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Zehn Jahre Neue Seidenstraße – Der Weg in eine multipolare, friedliche Welt

Von Uwe Behrens  ·   2023-09-12  ·  Quelle:german.chinatoday.com.cn
Stichwörter: Seidenstraßeninitiative
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Im September 2013 stellte Chinas Staatspräsident Xi Jinping in Kasachstan die Idee zum Aufbau des Wirtschaftsgürtels entlang der Seidenstraße vor, wenige Wochen später, im Oktober 2013, in Indonesien seine Vision einer maritimen Seidenstraße des 21. Jahrhunderts. Die Welt horchte auf. Einerseits nahmen damals viele westliche Medien die Initiative nicht ernst – China übernehme sich und werde scheitern, so der Tenor. Andererseits sahen Experten bereits einen zunehmenden Einfluss Chinas in Zentralasien, Südostasien und Afrika. Der Slogan „Neue Seidenstraße“ wurde von ihnen verstanden als eine Wiederbelebung alter chinesischer Handelsdominanz. Historiker traten auf den Plan und erklärten, was in den vergangenen Jahrhunderten wichtig für Europa und Asien war. Was aber der wirkliche Kern der Initiative zur Schaffung einer neuen Seidenstraße war und ist, erkannten nur wenige Fachleute. 

   

Gut beladen: Ein China-Europa-Güterzug mit Rohstoffen für Süßholzkräuter aus Turkmenistan fährt am 31. August 2022 im internationalen Güterbahnhof Xi'an ein. (Foto: Li Yibo / Xinhua)  

1961 errang Tanganjika, das heutige Tansania, seine Unabhängigkeit von der britischen Kolonialherrschaft. Seit 1964, vereint mit Sansibar, schlug die junge afrikanische Republik einen sozialistischen Weg ein und wurde von den früheren Kolonialmächten sanktioniert. Die reichen Kupfervorkommen konnten nicht mehr über die Eisenbahnverbindung über den südafrikanischen Hafen Durban exportiert werden. Tansania bat die wirtschaftlich starken Länder, die Weltbank, den Internationalen Währungsfonds um Hilfe für den Bau einer unabhängigen Bahnverbindung nach Dar es Salam. Nur die junge Volksrepublik China war bereit, zu helfen, und stellte nicht nur die finanziellen Mittel, sondern auch das Material und die nötigen Maschinen zur Verfügung. Das gesamte chinesische Volk stand für die Hilfe der afrikanischen Brüder ein, die sich gerade aus der kolonialen Herrschaft befreit hatten. Diese Freundschaft half China wenige Jahre später beim Kampf um internationale Anerkennung, zum Beispiel bei der Wiederherstellung von Chinas rechtmäßigem Sitz in den Vereinten Nationen. 

Mit der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas nach Einführung der offenen Wirtschaftspolitik der Volksrepublik entwickelte sich die freundschaftliche, gleichberechtigte Zusammenarbeit mit den Ländern Afrikas, aber auch mit Zentralasien kontinuierlich. Schon bis Anfang des 21. Jahrhunderts investierte China in viele Projekte in Afrika. Nach 1990 intensivierte China die Zusammenarbeit mit den zentralasiatischen Ländern, um mit diesen neuen unabhängigen Staaten freundschaftliche Beziehungen aufzubauen, sie in ihrer Entwicklung zu unterstützen und den bilateralen Handel auszubauen. Dabei wurden die großen Kapazitäten der chinesischen Bau- und Stahlindustrie sowie die aufgebauten Handelsüberschüsse und die Währungsreserven für Kredite genutzt. Die „Go-Out-Politik“ wurde ins Leben gerufen und von der chinesischen Regierung stark gefördert. 

Ich konnte direkt an dieser Entwicklung teilhaben. Als der neue Eisenbahngrenzübergang Alashankou / Druschba zwischen China und Kasachstan eröffnet wurde, organisierte ich gemeinsam mit den chinesischen Beamten Xinjiangs über das neue Terminal die Abwicklung der ersten Container von China nach Europa.        

Die USA, die EU und auch Japan glaubten nach 1990, dass der neoliberale Kapitalismus mit seinen multinationalen Konzernen und freien Marktkräften die Entwicklung der Infrastruktur entsprechend der Erfordernisse der Konzerne und damit auch der Völker vorantreiben könne. Staatliche Steuerung wurde abgelehnt und die chinesische, staatlich gelenkte Wirtschaftspolitik daher verurteilt. 

   

Das Containerterminal 3 im griechischen Hafen von Piräus (Foto mit freundlicher Genehmigung von COSCO Shipping Ports Piraeus Terminal Co., Ltd.)  

China dagegen verlies sich nicht auf die freien Marktkräfte, sondern stellte der staatlichen Wirtschaftspolitik entsprechend Kredite für den Ausbau der zentralasiatischen Infrastruktur und den Aufbau neuer Fabriken an den Transportverbindungen zur Verfügung und förderte damit die Industrialisierung, den lokalen Wohlstand sowie den internationalen Handel. Diese Entwicklung blieb den USA, die geostrategische Interessen in Afghanistan und Zentralasien verfolgten, nicht verborgen. 

