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Junge NVK-Abgeordnete der Generation Z: Vom Erdbebengebiet in die Große Halle des Volkes

Von Yang Shuangshuang  ·   2022-04-21  ·  Quelle:China Heute
Stichwörter: NVK;Jugend;Gesellschaft
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„Das ist bereits das fünfte Jahr in Folge, dass ich hier nach Beijing komme, um an der Jahrestagung des Nationalen Volkskongresses teilzunehmen. Ich bin trotzdem noch genauso elektrisiert wie beim ersten Mal“, sagt die 25-jährige Xu Ping. Die junge Chinesin stammt aus einem kleinen Dorf in Sichuan, das bei dem verheerenden Erdbeben von Wenchuan 2008 schwer beschädigt wurde. 

  

Mit Leidenschaft bei der Sache: Xu Ping, Abgeordnete des 13. NVK und Mitglied des Sichuaner Jugendverbandes  

Leid macht stark  

Am Mittag des 12. Mai 2008 wartete Xu am Schultor auf das Läuten der Glocke, um nach der Mittagspause auf das Schulgelände zurückzukehren. Dann begann plötzlich der Boden unter ihren Füßen zu vibrieren. Dank ihrer Mitschüler, die sie geistesgegenwärtig wegzerrten und mit ihr vom Gelände rannten, entkam Xu der Katastrophe. Andere Klassenkameraden, die nur wenige Schritte hinter ihr standen, hatten weniger Glück. Sie wurden unter dem einstürzenden Schultor zerquetscht. 

Auf einen Schlag entriss das verheerende Beben dem zwölfjährigen Mädchen damals ihre Eltern, ihre Lehrer und viele ihrer Schulkameraden. Gleichzeitig aber traten in dieser Zeit auch viele neue Menschen und Gesichter in ihr Leben. Sie waren Helfer und Freiwillige, die mit unermüdlichem Engagement den Wiederaufbau in ihrer Heimat stemmten. Ein Ehepaar aus Taizhou in der ostchinesischen Küstenprovinz Zhejiang nahm das Mädchen finanziell unter seine Fittiche und kam für die Studiengebühren auf. Auch nach ihrem Schulabschluss blieben sie mit Xu in Kontakt.  

„Ich bemerkte damals, dass die meisten Leute, die sich im Katastrophengebiet an vorderster Front bei der Rettung von Menschenleben und dem Wiederaufbau engagierten, Mitglieder der KP Chinas waren. Obwohl ich damals erst zwölf Jahre alt war, stand für mich seither fest, dass ich selbst Parteimitglied werden wollte, wenn ich erwachsen war“, erinnert sich die heute 25-Järige zurück. Während ihres Studiums wurde dieser Wunsch schließlich Wirklichkeit. 

„Das alles erfüllt mich mit großer Dankbarkeit. Ich hoffe von Herzen, dass ich nun ein Stück von dem zurückgeben kann, was ich damals erhalten habe“, sagt Xu heute. Mit diesem Wunsch vor Augen begann sie schon als Studentin, sich immer wieder ehrenamtlich zu engagieren.   

Während ihres Studiums an der Sichuan University of Media and Communications machte Xu 2016 ein Praktikum beim Unternehmen Chengdu Jingdianhui Cultural Communication Technological. Nach dem Studium trat sie dort eine feste Stelle an. Mittlerweile hat sie in der Firma Karriere gemacht, leitet trotz ihres zarten Alters bereits das Generalbüro des Kunstausschusses des Medienunternehmens. Nebenbei engagiert sie sich weiterhin im Jugendverband ihrer Heimatprovinz Sichuan. 

Wie Xu haben auch viele ihrer Freunde aus den erdbebengeschädigten Gebieten um Wenchuan nach der Katastrophe ihren Weg im Leben gefunden und Karriere gemacht. Einige sind in Sichuans Provinzhauptstadt Chengdu im Außenhandel tätig, andere sind in ihre Heimatstädte zurückgekehrt und arbeiten als Lehrer. 

