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Ländlicher Aufschwung: Im Chongqinger Umland werden aus Standortschwächen grüne Vorteile |
Von Dou Yi · 2023-07-18 · Quelle:german.chinatoday.com.cn |
Stichwörter: Chongqing;Modernisierung | Druck |
Das Wuling-Gebirge liegt im Südosten der Stadt Chongqing. Bekannt ist es nicht nur für seine traumhafte Landschaft, sondern auch für seinen kulturellen Reichtum, da hier viele Menschen ethnischer Minderheiten leben. Lange hinkte das Gebiet mit seiner großflächigen Hügellandschaft aufgrund seiner verkehrstechnisch ungünstigen Lage jedoch entwicklungsmäßig hinterher. Heute gelingt es der Gegend, ihren Industrien im Einklang mit dem Umweltschutz frischen Wind einzuhauchen. Die Region hat aus der Not eine Tugend gemacht und entwickelt mithilfe ihrer Naturvorteile erfolgreich Öko-Industrien, die zum ländlichen Aufschwung beitragen.
Nachhaltige Entwicklung hat Priorität
Der Kreis Xiushan im Südosten des Verwaltungsgebietes der Millionenmetropole Chongqing liegt auf einem Plateau. Das flache Terrain ist eine Seltenheit hier in der Gegend, und damit ein echter Standortvorteil. Im Xinglong'ao-Agrarpark im Süden des Kreises, eine nationale Demonstrationszone für die integrierte Entwicklung der Agrarindustrie, zeigt sich, was der Kreis in den letzten Jahren erreicht hat. Hier nutzte man die guten Gebirgsböden und ökologischen Vorteile wie das fruchtbare Klima, um insgesamt fünf Wirtschaftszweige gezielt zu entwickeln. Heute werden hier Tee, Öltee und Zitrusfrüchte angebaut sowie auch Lonicera hypoglauca, eine TCM-Heilpflanze. Daneben betreiben die Einheimischen auch noch Viehzucht. Allein die Teeplantagen umfassen inzwischen eine Anbaufläche von rund 13.000 Hektar. Die Landwirte erwirtschaften damit einen Jahresertrag von bis zu 1,5 Milliarden Yuan.
Ein bedeutender Teeanbauer im Agrarpark ist das Unternehmen Xiushan Jiawo Agricultural Development. Auf 200 Hektar, alles übertragenes Land, hat die Firma Teeplantagen angelegt. Sie setzt auf ein Produktionsmodell mit einheitlicher Verwaltung und einheitlicher Technologie. Alles soll aus einem Guss sein. Das Ziel: standardisierte Bio-Teeplantagen völlig frei von Schadstoffen.
Klebestreifen gegen Ungeziefer: Auf dieser Teeplantage setzt man auf schonende Methoden gegen Insektenbefall.
Laut Yang Tongguang, Generalmanager der Firma, ist man hier bestrebt, den Schaden für den Boden so gering wie möglich zu halten. Ökologische Nachhaltigkeit werde großgeschrieben, auf die Anwendung von Pestiziden verzichtet. Um Schädlingsbefall und Krankheiten zu verhindern, setzt das Teegut auf natürliche Methoden zur Insektenbekämpfung. So halten hier etwa spezielle Klebestreifen und andere Insektenfallen Ungeziefer fern.
Für Manager Yang steht fest: Grüne Entwicklung ist der beste Weg zum Wohlstand. Auch die Kirschbäume, die entlang der Wege und Straßen auf der Plantage sprießen, sind keineswegs nur Zierde. Sie stellen sich als tragende Säule der Erhaltung des Grüns und Mittel der Effizienzsteigerung heraus. Zum einen spenden die Bäume den Teesträuchern nämlich Schatten, so dass die Qualität und der Ertrag des Tees gewährleistet werden. Zum anderen stehen die gestaffelt angepflanzten Kirschbäume im Frühjahr in voller Blüte. Mit dem zarten Grün des Frühlingstees bilden sie dann eine wunderbare Szenerie, die viele Touristen anlockt. Zu dieser Zeit organisiert das Unternehmen gemeinsam mit dem Park eigens ein Kirschblütenfest. Es soll noch mehr Besucher anlocken, damit sich Wirtschaft und Ökologie Hand in Hand entwickeln können.
Kreislauforientierte Landwirtschaft
Etwas höher gelegen findet sich das Dorf Dahan. Genauer gesagt liegt es durchschnittlich 1000 Meter über dem Meeresspiegel. Aufgrund der abgelegenen Lage und der fehlenden Erwerbsmöglichkeiten im Ort wanderten junge Leute lange in die Städte ab, was dazu führte, dass das Ackerland brachlag.
Umweltschutz und Landwirtschaft gehen Hand in Hand: Die ländliche Gegend vor den Toren Chongqings setzt auf umweltschonende Anbaumethoden.
Im Rahmen des ländlichen Aufschwungs schloss das Dorf 2021 mit Dongying, der Heimat von Chinas zweitgrößtem Ölfeld – dem Shengli-Ölfeld in der Provinz Shandong – eine solidarische Partnerschaft, um das Wirtschaftswachstum zu fördern. Mit finanzieller und technischer Unterstützung der Partnerstadt begann Dahan mit der Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft. Im Zentrum: die Reis-Krebs-Ökolandwirtschaft, bei der Krebse in den Reisfeldern gezüchtet werden, was den Landwirten eine zusätzliche Einnahmequelle verschafft.