1999 verabschiedete das US-amerikanische Repräsentantenhaus den sogenannten „Silk Road Strategy Act“, der amerikanische Interessen in Zentralasien und dem Kaukasus sichern sollte. 2011 verkündete die damalige US-Außenministerin Hillary Clinton in einer Rede im indischen Chennai die US-amerikanische New Silk Road Strategy. Diese sah vor, von Afghanistan ausgehend den Einfluss der USA in der Region auszuweiten, begründet mit der Absicht, Stabilität und Demokratie in diesen Ländern zu ermöglichen. 

Zwei Jahre später, 2013, stellte China seine Initiative zum Aufbau der Neuen Seidenstraße vor, später auch Belt and Road Initiative (BRI) genannt, die aber keinerlei militärische Aspekte beinhaltet, sondern auf langfristige Investitionen in Infrastruktur und die Energiewirtschaft zur Industrialisierung der Teilnehmerländer setzt. Das Ziel: die Erhöhung des örtlichen Wohlstandes, und das alles ohne politische oder wirtschaftliche Bedingungen. Im Gegenteil: die Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten der Partnerländer wurde garantiert. Der globale Wohlstand soll durch Konnektivität und die Vernetzung der weltweiten Märkte erhöht und die Armut überwunden werden. Chinas Initiative schließt dabei alle Aspekte des gesellschaftlichen Lebens weltweit ein – die neuen Technologien der Digitalwirtschaft, des Energiewandels hin zu erneuerbaren Energien, des Gesundheitswesens und nicht zuletzt den kulturellen Austausch. 

Auf dem eurasischen Kontinent werden sechs Wirtschaftskorridore in Angriff genommen: China – Mongolei – Russland, Neue eurasische Kontinentalbrücke, China – Zentralasien – Westasien (bis in den Iran und die Türkei), China – Pakistan, Bangladesch – China –Indien – Myanmar und China – Südostasien (bis Singapur). In diesen Wirtschaftskorridoren wird in Eisenbahnlinien, Straßen, Energieversorgungslinien und Pipelines mit Krediten chinesischer Banken investiert. In den Investitionszonen werden Industriebetriebe, Sonderwirtschaftszonen und Handelsplattformen angesiedelt. Gemeinsam mit den beteiligten Menschen der Partnerländer wird auch der kulturelle Austausch gefördert. 

   

Ein Güterzug auf der Monet-Eisenbahnstrecke im kenianischen Mombasa: Am 31. Mai 2017 wurde die von einem chinesischen Unternehmen gebaute Strecke dem Verkehr übergeben, wodurch sich die Reisezeit zwischen Nairobi und Mombasa auf fünf Stunden halbierte. (Foto: Dong Jianghui / Xinhua)  

Gleichzeitig stellen sowohl die neuen Transportverbindungen durch Zentralasien von China nach Europa als auch die nach Südostasien mit der Anbindung von Häfen in Malaysia, Myanmar oder Pakistan Alternativen zum Seetransport durch die Straße von Malakka dar. 

In Afrika wurden in den vergangenen Jahrhunderten durch die Kolonialmächte nur Transportverbindungen zu den Überseehäfen zur Ausplünderung der Bodenschätze gebaut, so dass sich kein innerafrikanischer Handel entwickeln konnte, ja sich nicht entwickeln sollte. Die Kredite aus China für innerafrikanische Infrastruktur ermöglichen nun die Konnektivität zwischen den afrikanischen Ländern, fördern den innerafrikanischen Handel, die gegenseitige wirtschaftliche Zusammenarbeit und damit zunehmende politische Unabhängigkeit. Die Länder können sich aus der noch bestehenden Vorherrschaft der ehemaligen Kolonialmächte befreien. In den Jahren zwischen 2013 und 2023 konnten 10.000 Kilometer Schienen der Normalspur, 100.000 Kilometer Straßen, 100 neue oder modernisierte Häfen und eine Vielzahl von Schulen und Krankenhäusern in Betrieb genommen werden. Die Länder der Afrikanischen Union konnten ein innerafrikanisches Freihandelsabkommen vereinbaren, womit sie sich gegenseitig in ihrem Aufbau unterstützen. Für 98 Prozent der Exporte vieler afrikanischer Länder wurden die Importzölle nach China aufgehoben. 

In Südostasien wurde die Eisenbahnverbindung von China nach Laos eröffnet. An der Strecke entwickelt sich die lokale Industrie. In Malaysia wird mit Hochdruck an einer transmalaysischen Bahn mit Anschluss an Singapur gebaut. Der Bau der pakistanischen Eisenbahn, als ein Kernprojekt des China Pakistan Economic Corridor, ist in vollem Gange und der Hafen Gwadar einschliesslich der dortigen Sonderwirtschaftszone steht vor der Fertigstellung. In Myanmar wird derweil der Hafen Kyaukpyu mit einer Anbindung an die Bahnstrecke nach China errichtet. 

