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Die Last des Wohnens: Beijing diskutiert extreme Mietpreise |
· 2016-05-06 · Quelle:Radio China International |
Stichwörter: Mietpreise;Metropolen;Einkommen | Druck |
Seit Jahren kämpft China gegen die rasant ansteigenden Mietpreise in den Metropolen. Erfolge setzten hierbei nur sehr bedingt ein. Dies belegte kürzlich eine Analyse der britischen Organisation Global Cities Business Alliance (GCBA) in aller Deutlichkeit, in der die Mietkosten von 15 Großstädten weltweit verglichen wurden. Das Ergebnis zeigt, dass gemessen am Kosten-Einkommen-Verhältnis Beijing die teuerste Mietmetropole ist. Die Mietkosten erreichen hier das 1,2-Fache des Durchschnittseinkommens, was letztendlich bedeutet, dass sich viele Bürger das Wohnen schlicht nicht leisten können. Der Mittelwert der Wohnungsmiete liegt bei umgerechnet über 700 Euro, während das durchschnittliche Einkommen sich bei 680 Euro eingependelt hat. Beijings Mieten sind in dieser Relation betrachtet nahezu zweimal so teuer wie in Abu Dhabi – die Stadt folgt auf dem zweiten Platz der teuersten Mietmetropolen. Besonders die Gruppe, die aus anderen Provinzen nach Beijing zum Arbeiten kommt, ist dadurch starker Belastung ausgesetzt. Blogger Peiling schreibt:
„Ich bin vor drei Jahren aus Gansu nach Beijing gekommen und arbeite als Servicekraft in der Gastronomie. Mein Traum war immer, ein eigenes Restaurant zu eröffnen und gutes Geld zu verdienen. Aber die Wuchermieten machen es unmöglich, dass ich mir etwas anspare – obwohl ich mir mit mehreren Kollegen eine Wohnung teile."
Diese Engpässe betreffen keineswegs ausschließlich die Servicekräfte in Restaurants, Schulen oder Krankenhäusern. Selbst die intellektuelle Elite hat schwer zu kämpfen.
„Wir alle träumen davon, die Armut der Heimat hinter uns zu lassen, in Beijing eine gute Ausbildung und dann einen lukrativen Job zu erhalten. Ich selbst habe einen Masterabschluss der Technischen Universität von Beijing. Danach arbeitete ich bei den Firmen Baidu, bei Letv und schließlich fand ich einen Job in der Softwareentwicklung mit einem Monatsgehalt von 8.500 Yuan RMB (1.145 Euro). Ich hatte große Karrierepläne, aber da immer über die Hälfte des Geldes dem Vermieter zukommt, fehlten mir stets die Mittel. Auch haben meine Freundin und ich mit aller Kraft auf eine Eigentumswohnung gespart, aber es kam einfach nicht genug zusammen."
Der Erwerb einer eigenen Wohnung ist ein traditionelles Ansinnen vieler junger Chinesen. Das geläufige Ziel ist es, vor der Heirat neben einem Auto und einem guten Einkommen auch eine Eigentumswohnung vorweisen zu können. Erwiesen ist, dass eine eigene Wohnung in vielen Fällen auf Dauer gesehen günstiger ist, als die Summe der ewig ansteigenden Mieten. Hier zeigt sich jedoch ein weiteres Problem, das der Youtube-Channel „Interesting on the Planet" zusammenfasst:
„Der großen Mehrheit der Beijinger Bürger bleibt keine Wahl, sie müssen mieten. Seit Beginn dieses Jahres bis März sind die Immobilienpreise um 18 Prozent gestiegen. Zudem gilt das Gesetz, dass ein Zugezogener über einen Zeitraum von fünf Jahren in Beijing Steuern gezahlt haben muss, bevor er das Anrecht auf den Erwerb einer Wohnung erhält."
Innerhalb Beijings variieren die Miethöhen jedoch sehr stark. Es gilt die Faustregel, je weiter ein Viertel vom Herzen der Stadt entfernt ist, desto geringer sind die Preise. Yuanyi beschreibt ihre eigene Situation:
„Als Grundschullehrerin habe ich ein mittleres Einkommen. Anfangs wohnte ich nahe der Schule in Haidian, doch stiegen die Mieten über die Jahre unaufhörlich, während die Gehälter keine Anpassung erfuhren. Mir blieb nur die Wahl, in ein Viertel außerhalb umzuziehen, wo die Mieten deutlich geringer sind. Heute wohne ich in Fangshan im äußersten Südwesten Beijings und pendle zur Arbeit. Die einfache Fahrtzeit beträgt eineinhalb Stunden, das sind an jedem Arbeitstag über drei Stunden auf der Straße."
Dieses Schicksal teilen viele Arbeitskräfte in Beijing. Die empirische Studie der GCBA ergab überdies, dass eine steigende Anzahl an chinesischen Hauptstadtbürgern in die Randgebiete zieht und im Schnitt 104 Minuten des Tages zwischen Wohnung und Arbeitsplatz verbringt. Weltweit übertrifft nur Mexiko-Stadt diese Dauer mit einem durchschnittlich 113-minütigen Arbeitsweg.
Wenngleich der Traum eines guten Lebens in Beijing landesweit fest im Bewusstsein chinesischer Staatsbürger verankert ist und der Zuzug ungebrochen anhält, hat inzwischen eine ganze Reihe aus Altgedienten – zermürbt durch die alltägliche Last – genug von den drückenden Mietkosten. So entwickelt sich eine neue Migrationstendenz, die Blogger Maoxiu benennt: „Wenn ihr euch weiterhin in Beijing quälen wollt, dann bitte. Ich werde in meine Heimat Hebei zurückgehen und dort mein Glück versuchen. Wohnt euch doch zu Tode!"
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