Reis und Krebse: Die neue Kreislauflandwirtschaft bringt den Dorfbewohnern ein besseres Einkommen. Im Bild: die Reis-Krebs-Zuchtbasis Dongying Youyang
Möglich macht das Ganze ein Betriebsmodell zur Entwicklung von ländlichen kollektiven Wirtschaftsorganisationen und Unternehmen mit Beteiligung der Landwirte. In diesem Zusammenhang werden Landübertragungen gefördert, die darauf abzielen, brachliegende Flächen oder kollektive Landwirtschaftsmodelle zu nutzen, während Joint Ventures und Neugründungen neue Arbeitsplätze für die Einheimischen schaffen.
Der 70-jährige Yang Changxue, ein Einheimischer, erzählt uns, dass er und seine Frau ihr Land an das Dorfkollektiv verpachtet hätten. Neben der Pacht erhalten sie eine jährliche Dividende von 30.000 Yuan (3264 Euro), die ihren Anteil am Gewinn des Kollektivs darstellt – ein gutes Beispiel, wie gemeinsamer Wohlstand erreicht werden kann. „Früher halfen meine Kinder bei den Ausgaben, heute verdiene ich das Geld direkt vor meiner Haustür“, sagt Yang stolz.
„Wir verfügen hier über eine unberührte Natur und gutes Wasser. Außerdem ist der Boden reich an Selen“, erklärt uns Peng Shibing, Leiter der Reis-Krebs-Zuchtbasis Lütang im Dorf. Selen ist ein für die Reis-Krebs-Zucht geeignetes chemisches Element. Um die Qualität der Krebse und des schwarzen Bio-Reises zu gewährleisten, verzichtet die Basis strikt auf den Einsatz von chemischen Düngemitteln und Pestiziden. „Unsere Krustentiere wachsen in frischem Bergquellwasser auf. Das Fleisch ist entsprechend fest und süß. Außerdem dienen sie dazu, Schädlinge zu beseitigen und gleichzeitig natürliche Dünger zu liefern“, sagt der Unternehmer.
2021 begann Peng mit der Reis-Krebs-Zucht. Ein Jahr später war die erste Krebspopulation bereit für den Verkauf, was den Dorfbewohnern ein beträchtliches Einkommen verschaffte und Pengs Vertrauen in die Kreislauflandwirtschaft stärkte.
Aus der Einöde wird eine Wohlstandsquelle
Ein weiteres Aushängeschild der Region ist heute das Dieshi Flower Valley. Bereits seit drei Jahren ist der malerische Landflecken für den Publikumsverkehr geöffnet und zieht zahlreiche Besucher an. Das Gebiet ist Teil der nahe gelegenen Dörfer Zhaying und Shanshuwan. In der Vergangenheit war es jedoch alles andere als landschaftlich reizvoll. Damals betrug die Vegetationsbedeckung weniger als 30 Prozent, mehr als 70 Prozent des Landes bestanden aus freiliegenden Felsen. Entsprechend gab es nur wenig Ackerland. Hinzu kam ein akuter Wassermangel, weshalb das Gebiet völlig brachlag.
Früher Einöde, heute grüne Oase: Das malerische Landschaftsgebiet Dieshi Flower Valley ist heute ein beliebtes Ausflugsziel.
Ran Ying, der für die Pflege der Vegetation in der Landschaftszone zuständig ist, erklärt uns, dass die Einheimischen früher in dem felsigen, verfallenen Gebiet nur eine magere Menge Mais, Süßkartoffeln und Kartoffeln anbauen konnten. Die schlechten Bedingungen machten es den Menschen unmöglich, wirtschaftlich auf einen grünen Zweig zu kommen, sagt Zhou Yongle, Verantwortlicher für das Dieshi Flower Valley. Durch die Verbesserung der Umwelt und die Wiederherstellung von Ökosystemen wurden wichtige Grundlagen für die lokale wirtschaftliche Entwicklung geschaffen.
Die Wende kam 2015, als die örtlichen Behörden knapp 80 Millionen Yuan (rund 10 Millionen Euro) investierten mit dem Ziel, den Boden zu verbessern, Setzlinge zu pflanzen und für eine systematische Bewässerung zu sorgen. Mit Hilfe der Southwest University in Chongqing und anderer professioneller Teams wurde „Pink Muhly Grass“ gepflanzt, ein besonders trockenheitsresistentes Gras, das eigentlich in der nordamerikanischen Prärie beheimatet ist. Heute hat sich das Terrain zu einer malerischen Landschaft gemausert, die vor allem zwischen September und Oktober viele Besucher anlockt. Heute sind mehr als 66 Hektar des Gebiets von Wiesen bedeckt.
Sattes Grün soweit das Auge reicht: Die örtlichen Behörden investierten knapp 80 Millionen Yuan in das „Blumental“ und schufen so einen neuen grünen Wirtschaftsfaktor in der Region.
Mehr als 100 Arten von Blumen und Obstbäumen wie Rhododendron, Pfirsich und Pflaume sprießen und blühen im neu geschaffenen Landschaftsgebiet. Die Vegetationsbedeckung ist auf über 60 Prozent angewachsen.
Rans Arbeit in der Landschaftszone, die Pflege der Wiesen und Bäume, bringt ihm ein monatliches Einkommen von über 3000 Yuan, umgerechnet etwa 380 Euro. „Es ist eine körperlich leichtere Arbeit als die Landwirtschaft und man verdient besser“, sagt er sichtlich erfreut.
Die Bemühungen haben sich also ausgezahlt: Sowohl die hiesige Umwelt hat sich verbessert als auch das Leben der Dorfbewohner. Das heutige Dieshi Flower Valley bildet damit einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zum ländlichen Aufschwung und zur grünen Entwicklung.
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