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Von der Eisernen zur Keramik-Reisschüssel

  ·   2018-08-30  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Reform und Öffnung;Siemens
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Eine Karriere im China der 80er Jahre: Im Mai 1984 verließ der damals 34-jährige Wang Weijun die Beijinger Fernsehfabrik Dongfeng, bei der er acht Jahre lang gearbeitet hatte, und fand in der Siemens-Repräsentanz in Beijing eine neue Anstellung. In den Augen der Gesellschaft tauschte Wang damals eine „Eiserne“ gegen eine „Keramik-Reisschüssel“ – ein Risiko, das viele Angestellte und Arbeiter damals nicht eingehen wollten. 

Doch das vermeintliche Risiko, seine unkündbare Stelle („Eiserne Reisschüssel“) aufzugeben, sollte sich schon bald als die richtige Entscheidung erweisen. Wang hätte nach eigenen Angaben selbst niemals erwartet, dass er gut 30 Jahre bei der kündbaren Stelle, der „Keramik-Reisschüssel“, bleiben würde. Erst 2014 verließ er Siemens und ging in Rente. 

Anfang der 80er Jahre hatte die Reform- und Öffnungspolitik gerade erst begonnen. Ausländische Unternehmen und private Einzelunternehmen entwickelten sich allmählich. Ambitionierte junge Leute wie Wang Weijun waren die Arbeitsmarkt-Pioniere dieser Zeit: sie nahmen all ihren Mut zusammen, um den ersten Schritt aus der staatlich garantierten „Komfortzone“ zu machen. 

Zu dieser Zeit produzierte die Fernsehfabrik Dongfeng hauptsächlich die sogenannten Kunlun-Fernsehgeräte. Damals schlug die Forschungs- und Entwicklungsabteilung vor, Großbild-Farbfernseher zu entwickeln, aber Wang Weijun glaubte, dass tragbare Kleinbild-Farbfernseher die bessere Wahl seien. Mit einem solchen hätten auch die Leute in vielen abgelegenen Bergregionen fernsehen können, sofern sie Empfang gehabt hätten, lautete Wangs schlüssiges Argument. Aber sein Vorschlag wurde nie auch nur zur Genehmigung freigegeben. Nach und nach spielte er deshalb immer häufiger mit dem Gedanken, das Unternehmen zu verlassen und neue Dinge auszuprobieren. 

 

Wang Weijun (Zweiter von links) mit seinen Kollegen bei der Siemens-Repräsentanz in Beijing.  

„Zu dieser Zeit waren die Staatsunternehmen einfach noch zu langsam und die Arbeitsbeziehungen dort waren mir auch zu kompliziert. Ich war jung und wollte einfach nur eine sinnvolle Arbeit machen. In einem chinesischen Sprichwort heißt es, dass das neugeborene Kalb keine Angst vor dem Tiger hat“, sagt Wang. Einige Freunde und Familienmitglieder wollten ihn zunächst von seiner Entscheidung abbringen: „Was machst du, wenn sich die Politik eines Tages ändert oder wenn du aufhören willst, zu arbeiten?“ Doch Wang ließ sich auch durch solche Fragen nicht von seinem Plan abbringen. „Es ist immer schwierig, die Zukunft vorherzusagen. Aber bei einem ausländischen Unternehmen konnte ich zumindest das tun, was ich wirklich tun wollte. Das Einkommen war auch nicht schlecht und so konnte ich von Anfang an etwas Geld sparen“, sagte Wang. 

 

In den 80er Jahren feierten Wang Chongshan (rechts) und Wang Weijun (links), die bei der Siemens-Repräsentanz in Beijing arbeiteten, das 25-jährige Arbeitsjubiläum eines deutschen Kollegen. 

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