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Sollten verwestlichte Ortsnamen verboten werden?

  ·   2016-04-08  ·  Quelle:Beijing Rundschau
Stichwörter: Ortsnamen;Kampagne;Trend
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Eine Wohnanlage in einer chinesischen Kleinstadt hat sich Venedig getauft. Eine andere nennt sich Manhattan nach dem berühmten New Yorker Stadtteil. Das sind nur zwei Beispiele für das Phänomen, das derzeit über die Baustellen in ganz China fegt: Namensgebung nach westlichen Wahrzeichen. 

Einige machen sich Sorgen, dass der Trend zum Gebrauch von ausländischen Ortsnamen die lokale und traditionelle Kultur untergräbt. Das gilt auch für groteske und übertreibende Namen wie in dem Fall, dass eine Community sich Garten nannte, obwohl von einem Garten überhaupt nicht die Rede sein konnte. Viele argumentieren, dass die Verbreitung solcher Namen die Bewohner verwirren könnte, insbesondere ältere Bürger, die an traditionelle Namen gewöhnt sind.   

Die chinesische Regierung hat kürzlich eine Initiative gestartet, um diesen Bedenken Rechnung zu tragen. Die als unangemessen erachteten Namen von Straßen, Wohnanlagen und Parks sollen genormt werden. Es gibt jedoch auch Stimmen, die vorschlagen, dass vernünftige Ortsnamenstandards angenommen werden sollten, um die Kampagne zielgerichter zu gestalten.   

Eine rechtzeitige Kampagne 

Shen Hongsheng (Guancha.gmw.cn): Die entsprechenden Behörden planen, die Namen von Wohnanlagen, wichtigen Gebäuden, Straßen usw. zu regulieren. Manche Leute denken, diese Namen seien lediglich ein Symbol, so dass eine ernsthaftige Beschäftigung mit ihnen unnötig sei. Aber Tatsache ist, dass die Namen von Straßen und Wohnanlagen Kultur und Geschichte überliefern und Zeugnis über die Vergangenheit eines bestimmten Ortes ablegen.   

Namen, die mit der chinesischen Tradition nichts zu tun haben, sieht man in zunehmendem Maße überall im Land, inbesondere modische Namen aus dem Westen. Sie haben alte Namen, die schon Jahrhunderte lang einen Ort bezeichneten, ersetzt. Mit den Namen ist auch viel lokale Kultur ersetzt worden. Nach Angaben der Behörde für zivile Angelegenheiten sind in den vergangenen drei Jahrzehnten mehr als 60 000 Gemeinde- und 400 000 Dorfnamen verschwunden. Ohne effektive Maßnahmen zur Umkehr dieses Trends könnten sich solche mit den lokalen Gegebenheiten völlig unvereinbare Namen wie Manhattan oder Venedig möglicherweise über das ganze Land ausbreiten.      

Gründlich nachdenken 

Tuo Xingang (Changsha Evening News): Die Entscheidung der Behörden im Umgang mit den merkwürdigen Namen wird leicht an Unterstützung gewinnen, da diese Namen offensichtlich Probleme haben. Aber wie definiert man merkwürdig"? Es gibt keine klaren Standards, und wenn diese fehlen, werden Fragen auftauchen. Auch ist es manchmal so, dass ein merkwürdiger Name einen eigentümlichen historischen Hintergrund hat.   

Das Urteil darüber, ob ein Name merkwürdig ist, sollte auf sorgfältigen Analysen basieren und sich nicht allein auf die Schriftzeichen des Namens beschränken. Wenn man einem Ort einen ausländischen Namen gibt, könnten Geschichten, Legenden oder ein historischer Hintergrund dahinterstehen, die mit dem Namen assoziiert werden. So gibt es in Shanghai eine Reihe von Gebäuden im westlichen Stil, die seit fast einem Jahrhundert Zeugen der Stadtentwicklung sind. Die Öffentlichkeit hat damals die ausländischen Namen dieser Gebäude akzeptiert.  

Deshalb ist es in dieser Runde von Namenskorrekturen wichtig, eine kluge Haltung einzunehmen und die so genannten „merkwürdigen" Namen in unterschiedlicher Weise zu behandeln. Die Regierung muss den Menschen vor Ort Gehör schenken. Gerade sie sind mit diesen Namen vertraut und wissen viel über den Ursprung von Namen bestimmter Straßen, Viertel und Gebäuden. Es freut uns sehr, dass heutzutage Ortsansässige von den Behörden konsultiert werden, wenn es um die Benennung von U-Bahn-Stationen und Parks geht. 

Es sollte auch eine Liste mit den Namen für Orte von bestimmter kultureller und historischer Bedeutung geben. Diese Namen sollten auf die Schutzliste gesetzt werden. Wir haben schon zu viel Kulturerbe verloren und im Prozess der Korrektur von Ortsnamen sollte nichts weiteres verloren gehen. Die Namen auf der Liste, selbst wenn sie schon länger nicht mehr in Gebrauch sind, sollten vor Ort in Gedenktafeln eingeritzt werden. So etwas gibt es schon in den alten Stadtvierteln von Changsha in der zentralchinesischen Provinz Hunan; sie erinnern die Menschen an die lange Geschichte dieser Stadt. 

Standardnamen sind leichter im Gedächtnis zu behalten und bequemer im Gebrauch, deshalb auch besser zu schützen. Orte von großer historischer und kultureller Bedeutung, die nicht so praktisch im Gebrauch sind oder gar „merkwürdig" erscheinen, sollten mehr Aufmerksamkeit erhalten. Ihr Schutz ist von großer kultureller Wichtigkeit.  

LINKS:

Adresse: BEIJING RUNDSCHAU Baiwanzhuanglu 24, 100037 Beijing, Volksrepublik China


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