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In fünf Tagen in jeden Winkel der Welt – Chinas Expressdienstleister im Aufwind |
Von Yang Shuangshuang · 2024-05-15 · Quelle:german.chinatoday.com.cn |
Stichwörter: Expressdienstleister;China | ![]() |
„Logistik ist der letzte große unerforschte Kontinent der Wirtschaft.“ Dies sagte einst der amerikanische Management-Guru Peter Drucker gegenüber dem Fortune Magazine. Das war im Jahr 1962. Heute gelten Produktion, Vertrieb, Distribution und Verbrauch als die entscheidenden Eckpfeiler unserer Wirtschaftsabläufe. In den 1960er Jahren waren sich viele Menschen der zentralen Bedeutung der Warendistribution, in deren Mittelpunkt die Logistik steht, noch kaum bewusst.
Nach Jahrzehnten der Entwicklung ist es den Industrieländern gelungen, durch Industriereformen die Führung in der modernen Logistikbranche zu übernehmen. Aber auch in China trat die Logistikbranche dank Reform und Öffnung in eine neue Entwicklungsphase ein. Dies belegen Daten der chinesischen Postverwaltung, wonach die heimischen Expresskurierdienste 2023 landesweit rund 132 Milliarden Pakete abwickelten, 19,4 Prozent mehr als noch im Vorjahr.
Enormes Volumen
Neuesten Statistiken zufolge wurden allein während des achttägigen Frühlingsfestes 2024 mehr als 640 Millionen Pakete quer durchs Land geschickt. Das durchschnittliche tägliche Zustellvolumen stieg in dieser Zeit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 82,1 Prozent.
Yang Daqing, Vizedirektor der Forschungsabteilung der China Federation of Logistics and Purchasing, sagt: „2023 beförderten Chinas Expresskurier-Unternehmen rund 132 Milliarden Pakete, eine Steigerung um das 14-Fache verglichen mit vor einem Jahrzehnt. 2013 lag diese Ziffer noch bei etwas über neun Milliarden. China ist damit schon zehn Jahre in Folge weltweit führend in diesem Sektor.“ Nicht umsonst gelte der Expressversand längst als unverzichtbarer Teil des chinesischen Alltags, so der Experte.
De facto macht die genannte Menge von gut 132 Milliarden Paketen mehr als 60 Prozent des weltweiten Gesamtexpressversands aus. Schätzungsweise ist jedes Paket im Durchschnitt 30 Zentimeter lang. Würde man diese mehr als 130 Milliarden Pakete also aneinanderreihen, könnte man damit den Erdäquator fast 1000 Mal umrunden.
Hinter diesem riesigen Volumen steckt ein riesiger Binnenmarkt, der solche Zahlen erst ermöglicht. „Zum einen verfügt China über die weltweit größte Nachfrage bei Expresslieferungen für den privaten Bedarf, zum anderen ist China auch der weltweit größte Markt für Expresslieferungen von Produktionsmitteln und damit nicht zu unterschätzen“, sagt Yang.
Nicht zuletzt sind die Erfolge auch auf die große Zahl moderner Logistikunternehmen im Land zurückzuführen. Viele davon fassen nun auch zunehmend auf dem globalen Markt Fuß. Das chinesische Expressunternehmen SF etwa ist schon heute zum weltweit viertgrößten Logistikdienstleister der Branche aufgerückt, während Cainiao bei grenzüberschreitenden Expresszustellungen die Nase vorn hat.
In puncto zugkräftige Expresszustellung lässt sich der Beitrag des elektronischen Handels nicht übersehen. Bereits beim „Double Eleven“ Shoppingfest am 11. November 2012 (Chinas Antwort auf den amerikanischen „Black Friday“) wurden an einem einzigen Tag landesweit mehr als 78 Millionen Pakete von E-Commerce-Plattformen ausgeliefert. Eine Vielzahl der Lieferungen blieb damals jedoch aufgrund unzureichender Transportkapazitäten erst einmal liegen, zum Ärger der Verbraucher. Seitdem hat China nach und nach eine Reihe von unterstützenden Maßnahmen eingeführt, um die Lieferkapazitäten auszuweiten. Als Folge kann die Logistikbranche inzwischen Schritt halten mit der gestiegenen Nachfrage.
Führende Expressunternehmen wie SF und STO wurden 1993 gegründet. Seit China seinen Logistikmarkt 2005 vollständig für die Außenwelt geöffnet hat, erfahren sie eine rasante Entwicklung. Die neuen rechtlichen Rahmenbedingungen für private Expressdienste aus dem Jahr 2009 und die enormen Verkaufszahlen rund um das Doppelelf-Fest verliehen der Branche weiter Aufwind.
