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Pilotprogramm „Städte ohne Abfälle“ wird zum Erfolgsprojekt |
Von Zhang Shasha · 2019-06-11 · Quelle:Beijing Rundschau |
Stichwörter: Mülltrennung;Umweltschutz | Druck |
Eine Freiwillige hilft einer älteren Anwohnerin dabei, sich in einem Wohnblock in Beijing mit einer intelligenten Müllsortiermaschine zurechtzufinden. [Foto: XINHUA]
Zwischen zwei Gebäuden in einem Wohngebiet in Shenzhen, der inzwischen wirtschaftlich wichtigsten Metropole in der südchinesischen Provinz Guangdong, stehen sechs "wählerische Esser", die auf ihr exklusives Tagesfutter warten. Jede der wählerischen Maschinen hat ihre eigene, ganz spezielle „Ernährung“: sie fressen am liebsten Glas, Metall, Kunststoff, Papier, Batterien und Glühbirnen.
Es handelt sich um Müllcontainer, die für die Mülltrennung konzipiert wurden. Ausgestattet mit einem intelligenten Sprachinformator und einer Kamera, die die Anwohner anleitet und darauf aufpasst, dass sie ihren Müll richtig zu sortieren. Bisher gibt es in dem Wohnblock 35 solcher Mülltrennungsgeräte, und jeden Abend sind Freiwillige anwesend, die vor allem den älteren Bewohnern dabei helfen, sich mit den neuen Maschinen zurechtzufinden. Im Jahr 2018 wurden so 13,9 Tonnen Glas, Metall, Kunststoff und Papier sowie 876 kg Batterien gesammelt und ordnungsgemäß getrennt. Ein guter Wert – vor allem wenn man bedenkt, dass es sich nur um einen einzigen Wohnblock handelt.
Die kleine Gemeinde ist Teil eines vom Staatsrat benannten Pilotprogramms zur Erforschung des Aufbaus abfallfreier Städte, das im Januar aufgelegt wurde. Das Programm umfasst elf Teststädte, darunter Shenzhen, die Innenstadt von Chongqing im Südwesten und Sanya in der südlichen Provinz Hainan sowie fünf weitere Regionen im ganzen Land.
Der Aufbau abfallfreier Städte bezieht sich auf ein Stadtentwicklungsmodell, das darauf abzielt, Mülldeponien sowie die Umweltauswirkungen fester Abfälle zu reduzieren bzw. minimieren, indem eine umweltfreundliche Produktion und Lebensweise gefördert, feste Abfälle schon am Entstehungsort reduziert und in Ressourcen umgewandelt werden.
„Das Pilotprogramm ist ein sozial- und wirtschaftspolitisches Reform- und Innovationsprojekt für die Gesamtbewirtschaftung fester Abfälle“, sagte Zhuang Guotai, Vizeminister für Ökologie und Umwelt, am 13. Mai. „Es zielt darauf ab, Mechanismen, Technologien, Märkte und Regulierungssysteme zu etablieren, die geeignet sind, Städte ohne Abfälle zu bauen, und bildet eine Reihe von replizierbaren Modellen, um eine solide Grundlage für die landesweite Umsetzung des Programms zu schaffen.“
Bis Ende 2020 werden in 46 chinesischen Großstädten Mülltrennungssysteme aufgebaut sein, und alle Städte auf Bezirksebene und darüber hinaus sollen bis 2025 über solche Systeme verfügen, heißt es in den bereits im Februar vorgestellten, offiziellen Projektzielen.
Eine Sickerwasseraufbereitungsanlage in Fuzhou, südostchinesische Provinz Fujian. [Foto: XINHUA]
Umweltfreundliche Städte
Die tatsächlichen Abfälle variieren von landwirtschaftlichen Abfällen bis hin zu Hausmüll, was zeigt, dass das Konzept sehr umfassend gestaltet ist. Das bedeutet jedoch nicht, dass es keine Abfälle mehr gäbe oder dass die Festabfälle vollständig verwertet werden könnten. Es handelt sich lediglich um ein fortschrittliches Konzept der Stadtverwaltung mit dem Ziel, die Entstehung von festen Abfällen zu minimieren, Ressourcen angemessen zu nutzen und die sichere Entsorgung der gesamten Abfälle einer Stadt zu gewährleisten. Ein solches Mammutprojekt macht lange und strikte Anstrengungen erforderlich.
Neben einem kumulierten Bestand an Industrieabfällen von bis zu 70 Milliarden Tonnen produziert China jährlich mehr als 10 Milliarden Tonnen feste Abfälle, wobei die Wachstumsrate von Jahr zu Jahr drastisch steigt. Du Xiangwan, Vorsitzender des Komitees für das Pilotprogramm „Städte ohne Abfälle“, sagte im Mai: „Wenn die riesige Menge an festen Abfällen nicht ordnungsgemäß entsorgt und verwertet wird, wird sie zu ernsthaften Umweltproblemen und einer riesigen Verschwendung von Ressourcen führen.“
China verfüge bereits über die nötigen Grundlagen für den Bau von abfallfreien Städten. Durch gemeinsame Anstrengungen von Regierungsinstitutionen, Unternehmen und Einwohnern könne man eine neue Perspektive erwarten, die ökologische, soziale und wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen werde, fügte Du hinzu.
Die elf Städte und fünf Gebiete, darunter auch das Neue Gebiet Xiong‘an, eine neue Wirtschaftszone in der Nähe von Beijing in der nordchinesischen Provinz Hebei, wurden ausgewählt, um die Anforderungen des Programms zu erfüllen. Dabei hat das Ministerium für Ökologie und Umwelt (MEE) nationale strategische Bereiche wie die Region Beijing-Tianjin-Hebei, den Wirtschaftsgürtel am Yangtse und die Wirtschaftsregion Guangdong-Hongkong-Macao sowie Orte, die bereits funktionierende Mülltrennungsprogramme umgesetzt haben oder umsetzen, priorisiert.