  

Xu Ping mit Schülerinnen und Schülern der Caotang-Grundschule in Chengdu im März 2019  

Ehre und Verantwortung  

„Niemals hätte ich gedacht, dass ich zur NVK-Abgeordneten gewählt werden würde. Und erst als ich in einer Arbeitsgruppe mit allen gewählten NVK-Abgeordneten saß, bekam ich einen wirklichen Eindruck davon, wie es dort zugeht“, sagt Xu. Für sie sei die Arbeit als Abgeordnete nicht nur eine Ehre, sondern auch eine große Verantwortung. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Xu die jüngste Abgeordnete in der Sichuaner NVK-Delegation sei, wie sie sagt. 

Xu erinnert sich noch gut an die Nervosität und Begeisterung, die sie verspürte, als sie als Neuankömmling im Jahr 2018 erstmals die Große Halle des Volkes für die NVK-Tagung betrat. Um ihre Pflicht gewissenhaft zu erfüllen, nahm sie sich erfahrene Delegierte als Vorbild, lernte von deren großen Erfahrungsschatz. Allmählich verstand sie, wie sie ihre Aufgaben gut wahrnehmen konnte. Oft machte sie sich auf den Weg in die Provinz, besuchte Gemeinden und Schulen persönlich vor Ort, um sich ein Bild zu machen. 

Als weibliche Abgeordnete und junge Frau, die in ihrer Jugend selbst viel Unterstützung durch den Gesamtchinesischen Frauenverband erfahren hat, bleibe das Thema des Schutzes der Rechte und Interessen von Frauen für sie stets eine Herzensangelegenheit, betont sie. Auf der gerade beendeten NVK-Tagung hat sie zwei Anträge eingereicht. Einer befasste sich mit der Popularisierung einer freiwilligen und kostenlosen Impfung des bivalenten HPV-Impfstoffs für Frauen im entsprechenden Alter. Der andere sprach sich für eine stärkere Aufklärung von Wanderarbeiterinnen aus ländlichen Gebieten über die Gefahren von Menschenhandel und Betrug aus. 

Im vergangenen Jahr hatte Xu als Volksvertreterin alle Hände zu tun, Ideen und Vorschläge der Öffentlichkeit zu diesen Themen einzuholen. Sie recherchierte einerseits selbst Daten und nahm andererseits auch an Gemeindeaktivitäten teil. Parallel dazu hielt sie sich auch stets online über aktuelle Nachrichten auf dem Laufenden. Nachdem sie einige erste Ideen gesammelt hatte, holte Xu Meinungen vor Ort in den Regierungsstellen und lokalen Gemeinden ein. „Ich bin schon seit langem in der Verbindungsstelle meines Zuständigkeitsbereichs aktiv. Die Aktivitäten dort dienen dazu, mir ein besseres Bild über die tatsächliche gesellschaftliche Situation an der Basis und die öffentliche Meinung zu machen. Der ehrenvollste Moment für mich als NVK-Abgeordnete ist es, wenn die von mir eingereichten Anträge zu greifbaren Ergebnissen führen und Fortschritte in die von den Menschen gewünschte Richtung erzielt werden“, beschreibt Xu ihre Motivation. 

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie produziert Xu auch kurze Videoclips, die sie auf Online-Plattformen veröffentlicht, in der Hoffnung, ihrer Arbeit durch den Einsatz zeitgemäßer Medienkanäle noch effizienter nachzukommen. Im Mai 2020 eröffnete sie etwa ein Konto auf der Videoplattform Douyin (chinesische Version von Tiktok), um eine breitere Öffentlichkeit mit ihren Themen zu erreichen, Wissen über den Nationalen Volkskongress zu vermitteln und mit den Internetnutzern direkt in Kontakt zu treten. Gleichzeitig tauschte sie sich mit jungen Internetnutzern per Livestreaming aus. Aus ihrer Sicht haben die neuen und flexiblen Kontaktkanäle zur Bevölkerung ihre Arbeitsbelastung deutlich reduziert. 

„Im Allgemeinen gelingt es mir durch die verschiedenen Kanäle, zahlreiche nützliche Informationen zu sammeln, egal bei nun durch Besuche vor Ort oder die Teilnahme am Onlineaustausch. Der Mix aus On- und Offline hat letztlich die Grundlage für meine beiden Anträge in diesem Jahr gelegt“, sagt die 25-Jährige.  