„China ist zu einer wahren Großmacht in Sachen Expresszustellung gereift“, resümierte Gao Hongfeng, Präsident der China Express Association, im vergangenen Jahr am 22. November auf Chinas fünfter International Express Conference in Hangzhou.
Mini-Mitarbeiter mit großer Effizienz: In diesem chinesischen Express-Lieferzentrum pendeln kleine gelbe Roboter pausenlos und unermüdlich hin und her, um die eingehenden Pakete gezielt zu verteilen.
Intelligenter und umweltfreundlicher
Digitalisierung und smarter Umbruch machen auch vor der Logistikbranche nicht halt. Die Folge: Qualität und Effizienz steigen stetig, was Chinas Expressdienstleistern neue Entwicklungschancen beschert. Der Global Express Development Report 2023 legt nahe, dass Digitalisierung und KI der Expressbranche deutlich mehr Präzision und Effizienz bringen. Sie helfen den Expressdienstleistern auch, neue Entwicklungsmöglichkeiten in der vor- und nachgelagerten Industriekette auszuloten.
„Die Umstellung auf digitale und intelligente Lösungen ist ein wichtiger Entwicklungstrend für Expressdienstleister. Sie schicken sich an, zu intelligenten Dienstleistungsunternehmen für Logistik und Lieferketten aufzusteigen“, prognostiziert Yang. „In diesem Prozess konzentrieren sich die derzeitige Transformation und die Investitionen hauptsächlich auf Plattformkapazitäten, Netzwerkkanäle sowie Lager- und Distributionskapazitäten“, so Yang. Zustellungsoptionen am selben oder Folgetag seien mittlerweile Standard im Bereich der Expresszustellung in China.
Momentan arbeiteten etliche Expressunternehmen wie SF, Cainiao und JD Logistics daran, sich in Richtung Plattformwirtschaft weiterzuentwickeln. Konkret gesprochen setzten sie darauf, mithilfe von Technologien wie Big Data, Cloud Computing und KI eine intelligente Logistik auf die Beine zu stellen. Das Ziel: Angebot und Nachfrage auf intelligente Weise noch besser aufeinander abstimmen.
Laut Yang seien Netzwerkkanäle die Lebensader der Expressdienstleister. Der Aufbau von Servicenetzwerk-Ressourcen, die physische und digitale Netzwerke miteinander verbänden, bleibe nach wie vor der Investitionsschwerpunkt chinesischer Expressdienstleister, so der Branchenkenner. „Im Weiteren sind Lager- und Verteilungskapazitäten der Schlüssel zur Verbesserung der Dienstleistungen und auch ein wichtiger Bereich für Technologie-Investitionen“, sagt er.
Darüber hinaus zählten Ressourcenschonung und Umweltschutz zu zentralen Aufgaben der Branche. Gemäß dem am 15. Dezember 2023 veröffentlichten Aktionsplan zur Förderung der umweltfreundlichen Umgestaltung von Expressverpackungen soll bis Ende 2025 das Standardsystem für umweltfreundliche Verpackungen im Expressversand vollständig umgesetzt werden. Vorgesehen ist, bis dahin alle Anforderungen für das Verwendungsverbot von giftigen und schädlichen Verpackungen vollständig zu implementieren. Außerdem sei geplant, das Management in der Branche zu standardisieren und im Großen und Ganzen eine umweltfreundliche Transformation in Sachen Verpackung zu realisieren, so Yang.
Damit Verpackungen wiederverwertbar werden, haben viele Unternehmen bereits grüne Initiativen auf den Weg gebracht. Erwähnenswert ist hier etwa China Post. Schon heute hat der Betrieb in vielen seiner Filialen Recyclingvorrichtungen für Verpackungsabfälle eingerichtet. Auch ZTO will sich keine Blöße geben. Durch gezielte Zusammenarbeit mit einem Drittanbieter gelang es der Firma, umweltfreundliche Verpackungsbeutel herzustellen. JD Logistics punktet derweil durch die Verwendung recycelbarer isolierter Umschlagboxen. Sie sollen langfristig die bisherigen Einweg-Schaumboxen landesweit ersetzen.
„Auch wenn Expresszustellungen in China heute einfacher, intelligenter und umweltfreundlicher geworden sind, erwirtschaften führende chinesische Anbieter noch immer geringere Renditen als vergleichbare Firmen in den Industrieländern“, räumt Yang ein. „Das hängt vor allem mit der großen Marktfragmentierung in China zusammen, aber auch mit dem hohen Wettbewerbsdruck. Noch schwieriger wird es auf dem internationalen Parkett, wo es noch deutlich Verbesserungspotenzial gibt. Insgesamt lässt sich sagen, dass wir die Wettbewerbsfähigkeit heimsicher Anbieter umfassend steigern müssen.“
Ein Expressbote in Shanghai: Um die Waren so schnell wie möglich auszuliefern, müssen sich Chinas Expressfahrer auf ihren Rollern geschickt durch den Verkehr schlängeln.