So wurden beispielsweise nach den am 1. Januar in Kraft getretenen Mülltrennungsvorschriften von Chongqing Pilotprogramme in 23 Wohnblöcken im gesamten Stadtgebiet gestartet. Bis 2020 soll mindestens die Hälfte der Unterbezirke in der Innenstadt von Chongqing eine strikte Mülltrennung einführen. Die Recyclingquote des städtischen Hausmülls in diesen Gebieten soll dann 35 Prozent erreichen. Darüber hinaus haben 15 Unternehmen in Chongqing Ende 2018 gemeinsam eine Industrieallianz zur Entsorgung von Festabfällen gegründet, die das Programm technisch unterstützt.
Noch wichtiger ist, dass das Programm die Verbesserung von Schwachstellen in der Pilotphase betont. Die Maßnahmen konzentrieren sich hauptsächlich auf einen langfristigen Mechanismus zur Vermeidung von Umweltverschmutzung und das Recycling von festen Siedlungsabfällen. Darüber hinaus sollen Verantwortungslisten für verschiedene Regierungsorgane erstellt und ein integriertes Managementsystem mitsamt Index – zur Bewertung der Leistungen – entwickelt werden.
Eine von der MEE am 13. Mai herausgegebene Richtlinie besagt, dass es fünf allgemeine Kriterien für die Bewertung der Wirksamkeit des Programms gibt: Reduzierung von festen Abfälle gleich am Ort ihrer Entstehung, Nutzung und Recycling, Endlagerung, Unterstützungskapazitäten und öffentlicher Nutzen.
Riesiges Marktpotenzial
Das Programm der abfallfreien Städte werde enorme wirtschaftliche Vorteile bringen, sagte Du. Bis 2030 wird der Wert der "Stadtmine" – gemeint sind wiederverwendete oder recycelbare seltene Metalle – etwa 2,14 Billionen Yuan (309,7 Milliarden Dollar) erreichen, die Nutzung von ländlichen Abfällen wird Gewinne von 3,97 Billionen Yuan (574,5 Mrd. Dollar) generieren, und die wirtschaftlichen Vorteile des Recyclings großer Industrieabfälle werden 1,35 Billionen Yuan (195,4 Mrd. Dollar) übersteigen.
Laut einem Forschungsbericht von Solid Waste Observer, einem von Zhang Yi, dem ehemaligen Präsidenten der Shanghaier Akademie für Umweltwissenschaften, gegründeten Social Media Account, schätzen Brancheninsider, dass Chinas Bauabfallmarkt 2017 die 80-Milliarden-Yuan-Marke (11,6 Mrd. Dollar) überschritten hat, etwa doppelt so viel wie noch 2010. Die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate in den letzten acht Jahren lag in diesem Markt damit bei über zehn Prozent. Sollte er weiter mit dieser Geschwindigkeit wachsen, kann der Markt bis 2020 leicht 100 Milliarden Yuan (14,5 Mrd. Dollar) wert sein.
Die von der MEE veröffentlichten Statistiken zeigen, dass die Menge an allgemeinen Industrieabfällen, gefährlichen Industrieabfällen, medizinischen Abfällen und Haushaltsabfällen, die in großen und mittelgroßen Städten landesweit anfallen, im Jahr 2017 jeweils 1,3 Milliarden Tonnen, über 40 Millionen Tonnen, 781.000 Tonnen bzw. 219,4 Millionen Tonnen erreichte und damit ein großes Potenzial für die Abfallwirtschaft der Zukunft darstellt.
Darüber hinaus wird der Marktwert der chinesischen Wiederverwertung von festen Abfällen bis 2030 auf sieben bis acht Billionen Yuan (1 bis 1,15 Billionen Dollar) geschätzt, und man geht davon aus, dass der Sektor 40-50 Millionen Arbeitsplätze schaffen wird. Die Branche soll ein wesentlicher Pfeiler der strategischen aufstrebenden Industrien Chinas und ein neuer Wachstumstreiber für die wirtschaftliche Entwicklung werden.
Getrieben von steigenden wirtschaftlichen Renditen haben sich eine Reihe von Unternehmen im Bereich des Umweltschutzes, die sich bisher mit der Abwasserbehandlung beschäftigt haben, inzwischen auch auf dem Markt für die Entsorgung fester Abfälle etabliert.
Laut des Chinesischen Verbands der Umweltschutzindustrie lagen die Gesamteinnahmen von 43 auf dem chinesischen Festland und 13 in Hongkong-gelisteten Unternehmen zur Bekämpfung von Wasserverschmutzung bei 256 Milliarden Yuan (37,1 Milliarden Dollar), ein Plus von 3,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Weitere 22 auf dem Festland und zwei in Hongkong gelistete Unternehmen zur Verhinderung von Luftverschmutzung berichteten von einem Gesamtumsatz von 117,9 Milliarden Yuan (17,1 Milliarden Dollar), was einem Rückgang von 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Unterdessen nahmen 22 auf dem Festland und elf in Hongkong gelistete Müllentsorgungsunternehmen 288,9 Milliarden Yuan (41,8 Milliarden Dollar) ein, ein Plus von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt stiegen die Umsätze von 29 dieser Unternehmen im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Jahres 2017 deutlich an, wobei die höchste Wachstumsrate bei über 153,5 Prozent lag.
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