Mit Enthusiasmus und Dankbarkeit gen Zukunft  

„Ich stamme ursprünglich aus einem kleinen Dorf und arbeite seit dem Studienabschluss in Chengdu, einer Millionenstadt also. Ich kenne demnach beide Seiten – das Leben auf dem Land und in der Großstadt. Das gibt mir als NVK-Abgeordnete die Möglichkeit, die öffentliche Meinung gut zu erfassen und für das Volk zu sprechen“, sagt Xu. 

Ihre Vorschläge seien daher immer am Puls der öffentlichen Meinung und eng mit den Menschen verbunden, sagt Xu. Einer ihrer Anträge aus dem Jahr 2019 betraf zum Beispiel die Forderung nach verstärkter Aufklärungsarbeit zum Thema sexuelle Belästigung und die Sensibilisierung für Geschlechterfragen auf dem Campus. Einen Monat nach der Einreichung rief eine Mitarbeiterin des Gesamtchinesischen Frauenverbands bei ihr an und fragte nach Einzelheiten zu ihren Untersuchungen. Später erhielt Xu ein formelles Antwortschreiben. Das verlieh ihr nicht nur ein großes Erfolgsgefühl, sondern spornte sie auch an, noch mehr Engagement in ihren Dienst als Abgeordnete zu stecken.   

2022 ist das letzte Amtsjahr für die Abgeordneten des 13. NVK. Xu sagt: „Die letzten vier Jahre waren für mich eine sehr wertvolle Zeit. Es waren die Jahre, in denen wir gemeinsam viel erreicht haben. Was die Erfüllung meiner Aufgaben anbelangt, so hat sich mein Erfahrungsschatz dank der Unterstützung der erfahrenen Abgeordneten und Mitarbeiter von Jahr zu Jahr erweitert. Und auch persönlich bin ich gewachsen und kann meine Arbeit heute besser planen.”  

Was Xu in den vergangenen vier Jahren am meisten beeindruckt habe, sei, dass zwei ihrer Anträge Eingang in die Gesetze gefunden hätten. Zwei Jahre in Folge reichte sie einen Vorschlag zur Familienerziehung ein. Im Oktober 2021 stimmte die 31. Sitzung des Ständigen Ausschusses des 13. Nationalen Volkskongresses schließlich für die Annahme eines neuen Gesetzes zur Förderung der Familienerziehung. 

Beim zweiten angenommenen Antrag handelt es sich um einen Vorstoß aus dem Jahr 2019 zur Stärkung der Sensibilisierung für das Problem der sexuellen Belästigung und für Geschlechterfragen auf dem Campus. Xu wies auf die Notwendigkeit hin, die rechtliche Definition von sexueller Belästigung genauer zu untersuchen. Ein Jahr später wurde die revidierte Fassung des Zivilgesetzbuches auf der 3. Tagung des 13. NVK verabschiedet. Im Artikel 1010 wird der Begriff der sexuellen Belästigung genau definiert. Dies ist von großer Bedeutung dafür, Straftäter zur Rechenschaft zu ziehen, die Rechte und Interessen der Opfer zu schützen und die Verhaltensfreiheit der Bürger zu wahren. 

„Jedes neue Jahrestreffen ist wie eine Überprüfung, bei der wir unsere Arbeit des vergangenen Jahres genau unter die Lupe nehmen. So lässt sich unser Arbeitsenthusiasmus stetig aufrechterhalten“, sagt die 25-Jährige. Als eine junge Frau der Generation Z (weltweit werden die jungen Menschen, die zwischen Mitte der 1990er und Anfang der 2010er Jahre geboren sind, häufig als Generation Z bezeichnet), die ein katastrophales Erdbeben in ihrer Heimat überlebt hat, war und ist Xu immer dankbar für ihr Leben. Sie hofft, dass sie in Zukunft der Gemeinschaft etwas von dem zurückgeben kann, was sie selbst erhalten hat, und durch ihre Bemühungen noch mehr Menschen helfen kann.  

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