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Gastbeitrag im „Handelsblatt": Shi Mingde lobt chinesisch-deutsche Beziehungen

  ·   2016-09-03  ·  Quelle:Radio China International
Stichwörter: G20;Hangzhou;Deutschland
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Im Vorfeld des G20-Gipfels in Hangzhou hat der chinesische Botschafter in Deutschland, Shi Mingde, einen Gastkommentar in der deutschen Zeitung „Handelsblatt" veröffentlicht. In seinem Artikel mit dem Titel „Neuer Schwung" lobte Botschafter Shi die chinesisch-deutsche Zusammenarbeit als stabil und vielversprechend.

 

Neuer Schwung

—Mingde Shi lobt die gute chinesisch-deutsche Zusammenarbeit

beim G20-Treffen

Das Gipfeltreffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20), das Anfang September erstmals in der chinesischen Stadt Hangzhou stattfinden wird, stößt weltweit auf große Beachtung und erweckt hohe Erwartungen. Die internationale Finanzkrise zieht sich schon bald acht Jahre hin, doch die Erholung der Weltwirtschaft verläuft langsamer als erwartet. Bevor noch die alten Probleme gelöst sind, tauchen neue Herausforderungen auf.

Die geopolitischen Risiken steigen, der weltweite Handel geht ständig zurück, und im Namen des Protektionismus und des Isolationismus machen sich die Gegner der Globalisierung bemerkbar. Der Brexit bedeutet für Europa und die Welt einen gewaltigen Schock und belastet die ohnehin labile Weltwirtschaft noch zusätzlich.

Angesichts dieser Herausforderungen sucht jedes Land nach geeigneten Auswegen, doch die politische Abstimmung zwischen den maßgeblichen Wirtschaften bleibt unzureichend, die Nebenwirkungen der Finanz- und Währungspolitik machen sich negativ bemerkbar, und neue Wachstumsfaktoren greifen noch nicht, so dass die Weltwirtschaft spürbar an Schwung verloren hat. Wie man das globale Wachstum wieder in Gang setzen kann, ist die größte Schwierigkeit, mit der sich die einzelnen Länder konfrontiert sehen. Sie wird auch auf dem bevorstehenden, von China ausgerichteten G20-Gipfel das bestimmende Thema sein.

Als der erste Regelungsmechanismus für die internationale Wirtschaft, an dem entwickelte Länder und in der Entwicklung befindliche Länder gleichberechtigt mitwirken, stehen die Mitgliedsländer der G20 für zwei Drittel der Weltbevölkerung, 60% der weltweiten Fläche, 80% des Welthandels und 85% des erwirtschafteten Bruttoinlandprodukts (BIP). Mit Blick auf die unterschiedlichen Interessen der einzelnen Regionen und Völker sowie der Entwicklungsländer und entwickelten Länder folgt dieses Gremium dem Grundsatz der einmütigen Konsultationen und erfüllt damit in der Förderung der Entwicklung der globalen Wirtschaft, Zusammenarbeit und Kooperation eine Tag für Tag bedeutsamer werdende Aufgabe.

Breiter Dialog

Seit China Ende vorigen Jahres turnusmäßig den Vorsitz über die G20 übernommen hat, hat es bereits große Anstrengungen unternommen, um das Gipfeltreffen zu einem vollen Erfolg zu machen und greifbare Ergebnisse zu erzielen. Die chinesische Seite hat bisher vier Sherpa-Treffen, drei Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs sowie Vizechefs und Dutzende von Zusammenkünften aller möglicher Arbeitsgruppen durchgeführt. Der breite Dialog mit unterschiedlichen Vertretern aus Industrie und Handel, der Jugend- und Frauenverbände sowie der Arbeitswelt wurde gesucht und jede Anstrengung unternommen, die Bereitschaft zum Konsens zwischen den wichtigen Wirtschaften zu fördern und durch die Bündelung aller Kräfte der Weltwirtschaft neuen Schwung zu verleihen.

China hat gewaltige Anstrengungen zur Gestaltung dieses Gipfeltreffens unternommen. Für die Konferenz wurden die vier Themenkreise Methoden innovativen Wachstums, Optimierung der globalen Wirtschafts- und Finanzordnung, Förderung des internationalen Handels und internationaler Investitionen sowie Anstöße zu einer großzügigen, vernetzten Entwicklung festgelegt. Es ist dies das erste Mal, dass auf einem G20-Gipfel Fragen der Entwicklung im Rahmen der weltweiten makroökonomischen Politik einen solch prominenten Platz einnehmen.

Dabei wird erkennbar, dass China in seinen Konzepten zur Beantwortung der Krise und zur Bewältigung der Schwierigkeiten mit Deutschland weitgehend auf einer Wellenlänge liegt. Was die Vorschläge zur Verbesserung der globalen Wirtschafts- und Finanzordnung angeht, vertreten sie weitgehend gemeinsame Standpunkte. Beide Länder setzen sich für die Stärkung des Wirtschaftswachstums mittels allgemeiner politischer Maßnahmen wie struktureller Reformen, Innovationen und Investitionen ein. Beide Seiten betonen die Rolle der Realwirtschaft und vertreten die Ansicht, dass eine dauerhafte Erholung der Weltwirtschaft nicht allein auf finanzpolitische Stimuli und geldpolitische Lockerungen bauen darf. Was das innovative Wachstum angeht, betrachten beide Länder Schritte wie die Revolution der neuen Industrien und die digitalisierte Wirtschaft als Schlüssel, um aus technischer, systemischer und ökonomischer Sicht Innovationen anzustoßen und eine Blaupause für das innovative Wachstum der Weltwirtschaft zu entwerfen.

