Der russische Präsident Wladimir Putin hat gesagt, dass sein Land und China den Handel diversifizieren und neue Kooperationsbereiche erkunden durch das gemeinsam verfolgen einer noch produktiveren Partnerschaft in einem herausfordernden globalen Umfeld. 

"Wir sehen uns gegenseitig als enge Verbündete. Daher ist es selbstverständlich, dass wir uns einander zuhören. Damit meine ich, dass wir die Interessen des anderen beachten," sagte Putin in einem einstündigen Exklusivinterview mit dem Xinhua-Präsidenten Cai Mingzhao in St. Petersburg am 17. Juni. 

Darauf hinweisend, dass die beiden Länder eine strategische Partnerschaft vor zwei Jahrzehnten errichtet und einen Freundschafts- und Handelsvertrag vor 15 Jahren unterschrieben haben, sagte Putin, habe das gegenseitige Vertrauen zwischen den beiden Nachbarn noch nie dagewesene Höhen erreicht und eine solide Grundlage für bilaterale Kooperation gelegt. 

Nun treffen sich die Führungspersönlichkeiten der beiden Länder regelmäßig, und mehr als 20 zwischenstaatliche Mechanismen sind vorhanden, merkte der russische Präsident an, der am Samstag einen Staatsbesuch in China plant. Seine vierte Reise nach China, seitdem der chinesische Staatspräsident Xi Jinping sein Amt im Jahr 2013 antrat. 

In Anbetracht der Häufigkeit der bilateralen Kontakte auf höchster Ebene wird Putin sich mit Xi über das Wochenende für das zweite Mal innerhalb von vier Tagen treffen. Beide befinden sich derzeit in Taschkent für einen Gipfel der Shanghaier Kooperation für Zusammenarbeit (SOZ). Sie sind auch beide bereit im September an dem diesjährigen Gruppe der 20-Gipfel in der chinesischen Stadt Hangzhou teilzunehmen. 

Anerkennend, dass die beiden Seiten nicht immer schnelle Übereinkommen zu komplizierten Sachverhalten erzielen, betonte Putin, dass sie - ganz gleich wie kompliziert sie auch seien - zur Förderung des gemeinsamen Ziels der bilateraler Kooperation dienen können. 

"Deshalb finden wir immer eine Lösung," erzählte er Cai. 

Mit dem Berühren einer dieser komplizierten Angelegenheiten, sei der jüngste Rückgang des bilateralen Handelswertes, sagte Putin, lediglich eine temporärer Kursabfall, der aus dem aktuellen Marktpreis von bestimmten Rohstoffen und unterschiedlichen Wechselkursen vor dem Hintergrund der globalen wirtschaftlichen Schwierigkeiten resultiert. 

"Die wichtigste Aufgabe bei den bilateralen Beziehungen sei es Diversitäten hervorzubringen sowie eine höhere Qualität der Handelsbeziehungen, insbesondere die Steigerung der Zusammenarbeit in High-Tech-Bereichen," sagte er, und merkte an, dass die beiden Seiten konkrete Maßnahmen getroffen hätten, um ihre Handelsstrukturen zu optimieren. 

Während er die fruchtbare Kooperation in Luft- und Raumfahrt und Kernenergie anführt, sagte Putin, dass die russische Seite derzeit auch die Errichtung einer Hochgeschwindigkeitseisenbahnstrecke zwischen Moskau und Kasan verfolgt.

Die 770 km lange Strecke, die sich nun unter dem gemeinsamen Bau von Russland und China befindet, wurde für Hochgeschwindigkeitszüge mit einer Geschwindigkeit von bis zu 400 km/h ausgelegt und es wird erwartet, dass die Reisezeit zwischen Moskau und Kasan sich von derzeit 12 auf dreieinhalb Stunden verkürzen wird. 

Das Projekt "ist wahrscheinlich nur der Anfang einer breiten Kooperation im Bereich Infrastruktur," sagte Putin. 

Inzwischen gewinnt die China-Russland Kooperation an Dynamik und neuer Dimension dank der Xi-initiierten "Gürtel und Straße"-Initiative, die den Seidenstraßen-Wirtschaftsgürtel und die maritime Seidenstraße des 21. Jahrhunderts umfasst, und darauf abzielt, gemeinsame Entwicklung entlang der antiken Handelsrouten, die Asien mit Europa und Afrika verbinden, zu verfolgen. 

Der Gürtel, der durch Zentralasien verläuft, ist eine "zeitlich gut abgestimmte und ansprechende" Vision, die "großes Potential birgt," kommentierte ein fröhicher Putin dies in dem Interview, das am Rande des St. Petersburg International Economic Forum durchgeführt wurde. 

In einem kürzlichen Treffen der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU), drückten alle fünf Mitglieder, Armenien, Weißrussland, Kasachstan, Kirgisistan und Russland, ihre Unterstützung für die Durchführung der Zusammenarbeit mit China im Rahmen des Gürtels aus, erinnerte Putin. 

In der ersten Phase der Kooperation können die beiden Seiten eine freie Handelszone errichten, schlug Putin vor, und betonte, dass der Block offen und inklusiv sein muss, weil sich mehr und mehr Länder in der Region für den Beitritt der Reihen interessieren. 

Der Vorschlag stimmte mit Putins Ankündung beim St. Petersburg Forum überein, dass die Gespräche, mit China die Schaffung “einer umfassenden Handels- und Wirtschaftspartnerschaft in Eurasien” mit der Teilnahme der EAWU und China in diesem Monat beginnen. 

Im Hinblick auf die SOZ, eine andere wichtige Bühne für chinesisch-russische Kooperation, wies Putin darauf hin, dass die Organisation “eine beliebte und attraktive Organisation in der Region geworden sei” , an der viele Länder auf der Welt gewillt sind, teilzunehmen. 

Auf dem Taschkent-Gipfel erwarten die sechs SOZ-Mitglieder - China, Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Tadschikistan und Usbekistan - einen entscheidenden Schritt zur Bewilligung der Mitgliederschaft von Indien und Pakistan zu tätigen, und auch über die Teilnahme von anderen Ländern in dem Mechanismus zu diskutieren. 

“Die Ausweitung der SOZ-Funktionen und die Erhöhung ihrer Mitgliederzahl, insbesondere die Aufnahme von jenen wichtigen Ländern, die oben erwähnt wurden, haben sie zu einer maßgeblichen und beliebten internationalen Organisation in der Region und auf der Welt gemacht”, sagte Putin. 

Vor dem Hintergrund der langsamen Erholung der Weltwirtschaft, regionaler Instabilität, ungezügelter terroristischer Handlungen und ökologischer Verschlechterung, sagte Putin, dass “Koordination zwischen Russland und China auf der globalen Bühne an sich selbst ein stabilisierender Faktor bei internationalen Angelegenheiten sei.” 

Hinsichtlich des bevorstehenden Besuchs in China, sagte Putin, “ich erwarte ein freundliches Treffen mit Staatspräsident Xi über ein breites Themenspektrum, mit gegenseitigem Vertrauen, wie wir es immer gehabt haben. ”