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Sicherheit, Sinn und Teilhabe: Chinas Altenpflege im Wandel

Wang Ruying  ·   2025-09-17  ·  Quelle:cdd-online.com.cn
Stichwörter: Altenpflege;Alterung;Seniorenwirtschaft
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Der Anteil der Bevölkerung über 60 Jahre in China wächst stetig. Damit rückt die Frage, wie man der älteren Generation einen schönen Lebensabend ermöglichen kann, zunehmend ins öffentliche Interesse. Pflegeheim oder doch lieber zuhause bleiben? Diese Frage stellen sich immer mehr ältere Menschen und ihre Angehörigen. 

Ein innovatives Seniorenpflegezentrum zeigt nun, wie sich beides miteinander verbinden lässt. Mit moderner Technik, umfassender medizinischer Betreuung und diversifizierten Freizeitangeboten geht das Yanda Golden Age Health Nursing Center in der nordchinesischen Provinz Hebei in Sachen Altersversorgung mit gutem Beispiel voran. Neben stationären Pflegeplätzen bietet die Einrichtung auch alternative Pflegelösungen, zum Beispiel Pflege zuhause. Das Prinzip: Ältere Anwohner können die zahlreichen wohnungsnahen Altendienstleistungen bequem von zuhause aus nutzen. Zwei Modelle, ein Ziel: nämlich würdevolles Altern. 

 

Neues lernen im Alter: Im Yanda Golden Age Health Nursing Center in Sanhe in der Provinz Hebei probt ein Seniorenensemble im Musikraum. 

Hightech und Herzlichkeit 

Das Yanda Golden Age Health Nursing Center befindet sich in der Stadt Sanhe, direkt vor den Toren Beijings. Die Kleinstadt ist nur durch einen Fluss von der Hauptstadt getrennt. Die gute Lage zieht viele ältere Menschen aus der Millionenmetropole an, um hier ihren Lebensabend zu verbringen. Schon am frühen Morgen herrscht in der Einrichtung reges Treiben. Zwischen Spazierwegen, Blumenbeeten und Sitzbänken treffen wir auf den 78-jährigen Beijinger Herrn Liu. Mit einem Lächeln erzählt er uns: „Ich habe mich bewusst für Yanda entschieden – wegen der medizinischen Versorgung. Wenn etwas ist, bin ich hier immer in besten Händen.“ 

Doch was macht die medizinische Versorgung in Yanda so besonders? Und warum ist sie für Bewohner wie Herrn Liu ein entscheidender Grund, herzuziehen? Die Antwort liegt im Konzept des Altenzentrums. „Unsere größte Stärke ist sicherlich, dass wir mit unseren Angeboten weg kommen vom passiven Reagieren auf Krankheiten hin zu einer aktiven Gesundheitsvorsorge. Früher haben viele Pflegeheime in China vor allem kranke Senioren betreut. Heute lautet der Ansatz: die Gesundheit der älteren Menschen präventiv stärken“, erklärt Li Haiyan, stellvertretende Geschäftsführerin des Pflegeheims. 

Seit 2018 verfolgt das Zentrum ein neues Modell, das medizinische Versorgung, Pflege und Gesundheitsvorsorge eng miteinander verknüpft. Mit 15.000 Pflegebetten und einem breiten Servicespektrum bietet die Einrichtung weit mehr als nur stationäre Pflege. Die Bewohnerinnen und Bewohner erhalten regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen und gezielte Gesundheitsberatung, um Krankheiten bewusst vorzubeugen bzw. gegebenenfalls früh zu behandeln. Im Bedarfsfall steht zudem eine ärztliche Betreuung durch das direkt angeschlossene Yanda-Krankenhaus zur Verfügung. 

Für eine bessere Betreuung setzt das Zentrum auch auf intelligente Technik. Jeder Pflegeplatz ist mit einem modernen Rufsystem ausgestattet. Bei Notfällen kann man so per Knopfdruck sofort Kontakt zur Pflegestation auf der Etage aufnehmen, was eine schnelle Hilfe garantiert. Darüber hinaus verfügen die Seniorinnen und Senioren über eine persönliche „Smartcard“, eine intelligente Mehrzweckkarte, die weit mehr kann als nur bargeldloses Bezahlen. Sie dient auch als Notrufsender und Ortungsgerät. Wenn Senioren im Außenbereich Hilfe benötigen, genügt ein Knopfdruck. Dann wird das Personal in der Nähe sofort alarmiert und leistet erste Hilfe. 