Betrachten wir China, so wurde dort die Innovation in der staatlichen Entwicklungsstrategie bereits an zentrale Stelle gerückt. Bis zum Jahre 2020 werden die Investitionen für Aufwendungen im Bereich Forschung und Entwicklung 2,5% des Bruttoinlandsprodukts ausmachen, und der Beitrag von Wissenschaft und Technik am wirtschaftlichen Wachstum wird 60% erreichen. Im Jahre 2015 gehörten über 300 chinesische Firmen zu den 2500 weltweit am stärksten in Forschung und Entwicklung investierenden Unternehmen. Chinesische Firmen befreien sich allmählich von ihrer Geschichte als Erstausrüster (OEM) und entwickeln zunehmend ihre eigenen Marken. Besonders der IT-Bereich hat sich durch wissenschaftlich-technische und handelsmäßige Innovationen zu einem Schlüsselfaktor und Leuchtturm des wirtschaftlichen Wachstums im China der letzten Jahre entwickelt.

So beläuft sich zum Beispiel das Volumen der in diesem Jahr über China Mobile abgewickelten Zahlungen auf 180 Mill. US-Dollar und soll bis 2018 jährlich um 20% steigen; Zahlungsabwickler wie AliPay haben bereits in Deutschland Fuß gefasst. Bevor noch von Amazon die Zustellung von Waren durch unbemannte Luftfahrzeuge diskutiert wurde, hat die chinesische Firma SF Express Versuche in dieser Richtung angestellt. WeChat bildet augenblicklich Chinas verbreitetste Plattform für den spontanen Austausch von Nachrichten und hat bereits vor Facebook, WhatsApp und SnapChat zahlreiche weltweit beliebte neue Funktionen entwickelt.

Musterfall für Zusammenarbeit

Richten wir den Blick auf Deutschland, so zeigt sich dieses Land als die weltweit viertgrößte Wirtschaftsmacht, die in der Fertigungsindustrie eine starke Stellung und in der „Industrie 4.0" eine führende Rolle einnimmt. Die Verdienste um die Wahrung der Stabilität der Wirtschaft im Euro-Raum sind unübersehbar. Wie sich die chinesische und deutsche Wirtschaft im Bereich der klassischen Wirtschafts- und Handelsbeziehungen und der Investitionen zum gegenseitigen Nutzen ergänzen, wurde längst zu einem Musterfall der weltweiten wirtschaftlichen Zusammenarbeit, und im Bereich der Innovation haben China und Deutschland das Tor der Kooperation schon weit aufgestoßen.

Während des Deutschlandbesuches von Ministerpräsident Li Keqiang im Jahr 2014 haben die beiden Seiten ihren „Aktionsrahmen für die deutsch-chinesische Zusammenarbeit: Innovation gemeinsam gestalten" veröffentlicht und sich dafür eingesetzt, auf dem Weg über Reformen und Innovationen das Wachstum zu stärken und die Wettbewerbsfähigkeit der beiden Länder zu erhöhen. Im vorigen Jahr hat das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung eine China-Strategie verabschiedet, die darauf abzielt, eine vielfältige Zusammenarbeit in den Bereichen Wissenschaft und Forschung sowie Innovation voranzutreiben.

Neuer Geschäftsmuster

Als noch vielversprechender und aussichtsreicher gilt zweifellos die strategische Verknüpfung von „Made in China 2025" mit der deutschen „Industrie 4.0", nach der beide Seiten gemeinsam eine neue industrielle Revolution anstoßen und neue Geschäftsmuster herausbilden werden. Damit lassen sich noch effizientere, ökonomischere, umweltbewusstere und individuellere Produktionsmethoden verwirklichen, um ein noch höheres und nachhaltigeres Wirtschaftswachstum zu erzielen.

Wenn Bundeskanzlerin Merkel auf dem G20-Gipfel in Hangzhou auftritt, wird das seit ihrem Amtsantritt die insgesamt 10. Chinareise sein. Das macht sie zur europäischen Spitzenpolitikerin mit den meisten China-Besuchen und bringt hinlänglich zum Ausdruck, wie eng und von wechselseitigem Vertrauen geprägt die Beziehungen zwischen China und Deutschland sind. Die chinesische Seite räumt diesem Besuch von Bundeskanzlerin Merkel großes Gewicht ein und sieht ihm erwartungsvoll entgegen.

Als die beiden Länder, die sich 2016 und 2017 im Vorsitz ablösen, werden China und Deutschland im Rahmen der G20 verantwortungsvoll ihre Kräfte vereinen, ihre Standpunkte abstimmen und den erfolgreichen Ablauf der G20-Mechanismen sicherstellen, um einen Beitrag für die Nach¬haltigkeit der Agenda und die Wiederbelebung der Weltwirtschaft zu leisten.

Im Zuge der Globalisierung der Wirtschaft haben sich der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Ländern bis heute ständig weiter vertieft und zu einer Gemengelage geführt, in welcher der eine mit dem anderen unlösbar verbunden ist. Unter solchen Umständen lassen sich die Widrigkeiten der Zeit nur überwinden, wenn alle sich im selben Boot sehen, einander helfen und aus allgemeiner Einsicht heraus konzertiert handeln. China ist auf die Welt angewiesen, und auch die Welt kann nicht ohne China auskommen. Alles weist darauf hin, dass dieser Gipfel den Menschen Zuversicht vermitteln und dem Wachstum der Weltwirtschaft neuen Schwung verleihen wird.

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