigenen Land haben die chinesische Regierung, chinesische Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen in den letzten Wochen damit begonnen, anderen Ländern, die derzeit schwere Krisen im Bereich der öffentlichen Gesundheit erleben, eine helfende Hand zu reichen.
Seit die Seuchenlage in Deutschland immer ernster wird, haben auch viele chinesische Städte ihre deutschen Partnerstädte durch praktische Aktionen unterstützt. Zum Beispiel hat die Stadt Foshan in der Provinz Guangdong 100.000 Schutzmasken und 100 Thermometer an die Regierungen des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, der Stadt Aachen und Ingolstadt gespendet. Die Stadt Mianyang in der Provinz Sichuan hat 10.000 Masken an den Kreis Wittgenstein geliefert. Unternehmen wie die Sany-Gruppe und Weiqiao Pioneering GmbH haben sich der Hilfsaktion ebenfalls angeschlossen.
Bis zum 20. März hat die chinesische Regierung bereits 82 Ländern und vielen internationalen Organisationen im Kampf gegen die Pandemie geholfen. Viele Länder sind dankbar für Chinas aktive Hilfe, doch die chinesischen Hilfsleistungen wurden von einigen Personen leider auch verspottet und in Frage gestellt.
Aus der Sicht von Schumann ist es das Wichtigste, dass alle in dieser globalen Krise zusammenrücken und die humanitäre Hilfe nicht politisieren. In vielen westlichen Medien laufe bereits ein Informationskrieg, so Schumann, in dem Spenden beispielsweise aus China, Russland oder Kuba diskreditiert würden, indem man diesen Akteuren politische Einflussnahme als vorrangige Motivation unterstelle.
Diesbezüglich hat Schumann eine ganz andere Meinung. „Die neue Krankheit kennt keine Grenzen und nimmt auch keine Rücksicht auf politische Interessen. Die globale Gemeinschaft muss in diesen Zeiten einander beistehen und nationale Differenzen hinter humanitären Erfordernissen zurückstellen“, sagte Schumann. „Wir beim BWA schließen uns der Forderung des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, António Guterres, nach einem globalen Waffenstillstand an. Wir fordern zudem die Aussetzung von internationalen Sanktionen vor dem Hintergrund der Notwendigkeit internationaler Kooperation zur humanitären Krisenbewältigung.“
Laut Schumann hat der BWA nach dem Aufruf Zusagen zur Lieferung persönlicher Schutzausrüstung von einem guten Dutzend Unternehmen und Privatpersonen aus China erhalten. Es wurden auch Spenden von Städten in Aussicht gestellt. Die Stadt Xuchang aus der Provinz Henan etwa hat eine Hilfslieferung 20.000 Masken auf den Weg gebracht. „Viele Spenden bewegen sich in den Größenordnungen von 10.000 bis 20.000 Masken und für jede einzelne Spende sind wir sehr dankbar“, erklärte Schumann.
In Bezug auf die Zuteilung der Hilfsgüter sagte der BWA-Vorsitzende, dass man sich mit der Koordinationsstelle für internationale Spenden im Bundesministerium für Gesundheit sowie mit dem Deutschen Roten Kreuz abstimmen werde. „Der BWA wird aber auch, soweit es sich mit unseren Mitteln logistisch bewältigen lässt, direkte Zuteilungen vornehmen. Oberste Priorität haben dabei Krankenhäuser und medizinische Einrichtungen, die diese Schutzgüter am dringendsten benötigen.“
Schumann meinte, dass China und Deutschland den Kampf gegen die Epidemie nur gewinnen können, wenn sie sich gegenseitig helfen. „Der gemeinsame Kampf gegen die Epidemie ist eine wichtige Gelegenheit, die beiderseitige Zusammenarbeit sowie die Freundschaft und Verständigung zwischen den beiden Völkern zu stärken.“
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