 

Komfortabel und sicher: Jeder Pflegeplatz ist mit einem modernen Rufsystem ausgestattet. (Foto: Wang Ruying) 

Derzeit erarbeitet Yanda zudem ein intelligentes System, das die Gesundheitsdaten der älteren Menschen laufend erfasst und speichert. Diese Daten sind nicht nur auf der jeweiligen Pflegestation und in der angeschlossenen Klinik verfügbar, sondern auch mit dem nahegelegenen Krankenhaus vernetzt. Wird ein Bewohner dort eingeliefert, haben die Ärztinnen und Ärzte unmittelbar Zugriff auf die medizinische Vorgeschichte des Patienten und können so schneller und zielgerichteter reagieren. 

„Doch Gesundheit bedeutet natürlich mehr als nur körperliches Wohlbefinden“, betont Li. „Deshalb legen wir bei uns auch großen Wert auf das seelische Wohlergehen unserer Bewohnerinnen und Bewohner.“ Neben professioneller psychologischer Betreuung organisiert das Zentrum regelmäßige Kulturaktivitäten. Besonders bemerkenswert sei: Wer sich körperlich und geistig dazu in der Lage fühle, könne sich aktiv einbringen, etwa als Lehrkraft an der Seniorenuniversität des Zentrums oder als freiwilliger Helfer im Pflegeheim. „Wir hoffen, dass unsere Bewohnerinnen und Bewohner nicht nur umsorgt werden, sondern auch das Gefühl haben, gebraucht zu werden“, so die Vize-Geschäftsführerin. 

Pflege in den eigenen vier Wänden 

Nach Angaben des Nationalen Statistikamtes zählt China mittlerweile 310 Millionen Menschen über 60 Jahre. Mehr als 90 Prozent der älteren Menschen werden zuhause gepflegt. Die Frage, wie man ihnen in den eigenen vier Wänden eine bessere Betreuung und Versorgung bieten kann, wird zur zentralen Herausforderung einer alternden Gesellschaft. 

 

Auch das Yanda-Altenpflegezentrum reagiert auf diesen Wandel – mit vielfältigen wohnungsnahen Angeboten. In eigens konzipierten Wohnanlagen wird der private Wohnraum seniorengerecht umgestaltet: Möbel mit abgerundeten Ecken, Haltegriffe im Bad, Duschhocker, rutschfeste Böden. Alles ist darauf ausgerichtet, Unfälle zu vermeiden und den Alltag zu erleichtern. 

 

Ein sicheres Gefühl zuhause: Ein altersgerechtes Badezimmer mit Sicherheitsausstattung (Foto: Wang Ruying) 

In den Wohnanlagen gibt es auch zahlreiche Freizeiteinrichtungen: eine Seniorenuniversität, ein Schwimmbad, ein Fitnessstudio, eine Bibliothek und vier Gewächshäuser. Das soll für ausreichend Abwechslung im Alltag sorgen. In einem hellen Unterrichtsraum treffen wir eine betagte Anwohnerin, die gerade von ihrer wöchentlichen Klavierstunde kommt. „Ich habe erst mit 80 Jahren mit dem Musizieren angefangen. Jetzt kann ich schon einige anspruchsvolle Stücke“, sagt die 82-Jährige und lacht. „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich im Alter noch einmal Noten lernen würde. Ich freue mich jede Woche auf den Unterricht. Die Klavierstunden bringen Freude und Regelmäßigkeit in meinen Alltag.“ 

 

Auch im Alter noch in die Tasten schlagen: Bildungs- und Kulturangebote sind ein zentraler Bestandteil des Alltags der Bewohnerinnen und Bewohner. (Foto: Wang Ruying) 

Die Bedeutung solcher Angebote reicht weit über das einzelne Projekt hinaus. In China gewinnt die sogenannte „Silberwirtschaft“ – also wirtschaftliche Aktivitäten rund um die Bedürfnisse älterer Menschen – zunehmend an Fahrt. Häusliche Pflege ist dabei ein zentrales Element. 