Mit dem globalen, multilateralen Handel können die afrikanischen und asiatischen Länder aber auch China den Handel sowie die Lieferung und den Import von Rohstoffen diversifizieren. Für alle Seiten, China und die Teilnehmerländer der Neuen Seidenstraße, ergeben sich Gewinne – eine echte Win-Win-Situation. 

Schon vor der offiziellen Inauguration der Seidenstraßeninitiative gründeten im Jahr 2001 Kasachstan, Kirgisistan, Russland, Tadschikistan und Usbekistan gemeinsam mit China in Anbetracht der sich ausweitenden islamistischen Gruppierungen die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOC) für eine gemeinsame Sicherheitspolitik. Mit der sich etablierenden Neuen Seidenstraße übernahm diese Organisation mehr und mehr ökonomische Aufgaben. Auch die unter politischen Spannungen stehenden Länder Indien und Pakistan traten dieser Organisation bei, um gemeinsam mit anderen Seidenstraßenländern zu kooperieren. Andere asiatische Länder wie der Iran stellten ebenfalls Anträge auf eine Aufnahme. 

Global haben sich die aufsteigenden Länder Brasilien, Indien, China,  Russland und später auch Südafrikain der Organisation der BRICS zusammengefunden, um sich gegenseitig in vielen Bereichen zu unterstützen und zusammenzuarbeiten. Sowohl die SOC als auch die BRICS sind wichtige Organisationen, die die Neue Seidenstraße unterstützen und zum Erfolg der Initiative beitragen. 

  

Blick auf den CDC-Hauptsitz in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba: Die erste Phase des Hauptsitzes des Africa Center for Disease Control and Prevention (CDC), eines von China unterstützten Projekts, wurde am 11. Januar 2023 abgeschlossen. (Foto: Dong Jianghui / Xinhua)  

Gemeinsam mit anderen BRICS-Ländern gründete China die Neue Entwicklungsbank (NDB) und mit vielen weiteren Ländern, einschließlich Deutschland, die Asien Infrastruktur Investment Bank (AIIB). Diese Banken vergeben Kredite gemäß den Prinzipien der Initiative, das heißt ohne politische oder wirtschaftliche Bedingungen und ohne sich in die inneren Angelegenheiten der Nehmerländer einzumischen. 

Bis August 2023 sind 152 Länder Partner der Seidenstraßeninitiative und für die weltweit meisten Länder und Regionen ist China der wichtigste Handelspartner. 

Das ist nach meiner Beobachtung der wirkliche Kern der Neuen Seidenstraße: den Ländern des globalen Südes zu helfen, sich zu entwickeln, die Armut zu überwinden und Wohlstand zu erwirtschaften, bei gleichzeitigem multilateralem Handel. 

Nach mehreren Jahren erfolgreicher Entwicklung der BRI realisierten viele Länder in Europa und die USA, dass die Initiative ein Erfolg Chinas ist, dass die Länder des Globalen Südens enger mit China und untereinander zusammengehen und sich mehr und mehr von den bisher dominierenden Staaten abwenden. Die Europäische Union initiierte daher ein Gegenprogramm, die Global Gateway Initiative und die USA die Build-Back-Better-World Initiative. Während des G7-Gipfels im Juni 2022 bündelte der amerikanische Präsident Biden beide Aktivitäten zur „Globalen Partnerschaft für Infrastruktur und Investment (PGII)“. Es sollen 600 Milliarden US-Dollar, vor allem von den USA und der europäischen Privatwirtschaft, bereitgestellt werden, die in klimaneutrale Infrastruktur und die Digitalwirtschaft fließen sollen, und das gemäß westlichen Werten. Der Globale Süden erkannte, dass Ziel dieser Initiative nicht für diese Länder ist, sondern nur gegen China.  

Um gegenwärtige globale Probleme wie den Klimawandel, die Energiewende, den weltweiten Hunger, Pandemien, militärische Konflikte und Flüchtlingsbewegungen zu lösen, bedarf es gemeinsamer Anstrengungen und keiner Initiativen gegen sondern solche füreinander. Auch Europa kann dem Klimawandel oder den Flüchtlingsströmen aus Afrika nur begegnen, wenn sich der afrikanische Kontinent wirtschaftlich und gesellschaftlich emanzipiert, wenn mittels Infrastruktur, Industrie und einer produktiven Landwirtschaft die Armut überwunden wird. Chinas Seidenstraßeninitiative hat den Weg aufgezeigt, wie die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bewältigt werden können. Sie dient der Menschheit als ein Wegweiser in eine friedliche Zukunft. 

*Dr. Uwe Behrens ist langjähriger Chinakenner und war 27 Jahre unter anderem in China und Indien als Logistikmanager tätig. 

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