Internationaler Logistikkanal im Kommen
China hat sein Ziel erreicht, alle Verwaltungsdörfer mit direkten Postdiensten zu versorgen. Es wurde ein modernes Logistiksystem aus „Kanal + Hub + Netzwerk“ aufgebaut, gepaart mit mehr als 230.000 Zustellungspunkten und einem durchschnittlichen täglichen Dienstleistungsvolumen, das mehr als 700 Millionen Kunden abdeckt. Laut dem Logistikleistungsindex der Weltbank 2023 übertrifft die chinesische Infrastruktur bereits die von Industrieländern wie den USA und Frankreich.
Angetrieben von einer immer moderneren Infrastruktur hat sich Chinas Expresslogistiknetz von den Städten auf die Dörfer ausgedehnt, ja sogar seine Fühler ins Ausland ausgestreckt.
Während des Doppelelf-Einkaufsfests am 11. November 2023 verfolgten Millionen von Menschen die weltweit erste Live-Übertragung für grenzüberschreitende Logistik im Logistikpark der Firma Cainiao. Das Großevent fand in der Stadt Dongguan in Guangdong statt und nahm das gesamte Automatisierungsverfahren für den grenzüberschreitenden Versand von Paketen genau unter die Lupe. Dazu zählten die Verpackung im Lager, Sortierung und Versand, Transport und die Verladung in internationale Frachtcharterflüge. Durch das ausgeklügelte System hat Cainiao Global Express den schnellsten globalen Expressdienst auf die Beine gestellt. Innerhalb von nur fünf Tagen schafft es jede Sendung in jeden Winkel der Welt.
„Im Zuge der gemeinsamen Umsetzung der Seidenstraßeninitiative und angesichts der tiefgreifenden Integration der heimischen Industrie in die globalen Industrie- und Lieferketten kann man damit rechnen, dass Chinas Expressdienstbranche beim Volumen noch deutlich Luft nach oben hat“, zeigt sich Yang zuversichtlich, was die Zukunft des chinesischen Expressdienstmarktes angeht.
Um seine regionalen Vorteile und politischen Stärken zur Geltung zu bringen, lotet auch Xinjiang derzeit mit Nachdruck neue Geschäftsformate wie den grenzüberschreitenden E-Commerce aus und setzt auf den Aufbau eines grenzüberschreitenden E-Commerce-Industrieparks. 2023 wurde in der Xinjiangs Grenzstadt Alashankou ein 28.000 Quadratmeter großes Zentrum für die Sortierung und Zollabfertigung im grenzüberschreitenden E-Commerce in Betrieb genommen. Und mehr noch: Auch eine umfassende Serviceplattform sowie eine Informationsplattform für internationale Logistikzentren sind bereits an den Start gegangen, gepaart mit dem Zolldaten-Unterzentrum Urumqi und dem Xinjiang E-Port. So ist es möglich, gezielt sechs wichtige Systeme aufzubauen, nämlich für Informationsaustausch, Finanzdienstleistungen, intelligente Logistik, E-Commerce-Kredite, statistische Überwachung sowie Risikoprävention und -kontrolle.
Insbesondere die Stadt Alashankou gilt in der Branche als Wegbereiter. Im Rahmen des Programms „Internet + Außenhandel“, das darauf abzielt, die Rolle der kürzesten Eisenbahnverbindung zwischen Zentralasien und Europa noch stärker zur Geltung zu bringen, werden Exportgüter von Alashankou aus in zwölf bis 18 Tagen nach Europa transportiert. Der Pilotversuch dient dazu, international bekannte E-Commerce-Plattformen wie Alibaba, Amazon und eBay nach Alashankou zu locken. Davon profitieren letztlich mehr als 500.000 E-Commerce-Unternehmen.
Nach Angaben des Handelsministeriums erreichten Chinas grenzüberschreitende E-Commerce-Importe und -Exporte 2023 ein Volumen von 2,38 Billionen Yuan, ein Plus von 15,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Exporte beliefen sich auf insgesamt 1,83 Billionen Yuan, ein Anstieg von 19,6 Prozent im Jahresvergleich. Letztlich beflügelt die kräftige Entwicklung des chinesischen Außenhandels auch den Ausbau der internationalen Logistikkanäle des Landes. Für die Zukunft ist also noch vieles zu erwarten.
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