Neben Unternehmen wie Yanda übernehmen auch die Wohnviertel Verantwortung. Ein Beispiel dafür ist der Shanghaier Bezirk Yangpu. Er bietet älteren Menschen umfassende Alltagshilfe – von der Reparatur von Haushaltsgeräten über Essenslieferungen bis hin zu täglichen Pflegeangeboten. Besonders gefragt ist der sogenannte „Begleitdienst“ bei Arztbesuchen: Viele Senioren fühlen sich angesichts der digitalisierten Abläufe in den Krankenhäusern überfordert. Ein persönlicher Begleiter hilft nicht nur bei der Orientierung und Anmeldung, sondern gibt den Älteren auch Sicherheit und emotionale Unterstützung. Ob durch privatwirtschaftliche Initiativen oder öffentliche Programme – das Ziel ist klar: ein Leben in Würde und Selbstbestimmung bis ins hohe Alter, auch im eigenen Zuhause. 

 

Vital im Alter: Das Yanda Golden Age Health Nursing Center hat auch einen eigenen Fitnessraum. 

Fachkräfte gefragt 

Die Entwicklung der Seniorenwirtschaft in China hängt nicht nur von Konzepten und Technologien ab, sie steht und fällt letztlich mit den Menschen, die die Vision im Alltag umsetzen. Besonders in der Pflege zeigt sich ein wachsender Bedarf an Fachkräften. Denn der demografische Wandel bringt auch in China einen zunehmenden Mangel an qualifizierten Pflegekräften mit sich.  

Wie lässt sich diese Lücke schließen? Das Yanda-Altenzentrum geht bei der Ausbildung und Förderung junger Pflegekräfte mit gutem Beispiel voran. In Kooperation mit mehreren medizinischen Fachhochschulen vor Ort hat das Zentrum ein praxisorientiertes Ausbildungsmodell auf die Beine gestellt. Studierende mit Krankenpflege als Hauptfach können hier ihre Praktika absolvieren. Läuft alles gut, winkt am Ende sogar eine Festanstellung. „Für die Studierenden bedeutet unser Angebot einen Einblick in den Pflegealltag, frühe berufliche Orientierung und eine gute Chance auf eine spätere Anstellung. Für unsere Einrichtung wiederum ist das Modell eine wichtige Säule, um langfristig ausreichend gut geschultes Personal zur Verfügung zu haben“, erklärt Li Haiyan. 

Im Gespräch mit der Vize-Geschäftsführerin wird deutlich, dass die Seniorenwirtschaft weit über reine Pflegeleistungen hinausgeht. „Mit dem wachsenden Anteil älterer Menschen entstehen auch viele weitere wirtschaftliche Möglichkeiten“, verrät die Geschäftsfrau. „Es gilt, die vielfältigen Konsumbedürfnisse der älteren Generation rechtzeitig zu erkennen, um die Seniorenwirtschaft gut zu entwickeln“, sagt sie.  

Li Haiyan sieht insbesondere in folgenden Bereichen große Potenziale: „Erstens braucht es mehr Gesundheitsdienste, also medizinisches Fachpersonal, das regelmäßig in die Wohnviertel kommt, Gesundheitsakten für die Älteren anlegt und dauerhaft bei der Behandlung chronischer Erkrankungen hilft. Zweitens sollten Unternehmen noch schneller intelligente Altersprodukte wie tragbare Notrufsysteme oder digitale Trackingsysteme produzieren. Sie erhöhen die Sicherheit und ermöglichen älteren Menschen ein selbstständiges Leben.“ 

Auch im Bereich Freizeit und Bildung sieht Li großen Bedarf: „Seniorenuniversitäten, Freizeitgruppen oder auch Reisen können den Alltag vieler älterer Menschen bereichern.“ Darüber hinaus gehe der Trend klar in Richtung spezialisierter Dienstleistungen. Egal, ob Gedächtnistraining, Palliativbetreuung oder psychologische Begleitung – die Nachfrage nach individualisierten Angeboten steige, sagt sie. Und schließlich sei auch das Thema altersgerechtes Wohnen ein wachsender Markt. „Wir haben mit Unternehmen zusammengearbeitet, um Wohnräume barrierefrei umzubauen. Das verbessert die Lebensqualität spürbar“, sagt sie. 

Die Silberwirtschaft sei längst kein Nischenthema mehr, so Li. „Sie ist ein zentraler Motor für gesellschaftliche Innovation und wirtschaftliches Wachstum. Was ältere Menschen heute brauchen, ist ein Leben mit Sicherheit, Sinn und Teilhabe“, so ihr Fazit. 

LINKS:

Adresse: BEIJING RUNDSCHAU Baiwanzhuanglu 24, 100037 Beijing, Volksrepublik China


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