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Paradigmawechsel — Anpassung der Welt an die sich entwickelnde internationale Landschaft |
Von An Gang · 2017-12-19 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: Welt;Trump;Flüchtlingskrise | Druck |
Sergey Karaganov, Gründer des Valdai-Forums und Dekan der Abteilung für Weltwirtschaft und Politik an der russischen Higher School of Economics National Research University sagte voraus, dass die Welt in den nächsten 15 Jahren zwei große Machtzentren bilden werde. Nach seiner Theorie wird das eine ein „Zentrum der westlichen Welt“ sein, das von den USA dominiert wird, und das andere ein „großes eurasisches Zentrum“, das auf der strategischen Ausrichtung der von China vorgeschlagenen Seidenstraßen-Initiative und der Partnerschaft der Eurasischen Union Russlands basiert. Trumps engster Vertrauter, der ehemalige Stratege des Weißen Hauses, Steve Bannon, warnte, nachdem er seinen Posten verlassen hatte, die politischen Eliten der USA davor, das Potenzial für Chinas Aufstieg zu unterschätzen. Seiner Meinung nach wird das globale Zentrum des 21. Jahrhunderts der Pazifik mit China als wirtschaftlichem Machtzentrum sein. Laut Bannon hat das bisherige Verhältnis zwischen den USA und China die Vereinigten Staaten in eine äußerst ungünstige Lage gebracht.
Karaganovs Vorschlag ist, dass China die wirtschaftliche Entwicklung im asiatisch-pazifischen Raum unterstützen sollte, während Russland als Sicherheitsregulator fungiert, um gemeinsam die strategischen Operationen der Vereinigten Staaten in der Region einzudämmen. Karaganovs Erwartungen mögen in der Zukunft realisierbar sein, aber im Moment ist es wichtig zu erkennen, dass trotz des Wiederauflebens des Protektionismus die wirtschaftliche Globalisierung nicht gestoppt und schon gar nicht rückgängig gemacht werden kann. Heute gehören wir demselben Wirtschaftssystem an, einer modernen Realität, die in krassem Gegensatz zu dem Modell der globalen Hegemonie steht, das die USA und die Sowjetunion während des Kalten Krieges verfolgten. Vor diesem Hintergrund könnten die drei Großmächte China, USA und Russland entweder gemeinsam agieren, um die menschliche Gesellschaft in eine neue Ära der Zusammenarbeit zu führen, oder sie könnten Ihr eigenes Süppchen kochen und so eine Hauptrolle im Zusammenbruch des globalen Systems mit den unvermeidlichen, feindlichen Konflikten einnehmen.
Eine Frage der Ausrichtung
Die Welt ist besorgt über China, da China zu einer Macht wird, die mehr und mehr ins Weltgeschehen eingreifen kann. Die Zukunft ist jedoch ungewiss und es stellt sich die Frage, inwieweit China eine bedeutende Rolle bei der Schaffung einer positiven Zukunft für die Menschheit spielen kann. Als wiederauflebende Kraft steht China selbst vor der schwierigen Aufgabe, zu Hause eine ausgewogene Entwicklung zu erreichen. Da muss man sich fragen: Schafft es das Land gleichzeitig auch eine Führungsposition in Sachen neue globale Lösungen für die Menschheit zu übernehmen?
Die Zukunft existiert für den Moment nur in unserer Vorstellungskraft und ihr Erscheinungsbild hängt nicht nur von der Interaktion zwischen China und der Welt ab, sondern auch davon, welchen Weg China in seinen eigenen Reformen einschlägt und welche Art von Entwicklungsmodell und Wertesystem China aufbauen kann, von welchem die Welt im Anschluss profitieren könnte.
In seiner Rede am Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar 2017 bekräftigte Staatspräsident Xi die uneingeschränkte Unterstützung Chinas für die wirtschaftliche Globalisierung und wies darauf hin, dass „jeder Versuch, den Fluss von Kapital, Technologien, Produkten, Industrien und Menschen zwischen den Volkswirtschaften abzuschneiden und das Wasser des Ozeans in isolierte Seen und Flüsse zurückzuleiten, schlichtweg unmöglich sei“. Xi forderte die Stärkung der Global Governance, die Einhaltung von Fairness und Inklusivität sowie den Aufbau eines ausgewogenen Entwicklungsmodells.
Der 19. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas im Oktober ist zweifellos eines der folgenreichsten Ereignisse des Jahres 2017. Der Kongress veröffentlichte eine Entwicklungsstrategie, die China bis 2050 verfolgen will und die sich auf die Kernwerte der Aufrechterhaltung und Förderung von Fairness und Gerechtigkeit konzentriert sowie die außenpolitischen Ziele definiert, die für den Aufbau eines neuen Modells internationaler Beziehungen und einer Schicksalgemejnschaft der Menschheit notwendig sind.
In der Praxis ist China diesem Ziel bereits einen Schritt näher gekommen. Das Beijinger Seidenstraßen-Forum und der 9. BRICS-Gipfel, der in der südostchinesischen Küstenstadt Xiamen stattfand, demonstrieren Chinas Zusammenarbeit mit Partnerländern beim Bau einer neuen Seidenstraße. Die Seidenstraßen-Initiative hat im Jahr 2017 erhebliche Fortschritte gemacht, während die Zahl der Mitgliedsländer der Asiatischen Infrastrukturinvestmentbank auf 80 angestiegen ist. Heute verkehren insgesamt 57 Zug- und Güterverkehrslinien zwischen China und Mittel- und Osteuropa, die 35 Städte in China mit 34 Städten in Europa verbinden. Solche beispiellosen Infrastrukturprojekte haben die Entwicklung des Seeverkehrs und des Landverkehrs sowie das Wachstumspotenzial Asiens, Afrikas und Europas gefördert.
Diese Kooperationsbemühungen haben in der Folge den globalen Einfluss Chinas erweitert und einen Prozess in Gang gesetzt, der den Anschein erweckt, als könnte er die Systeme der Global Governance, die während des Wiederaufbaus der Weltordnung nach dem Zweiten Weltkrieg etabliert wurden, verdrängen. Als einer der Hauptakteure dieser Transformation muss China in Zukunft bereit sein, noch mehr Verantwortung zu übernehmen und die Konsequenzen zu tragen, die dadurch entstehen.
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